Acoustica: Deine Lakaien in Berlin

Deine Lakaien

29. März 2019

BERLIN, ADMIRALSPALAST

Der Admiralspalast, ein stilvolles Theater mit zwei Emporen, roten Sitzplätzen, einem prunkvollen Leuchter an der hohen Decke und einer über hundertjährigen, wechselhaften Geschichte bot das perfekte Ambiente für eine ungewöhnliche Veranstaltung mit dem Titel „Acoustica“. Ein Abend, drei Projekte, drei Konzerte.

Dabei standen zwei Musiker im Mittelpunkt: Ernst Horn und Alexander Veljanov traten nicht nur mit ihrer gemeinsamen Band „Deine Lakaien“, sondern zudem mit ihren Soloprojekten „Helium Vola“ und „Veljanov“ auf. Rein akustisch – auf elektronisch verstärkte Instrumente, Samples und sonstige elektronische Klangerzeugung wurde verzichtet.

Künstliche Nebelschwaden zogen über die in farbiges Licht getauchte Bühne des Admiralspalasts, als Ernst Horn am Flügel Platz nahm und die klassisch ausgebildete Sängerin Sabine Lutzenberger ans Mikrofon trat. Die folgende Darbietung war faszinierend – mittelalterliche Lyrik über Liebe, Tod und Natur gepaart mit teils experimentellem, rhythmischem Spiel auf dem Flügel. Alt- und mittelhochdeutsche, lateinische, galicische oder provenzalische Worte rankten sich um zarte Melodien.

„Saelic, saelic sî diu wunne,
saelic sî des wunnebernden meien zît,
saelic sî der vogel singen,
saelic sî diu ouwe, saelic sî der walt!“

(aus „Selig“)

Sabine Lutzenbergers klare Stimme bezauberte ebenso wie der in Perfektion agierende Ernst Horn, der die Tasten nicht nur hingebungsvoll „bearbeitete“, sondern den Saiten seines präparierten Instruments durch direktes Anschlagen und Streichen Töne entlockte.

Nach sieben, kurzweiligen Stücken kam Alexander Veljanov für ein mehr als harmonisches Duett („The unquiet grave“) auf die Bühne, ehe „Helium Vola“ im fließenden Wechsel Goran Trajkoski (Gitarre) und Igor Zotik (Klavier, Melodica) Platz machte. Die beiden Musiker rahmten den entspannt wirkenden Alexander Veljanov ein, dessen grandiose Stimme kaum jemanden kalt ließ. Und trotzdem musste er die berechtigte Bitte äußern, zumindest das Ende eines Songs abzuwarten, um sich – aus welchem Grund auch immer – den Weg hinaus zu bahnen. Der Großteil der Konzertbesucher wollte sich aber keinen Ton entgehen lassen, sondern sich von der Mischung aus deutsch- und englischsprachigen Texten berühren lassen.

„Kommst du wieder
Alles warten war umsonst
Lag darnieder
schier von Sinnen atemlos
Schwere Lider
Matt der müden Augen Glanz
Immer wieder
Bilder wie aus zweiter Hand“

(aus „Nie mehr“)

Und dies war alles nur die Ouvertüre. Schließlich folgte nach einer kurzen Pause der Auftritt von „Deine Lakaien“. Und was für ein Auftritt. Vierzehn Stücke, die das Publikum sowohl in stumme Verzückung als auch laute Begeisterung versetzte: Während der Darbietung der Lieder herrschte zumeist die stille Aufmerksamkeit eines Klassikkonzerts. Doch nach jedem Song gab es euphorischen Applaus – wie bei einem Popkonzert. Für „Deine Lakaien“ war es zwar der erste Auftritt im Admiralspalast, die Geschichte dieses Ortes und die Biografie der Band sind dennoch verbunden. Wie das Publikum im Laufe des Abends erfuhr, diente vor 20 Jahren der Admiralspalast – damals unter dem Namen „Metropol-Theater“ – als Kulisse für den Videodreh zum Titel „Return“, der während des Konzerts im akustischen Gewand präsentiert wurde. Einzelne Songs hervorzuheben, fällt mehr als schwer. Einen klar definierten Höhepunkt gab es nicht. Ob nun das kraftvolle „Over And Done“, das melancholische „2nd Sun“ oder das eingängige „Wunderbar“ – alle Titel beeindruckten gleichermaßen. Der in sich hervorragend geschlossene Konzertabend hatte mit „Nuestras Vidas“ – einem Stück von „Helium Vola“ – einen überraschenden aber perfekten Schlusspunkt, für den Sabine Lutzenberger, Goran Trajkoski und Igor Zotik nochmals auf die Bühne kamen. Mit stehenden Ovationen wurden die sichtlich erfreuten Musiker gefeiert und ihnen für eine ausgezeichnete Darbietung gedankt.

Fotos: Marcus Rietzsch

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