Daniela Vorndran hat sich mit ihrer Fähigkeit, die besonderen Momente eines Konzerts eindrucksvoll bildlich festzuhalten, einen Namen gemacht. Ihre Leidenschaft für Musik und Fotografie verschmilzt in ihren Aufnahmen zu sehenswerten Kompositionen aus Licht, Schatten und Emotionen. Im folgenden Interview berichtet sie über ihre Anfänge im Bereich der Konzertfotografie, Herausforderungen und schönen Erlebnissen hinter der Kamera.
Wie bist Du zur Konzertfotografie gekommen und erinnerst Du Dich an Deine ersten Konzertfotos?
Fotografiert habe ich schon, seit ich als Kind von meinem Papa eine Kamera geschenkt bekommen habe. Das war noch eine kleine Filmkamera, und genau so eine hatte ich dann bei meinem ersten Depeche Mode Konzert 1998 (sehr spät, wo ich doch schon seit 1984 Fan war) dabei, da ich von meiner Lieblingsband unbedingt auch Fotos machen wollte. Die Kombination aus kleinem Fotoapparat, Film und dann versagte auch noch kurz vor Beginn der Kreislauf – das waren denkbar schlechte Voraussetzungen, um ein Konzert zu fotografieren, wenn man keine Erfahrungen hat. Aber Versuch macht klug! Bei meinem Versuch, mein erstes Konzert zu fotografieren, war vielleicht ein Bild dabei, auf dem man Martin Gore erahnen konnte, und sonst einfach nur Schemen oder ganz schwarz mit ein paar Lichtflecken. Also insgesamt ein kompletter Reinfall, aber mein Ehrgeiz war geweckt. Nach und nach wurden die Bilder besser. Ich war in der Fotocommunity und konnte mir da durch den Kontakt mit anderen Konzertfotografen viele Tipps abholen, und schlussendlich fingen erste Bands an, die Bilder zu verwenden. Damals noch alles ohne Social Media. Ich knüpfte Kontakte, bekam erste Fotopässe… und so kam das Ganze dann ins Rollen. Zu dem Zeitpunkt fotografierte ich immer nur für meine eigene Webseite, die es seit 2001 gab. 2004 lernte ich dann bei einem Festival in Oberhausen ein paar Leute aus den Niederlanden kennen, die gerade dabei waren, ein Webzine – Reflections of Darkness – aufzubauen und ich stieg ein. Heute ist von den Leuten keiner mehr dabei, und ich betreibe das Magazin alleine. Am 1. Januar 2025 feiern wir damit 20. Geburtstag.
Wie war es für Dich, anfangs mit einer analogen Kamera zu arbeiten?
Analog habe ich noch miterlebt, wenn auch nicht mehr lange, und nur mit einer Kleinbildkamera. An Spiegelreflex habe ich damals noch nicht gedacht, obwohl ich die alte Exa von meinem Vater ab und zu im Gebrauch hatte – die war aber für Konzerte ganz und gar ungeeignet. Ich erinnere mich gut daran, dass man pro Konzert gerne mal ein bis zwei Filme verbraucht hat (die ja auch was gekostet haben) und dann die Bilder zum Entwickeln gegeben hat, sodass man erst einige Tage später wusste, was wirklich aus den Bildern geworden ist. Da war die Überraschung oft groß, und viele Bilder waren unbrauchbar. Da fehlte mir einfach noch die Übung. Ich wusste schon, dass man einen Film mit sehr hoher ISO brauchte und glaube, es war ein 800er Film, den ich damals dabei hatte. Alle anderen Einstellungen an der Kamera waren automatisch. Besonders, als ich dann später die erste digitale Kamera hatte, habe ich angefangen, mich mit manuellen Einstellungen zu beschäftigen. Welche ISO, Blende und Belichtungszeit nehme ich? Von Bildgestaltung war ich da aber noch meilenweit entfernt…
Anmerkung der Redaktion: ISO bezieht sich auf die Lichtempfindlichkeit des Films (oder des Sensors). Ein höherer ISO-Wert erhöht die Lichtempfindlichkeit, was Aufnahmen bei schwierigen Lichtverhältnissen ermöglicht, geht jedoch einher mit einem gröberen Filmkorn (gleichbedeutend mit dem Bildrauschen digitaler Kameras, das ebenfalls bei höheren ISO-Einstellungen zunimmt).
Wie viele Konzerte fotografierst Du im Durchschnitt pro Jahr und wie findest Du die richtige zeitliche Balance zwischen dieser Leidenschaft und Deinem Hauptberuf?
Pro Jahr, das ist schwer zu sagen, besonders, da man auf einem Festival an einem Wochenende auch gerne mal 40 Bands vor der Linse hat. Vor einigen Jahren noch habe ich besonders im Herbst auch schon mal vier oder fünf Konzerte die Woche fotografiert. Das habe ich aber inzwischen heruntergefahren. Womit wir bei der Balance zwischen Konzertfotografie, Musikmagazin und Hauptberuf sind. Und ein bisschen Privatleben und Zeit mit dem Freund möchte man ja auch noch haben. Deswegen versuche ich, momentan nicht mehr als zwei bis drei Konzerte in der Woche zu machen, wobei ich das gerne auch mal aufs Wochenende verlege. Ich gönne mir dann auch bewusst Auszeiten, in denen ich mal einen Wellnesstag mache, Essen gehe, mit Freunden zur Party oder auch wandern gehe. Trotz allem nehmen Konzertfotos und mein Magazin immer noch den größten Teil meiner Freizeit vom Hauptberuf ein. Ich habe das Glück, dass mein Freund auch im Musikbereich unterwegs ist und wir hier wenigstens oftmals auch zusammen unterwegs sein können.
Welche Eigenschaften benötigt eine gute Konzertfotografin bzw. was macht eine gute Konzertfotografin aus?
Das ist eine sehr schwierige Frage, finde ich. Ich versuche, das mal aus meiner Sicht zu beantworten. Wichtig finde ich, dass man das Publikum so wenig wie möglich stört. Immerhin haben die Leute Geld für das Konzert bezahlt. Gerade wenn es keinen Graben gibt, versuche ich hier im Vorfeld schon Kontakt mit den Leuten zu haben und zu klären, wann ich wie und wo fotografieren will. Das klappt meist ganz gut. Wenn man die Möglichkeit hat, auf der Bühne zu fotografieren, sollte man auch versuchen, so unsichtbar wie möglich zu sein. Klar geht das nicht immer – es kommt da auch auf die Wünsche der Band an – aber zumindest dunkle Kleidung sollte da Pflicht sein. Was Fotos selbst angeht, finde ich das Auge für die Situationen sehr wichtig. Also nicht nur, dass man technisch gut die einzelnen Musiker ablichtet. Ich finde es wichtig, die Stimmung einzufangen, Interaktionen zwischen den Musikern oder Musikern und Publikum. Auch immer den Blick offen zu haben für Lichtstimmungen, besondere Momenten, die passieren können… Natürlich sollte man schlussendlich dann auch noch sein Handwerkszeug, sprich Kamera und Objektive, beherrschen.
Was sind für Dich die größten Herausforderungen bei der Konzertfotografie?
Meinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Ich möchte die Stimmung des Abends einfangen, nicht nur eine technisch saubere Abbildung der Künstler erreichen. Das ist für mich die große Herausforderung. Natürlich ist es oftmals auch nicht einfach, mit den Gegebenheiten vor Ort zurechtzukommen. Oft hat man wenig Licht, keinen Fotograben oder Restriktionen, wie vom FOH fotografieren, die das ganze noch schwieriger machen.
Anmerkung der Redaktion: FOH steht für „Front of House“ und bezeichnet den Bereich im Zuschauerraum, wo sich die Mischpulte und andere Technik befinden. Von hier aus kann die Fotografin das Konzert fotografieren.
Kannst Du eine Geschichte oder ein Erlebnis teilen, das Dich in Deiner Laufbahn als Konzertfotografin besonders geprägt hat?
Ich glaube, an einem einzelnen Erlebnis kann ich das gar nicht so fest machen. Was mir sehr geholfen hat, war der permanente Austausch mit Gleichgesinnten – da geht es um Technik, Einstellungen, Locationinfos usw.
Wie wichtig ist Dir die Authentizität Deiner Fotos im Vergleich zu ästhetischen Aspekten?
Für mich geht das Hand in Hand. Ich überlege bei Fotos immer, ob ich so ein Foto von mir sehen möchte. Da fliegen dann schon mal tolle Fotos aus der Auswahl, die vom Aufbau, Stimmung her perfekt sind, aber bei denen zum Beispiel der Gesichtsausdruck nicht optimal ist oder man z. B. auch unter den Rock einer Sängerin schauen kann. Natürlich versuche ich, das Konzert so authentisch wie möglich darzustellen, aber auch meine eigenen künstlerischen Vorstellungen fließen in die Bildgestaltung mit ein. Ich sehe meine Fotos von der Sicht nicht als Dokumentation, sondern als künstlerische Abbildung des Geschehens. Deswegen sind auch viele meiner Fotos schwarzweiß oder haben eine typische Farbgebung. Ich finde das aber auch gut, wenn man am Bild schon die Fotografin / den Fotografen erkennt.
Wie bereitest Du Dich auf ein Konzert vor? Informierst Du Dich im Vorfeld über die Band und deren Bühnenperformance?
Das ist ganz unterschiedlich. Gerade wenn es vorab Restriktionen gibt – wie dass man nur von einer Seite des Grabens fotografieren darf – da schaue ich mir schon mal gerne Bühnenaufbau an, Videos von anderen Konzerten und möchte dann auch wissen, ob der Künstler Rechts- oder Linkshänder ist. Besonders wichtig, wenn man sich die Seite des Grabens aussuchen darf. Wer hat schon gerne ständig die Hand des Sängers vorm Gesicht?
Macht es einen Unterschied, ob Du die Musik magst oder hat dies keinerlei Einfluss auf die Qualität der Konzertfotos? Kann es sogar hinderlich sein, wenn Du Fan einer auftretenden Band bist?
Also ich stelle schon fest, dass es bei mir einen Einfluss hat. Wenn ich die Musik gut finde, dann kann ich mich auch besser in die Stimmung fallen lassen. Am Ende merke ich dann, dass die Bilder im Nachhinein mehr Charme haben, als wenn das Fotografieren nur eine Pflicht ist. Da habe ich dann auch nicht so viel Spaß dabei. Am liebsten mache ich mehrere Konzerte einer Tour, wenn ich die Musik mag. Da weiß man nach ein bis zwei Shows, wann besondere Momente kommen, die man unbedingt festhalten möchte.
Wie wichtig ist Dir die Interaktion mit den Künstlern und der Crew? Hilft dies, bessere Fotos zu machen?
Ob es unbedingt hilft, bessere Fotos zu machen, weiß ich nicht. Aber gerade die Interaktion mit dem Künstler ist mir wichtig. Ich versuche gerne, wenn ich fotografiere, Blickkontakt herzustellen und dann besondere Momenten einzufangen, wenn Künstlerinnen und Künstler dann mit der Kamera spielen, extra posen oder direkten Blickkontakt halten. Manchmal kann der Kontakt zur Crew auch ganz hilfreich sein, wenn man mal einen Hinweis auf besondere Momente bekommt. Zum Beispiel, dass in einem bestimmten Song eine Konfettikanone los geht usw.
Hast Du schon einmal Schwierigkeiten mit Veranstaltern oder Sicherheitskräften gehabt, und wie bist Du damit umgegangen?
Schwierigkeiten würde ich jetzt nicht direkt sagen. Es gibt hin und wieder Veranstalter, die erstmal gar nicht auf Anfragen antworten und dann nach der dritten Nachfrage einfach schreiben, die Liste wäre schon voll. Sowas kann ich immer nicht nachvollziehen, es ärgert mich, ist aber auch schnell abgehakt. Ärger mit Security hatte ich in dem Sinne noch nicht. Manchmal kommt es vor, dass man einen Song zu früh aus dem Graben muss, weil nicht richtig mitgezählt wurde. Aber das ist dann halt so, muss man mit leben. Im Allgemeinen habe ich mit der Security eigentlich immer sehr gute Erfahrungen. Da kommt es aber auch sicher ein bisschen darauf an, wie man selbst auf die Leute zugeht. Gerade bei kleinen Shows unterhalte ich mich auch gerne vorab schon mal mit den Leuten am Graben. Das macht später den Kontakt viel entspannter.
Was war die unangenehmste Situation, die Du als Konzertfotografin erlebt hast?
So richtig unangenehm könnte ich nicht sagen, dass jemals etwas war. Wenn man es denn als unangenehm bezeichnen möchte, war es, als ich U2 in der Lanxess Arena in Köln fotografieren konnte. Wir hatten mehrere Songs, jeweils an unterschiedlichen Orten in der Arena, aber nicht aus dem Graben. Der erste war zum Beispiel aus der Menge aus einem kleinen abgesperrten VIP Bereich. Wir sehr weit weg von der Bühne, mit Supertele, Tele und zwei Kameras behangen, Einbeinstativ und Klapphocker dabei. Wer mich kennt weiß, dass ich nicht so groß bin und ich habe sicher ausgesehen wie ein Packesel. Das war echt anstrengend.
Was war das denkwürdigste Konzert, bei dem Du fotografiert hast, und warum?
Das war auf jeden Fall mein erstes Depeche Mode Konzert, das ich offiziell fotografieren durfte. Ich hatte ja schon erzählt, dass ich seit 1984 Fan bin und 2006 durfte ich die Band dann das erste Mal offiziell ablichten. Ich war super nervös und hatte mega Bammel, die Bilder zu verhauen. Im Gegensatz zu heute durften wir damals auch noch die Support Band, The Bravery, fotografieren. Im Fotograben habe ich dann durch den Sucher geschaut, nichts stellte scharf. Ausgelöst, Bild war scharf. Ich war dann noch nervöser als so schon, wusste nicht, was los ist. In der Pause dann geschaut und geschaut… und dann festgestellt, dass der Dioptrieneinsteller verstellt war. Ich hatte die Kamera da gerade erst vom Support zurück und genau diese Einstellung nicht geprüft. Am Ende tat dann die Kamera ja doch, was sie sollte, ich habe endlich DM fotografiert und war danach einfach nur glücklich. Und es ist ein riesiger Stein von meinem Herzen gefallen.
Anmerkung der Redaktion: Ein Dioptieneinsteller bei einer Kamera ist ein kleines Rädchen oder ein Schieberegler, der sich in der Nähe des Suchers befindet. Er ermöglicht es dem Fotografen, die Schärfe des Sucherbildes an seine individuelle Sehschärfe anzupassen, sodass er auch ohne Brille ein klares Bild sehen kann. Dies ist besonders nützlich für Brillenträger, die ihre Brille beim Fotografieren nicht verwenden möchten.
An welche besonderen und schönen Momente als Konzertfotografin kannst Du Dich erinnern?
Ein besonderer Moment war zum Beispiel – auch wenn das nur bedingt direkt mit einem Konzert zu tun hat – der Moment, als Anne Haffmans von (damals) Mute Records mich anrief und fragte, ob ich ein Meet & Greet von Depeche Mode fotografieren kann. Wie ich da in Berlin, wo ich am Abend vorher das Konzert gesehen habe, durch die Wohnung einer Freundin gesprungen bin, kann man sich nicht vorstellen. Das war bei der Tour 2013. Tags darauf war ich sehr früh an der Arena in Oberhausen, saß lange Backstage rum und habe gewartet. Dann das Meet & Greet fotografiert und ein dankbares Händeschütteln von der Band bekommen. Das war schon ein Erlebnis. Danach durfte ich dann auch noch das Konzert fotografieren. Schön sind auch immer die Momente, wenn ich meinen Freund oder andere gute Freunde während ihrer Konzerte ablichten kann. Da ist die Chemie zwischen MusikerIn und Fotografin noch einmal eine ganz andere und ich finde, das sieht man auf den Bildern dann auch.
Hast Du einen Überblick, bei wie vielen Konzerten Du bisher fotografiert hast?
Mein Überblick ist meine Webseite. Da ich von jedem Konzert, das ich fotografiere, eine Galerie mache und online stelle, ist das gleichzeitig meine Datenbank. Anders wüsste ich gar nicht mehr, was ich alles schon gemacht habe. Und manchmal muss ich wirklich auch auf der Seite nachschauen, ob ich eine Band schon mal fotografiert habe, weil ich das einfach nicht mehr weiß.
Wie findest Du die Balance zwischen dem Einfangen der Energie eines Konzerts und dem Vermeiden von Störungen für das Publikum?
Das Thema hatte ich ja oben schon etwas angesprochen. Solange ein Fotograben da ist, ist das ja meist kein Problem. Da ist man eine begrenzte Zeit – meist die ersten drei Songs – im Graben, macht seine Arbeit und ist dann wieder weg. Da sollte die Störung für das Publikum eigentlich sehr gering sein. Schwieriger wird es, wenn man das ganze Konzert über fotografiert, es keinen Graben gibt oder es ein Sitzplatzkonzert ist. Solange es einen Graben gibt, setze ich mich zwischendurch immer wieder oder stehe an der Seite, bis „meine Momente“ kommen. Gerne nutze ich auch mal eine Galerie für andere Perspektiven und um den Leuten nicht im Weg zu stehen. Wenn ich mal am FOH Bilder mache, stelle ich mich kurz erhöht und verlasse den Platz dann immer wieder, um den Leuten so wenig wie möglich die Sicht zu nehmen. Ohne Graben rede ich meist vorher schon mal mit den Leuten und beruhige sie, dass ich nur einige Songs da bin. Bei Sitzplatzkonzerten robbt man dann auch gerne schon mal auf dem Boden rum, um den Leuten die Sicht nicht zu nehmen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man meist auch gut zurecht kommt, wenn man kurz mit den Leuten redet, sie beruhigt, dass man ihnen nur kurz im Weg „steht“ und sie dann in Ruhe das Konzert genießen können.
Wie empfindest Du die Geschlechterverteilung in der Konzertfotografie? Gibt es viele Frauen in diesem Bereich, oder bist Du meist eine der wenigen?
Das kommt ein bisschen auf den Bereich an, in dem man sich gerade bewegt. In der schwarzen Szene teilt man sich den Graben noch mit recht vielen Kolleginnen, auch wenn der Männeranteil trotz allem größer ist. Wenn ich allerdings auf großen Konzerten unterwegs bin, bei denen sehr viel Tagespresse anwesend ist, Agenturen und große Magazine, bin ich oft die einzige Frau im Graben. Insgesamt ist da der Anteil der Frauen merklich weniger als in der „Szene“.
Hast Du das Gefühl, dass Du als Frau im Bereich der Konzertfotografie anders behandelt wirst als Deine männlichen Kollegen? Wenn ja, wie äußert sich das?
Ich sage mal, untereinander nicht wirklich. Gerade bei großen Shows wird man dann behandelt wie jede/r andere. Was da aber auch gerne mal heißt, es geht mit harten Bandagen zugange. Gerade wenn viel Tagespresse im Graben ist, musste ich mir mein Ansehen schon hart erkämpfen und es dauerte teilweise lange, bis ich akzeptiert wurde. Ich glaube aber, das geht in dem Bereich allen Neulingen so. Ich glaube, wenn es um den Kontakt zur Security oder Crew geht, hat man es als Frau manchmal etwas leichter und wird etwas „betütelt“.
Hat sich durch die Möglichkeiten, die die digitale Fotografie bietet und den Umstand, dass fast jeder Konzertbesucher eine Kamera in Form eines Smartphones mit sich trägt, die Wertigkeit einer Konzertfotografie verändert?
Ich glaube schon. Vor allem, weil ein normaler Besucher aus der ersten Reihe dann das ganze Konzert über Fotos machen kann und nicht wie wir nach drei Songs oder weniger gehen darf. Da ergeben sich ja manchmal ganz andere Möglichkeiten. Und viele Leute sind dann auch einfach nur glücklich, wenn Bands ihre Bilder teilen und verwenden wollen und geben sie auch kostenfrei ab. Professionelle Fotos werden dann oft viel weniger nachgefragt. Da freue ich mich umso mehr, wenn ich bei einem Konzert höre: „Ach, du machst Fotos, dann kann ich mein Handy ja heute stecken lassen“.
Gibt es eine Band oder einen Künstler, die bzw. den Du unbedingt einmal fotografieren möchtest, bisher aber keine Möglichkeit hattest?
Da gibt es noch ein paar, bei einigen gibt es aber leider keine Möglichkeit mehr… wie David Bowie zum Beispiel. Oder Linkin Park mit Chester. Wobei man die Band selbst ja inzwischen wieder sehen kann und ich da sicher auch bei passender Gelegenheit versuchen werde, Fotos machen zu dürfen. Metallica fehlt mir zum Beispiel auch noch oder Kiss. Aber so ganz viele Wünsche habe ich da auch gar nicht mehr offen.