Dark Spring Festival 2015

Merciful Nuns: Artaud Seth

21. März 2015

BERLIN, BI NUU

Als mittlerweile gute Tradition lässt sich der Auftakt der „schwarzen“ Festivalsaison bezeichnen. Sich dem Massengeschmack entgegenstellend und abseits der sich alljährlich wiederholenden Bandzusammenstellungen luden die „Golden Apes“ bereits zum sechsten Mal zum Dark Spring Festival. Wie schon im Vorjahr bot das „Bi Nuu“ in Kreuzberg die passende Heimstatt für einen – so viel sei vorab verraten – gelungenen Abend.

Schon der Anblick der vor dem Einlass Wartenden weckte Erinnerungen und zauberte ein Lächeln auf unsere Gesichter. Nach der Öffnung der Tür ergoss sich langsam ein Meer aus Jung und Alt in den Hauptraum des Clubs. Ein internationales Publikum, aus dem der eine oder andere sehenswerte Iro herausragte. Schwarze Kleidung – mal schlicht, mal aufwändig gestaltet. Klassische Bandshirts. Toupierte Haare. Eine angenehme Mischung. Extrovertierte Menschen, die ausgelassen feierten. Und in sich Gekehrte, welche die teils melancholischen, teils treibenden Klänge langsam in sich kriechen ließen.

Aber nicht nur das wie sich herausstellen sollte überaus begeisterungsfähige Publikum, sondern insbesondere die auftretenden Bands verströmten ein internationales Flair.

Mit etwas Verzögerung und entgegen der ursprünglichen Ankündigung sorgten „Principe Valiente“ für einen stimmungsvollen Beginn. Bis an den Bühnenrand gut gefüllt aber mit genug Platz um dem persönlichen Bewegungsdrang nachzugeben zeigte sich der Raum. Die schwedische Formation mischt Elemente des Post-Punk und Shoegaze – überaus hörenswert und tanzbar. Starker Beifall honorierte den kurzweiligen Auftritt.

Anschließend steigerten „The Last Cry“ die ohnehin bereits gute Stimmung. Die leidenschaftliche Darbietung übertrug sich spielend auf das Publikum. Sänger Andrew Birch präsentierte die Stücke unwahrscheinlich ausdrucksstark. Mit theatralischem Ganzkörpereinsatz, Schreien und Kreischen zog er die Blicke auf sich. Aus einem auf der Bühne abgelegten Einkaufstütchen zauberte er zwischendurch ein Glas mit Honig und ein Löffelchen hervor. Sein persönliches Pflegemittel für Hals und Stimme. Mit einer grob in die Schublade „Gothic Rock“ zu steckenden Mischung aus wavigen Gitarren und düster-melancholischen Klängen sorgten die drei Briten für einen intensiven und überschwänglichen Auftritt.

The Last Cry: Andrew Birch

Dass die aus Italien angereisten „The Stompcrash“ hierzulande bislang recht unbekannt sind, wirkte sich auf die Laune der Anwesenden keineswegs negativ aus. Ganz im Gegenteil: Das Publikum zeigte sich neuen Tönen gegenüber sehr aufgeschlossen. So mussten die vier Musiker nicht viel Überzeugungsarbeit leisten. Kraftvolle Basslinien und harmonische Keyboardmelodien verschmolzen mit rockigen Gitarrenriffs und treibender Schlagzeugrhythmik zu einer Einheit.

The Stompcrash: Dani, Chris, Franka

An vorletzter Stelle gingen die Gastgeber „an den Start“. Die 1998 u.a. von den Brüdern Peer (Gesang) und Christian Lebrecht (Bass) gründete Band aus Berlin sind einfach bemerkenswert. Sie bleiben dem eigenen experimentellen Anspruch treu und wissen jedes Mal die Zuhörer aufs Neue in eine musikalische Welt der Melancholie zu entführen. Zentraler Fixpunkt dieser Klänge ist die dunkle, atmosphärische Stimme von Peer Lebrecht. Wie immer mit Zigarette. Wie immer zurückhaltend. Und wie immer begeisternd.

Golden Apes: Peer Lebrecht, Aris Zarakas

Den absolut würdigen Abschluss bildeten „Merciful Nuns“. Die deutsche Gothic-Rock-Formation ging aus der 2008 aufgelösten Band „Garden Of Delight“, die man getrost als „legendär“ bezeichnen kann, hervor. Aber auch „Merciful Nuns“ konnten sich in den letzten Jahren eine große Anhängerschar erspielen. Was aufgrund des faszinierenden Auftritts wohl niemand mehr wundern dürfte. Unmittelbar nach dem Intro brach ein Klang- und Lichtgewitter los. Die Stimmung im Publikum wurde zunehmend unbändiger. Die große Bühnenpräsenz von Sänger Artaud Seth – flankiert von Bassistin Jawa Seth und Gitarrist Jon Tmoh – riss scheinbar jeden mit. Seine eindringliche Stimme und die überaus dunkle, ja fast „erdrückende“ Atmosphäre waren überwältigend. Auf den Schultern von Anderen balancierende Fans drückten ihre Hingabe und Bewunderung mit ausgestreckten Armen und einem Banner aus (und erinnerten so an Auftritte von „Fields Of The Nephilim“ und „New Model Army“).

Doch leider hat auch jedes gute Konzert ein Ende. In diesem Fall bedauerlicherweise ohne Zugabe. Glücklicherweise lieferten die DJs Thomas Thyssen und Martin Oldgoth noch eine sehr schöne Mischung aus der Konserve, so dass jeder Gast die Nacht individuell ausklingen lassen konnte und es kein zu abruptes Ende gab.

Dark Spring 2015 – ein wunderbarer Abend ganz im Zeichen des Wave, Post Punk und Gothic Rock.

Text: Edith Oxenbauer und Marcus Rietzsch
Fotos: Marcus Rietzsch

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