Dark Spring Festival 2017

And Also The Trees

25. März 2017

BERLIN, BI NUU

Den Ruf der „Golden Apes“ folgend ist im Laufe der vergangenen Jahre die lieb gewonnene Tradition entstanden, den Winter in der Hauptstadt musikalisch zu verabschieden und den Frühling willkommen zu heißen. Während Krokusse und Maiglöckchen sprießen, Zugvögel zurückkehren, die Tage spürbar länger werden und die Temperaturen steigen, eröffnet Ende März das „Dark Spring“ die Festivalsaison. In der nunmehr achten Auflage stand der genussvolle Abend wiederholt ganz im Zeichen des Gothic Rocks und des Post Punks.

Ungeachtet des Bedürfnisses einer gewissen leidenschaftlichen Schilderung hat man als Berichterstatter zuweilen den Anspruch, unvoreingenommen und sachlich zu sein. Neben Lob sucht der nüchtern beobachtende Autor ebenso nach angemessenen kritisch-tadelnden Worten.  Den Vorwurf eines dem Veranstalter zutiefst wohlgestimmten Berichts fern der Realität möchte man sich schließlich äußerst widerwillig zur Last legen lassen. Doch, verehrter Leser, entgegen dieser wohl nachvollziehbaren journalistischen Ziele lässt sich vom „Dark Spring Festival 2017“ nur Gutes berichten. Das Haar in der Suppe wurde – zumindest von mir – nicht gefunden. Die „Golden Apes“ stehen einfach für Qualität.

Folgerichtig ist die Liste der positiven Eindrücke lang. Bereits im Vorfeld des Festivals beschwingt das sehenswerte „Corporate Design“ des Festivals (Flyer etc. werden mit Leidenschaft und Kreativität gestaltet) regelmäßig den Freund der ästhetischen Gestaltung. Dieses Wohlgefallen setzte sich am Abend des 25. März fort. So ist u.a. die rauchfreie Örtlichkeit (von dem Bereich auf und neben der Bühne abgesehen) hervorzuheben; ist dies für die Hauptstadt doch leider eher die Ausnahme als die Regel. Ebenso erfreulich wurde die „Pausenmusik“ zwischen den Auftritten aufgenommen: mindestens ein Fuß befand sich im Dauerwippeinsatz und gestaltete die Wartezeit erstaunlich angenehm. Erwähnenswert sei zudem der gut abgemischte Sound in einer akzeptablen Lautstärke (was sich bei der anschließenden Party fortsetzte) und der kleine, feine Club, welcher mit einigen Sitzgelegenheiten ausgestattet ist. Und das wichtigste: Eine tolle, internationale Bandauswahl  sorgte für eine rundum gelungene Veranstaltung.

So eröffneten „Alliteration Kit“ aus Russland den Abend. Große Startschwierigkeiten waren nicht vorhanden. Das Publikum ließ sich umgehend auf die musikalische Darbietung ein. Der Rhythmus ging sofort in die Beine und die ersten Tanzwütigen wurden gesichtet.

Auch die eingängigen Stücke der italienischen Death-Rock-Band „Horror Vacui“ fuhren in die Beine. Die Zahl der Bewegungssüchtigen nahm zu. Die Melodien setzten sich im Kopf fest und so mancher Gast dürfte sich nach Ende des Konzerts an den Verkaufsstand begeben haben, um eine Veröffentlichung zu erstehen.

Mit besonderer Spannung erwartete ich das Konzert der ursprünglich aus Australien stammenden Band „Ascetic:“, hat sich das Trio doch seit Veröffentlichung ihres genialen Debütalbums „Self Initiation“ im Jahr 2013 musikalisch ein stückweit gewandelt. Die im Vergleich stellenweise sperrigen Klänge der mittlerweile in Berlin beheimateten Formation dürften für viele Anwesenden wohl am schwersten zugänglich gewesen sein. Der Auftritt gestaltete sich aber durchaus sehr interessant und  mehr als faszinierend.

Wurde die Reihenfolge der Titel bei „Ascetic:“ noch auf kleine Abrisszettel (Stichwort: Kneipenrechnung) notiert, platzierten die Gastgeber teils Ausdrucke im DIN-A3-Format auf der Bühne. So hatte ich sogleich im Blick, auf welche Stücke man sich freuen konnte.  Muss über die seit fast 20 Jahren aktiven „Golden Apes“ noch Worte verloren werden? Die dunkle, gefühlvolle Stimme von Peer Lebrecht und das stimmige Zusammenspiel der Musiker wurden schon oft gelobt. Gefühlvolle Klänge, die sicherlich für die eine oder andere Gänsehaut im Saal gesorgt haben dürfte.

Einen mehr als würdigen Abschluss bildeten „And Also The Trees“ aus England. Die bereits 1979 gegründete Band ist für den Einsatz ungewöhnlicher Instrumente (Klarinette, Saxophon) bekannt und reichert die aus Post-Punk-Klängen bestehende Grundsubstanz zur Freude der Fans so durch ungewohnte Töne an. Die poetische Musik wurde mit großer Begeisterung und viel Applaus quittiert.

Wieder einmal haben es die „Golden Apes“ geschafft, einen sehr kurzweiligen Abend mit der guten Gelegenheit, neue bzw. unbekannte Klänge kennenzulernen und ein tolles, internationales Programm zu genießen, kreiert. Ein mehr als gelungener Start in die Festivalsaison 2017.

Fotos: Marcus Rietzsch

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