Live in Berlin: The Devil & The Universe + Ghost Actor

6. Dezember 2014

BERLIN, URBAN SPREE

Seit über vier Jahren beweisen die Macher der Death#Disco-Veranstaltungsreihe ein gutes Händchen bei der Auswahl der Bands. Man bewegt sich hierbei erfreulicherweise abseits eingetretener Pfade. So auch am Nikolaustag, als zwei österreichische Projekte auf der Bühne des Urban Sprees willkommen geheißen wurden.

Mit sanften Klängen eröffneten „Ghost Actor“ den Abend. Geisterhaft sind auch die von Corina Nenuphar (Suicide Potion / Vile Oblique) und Mahk Rumbae (Konstruktivists / Oppenheimer MkII) dargebotenen Klangwelten. Entsprechend dunkel präsentierte sich die Bühne gegen Mitternacht. Einzig die auf den Hintergrund projizierten Videos – langsam welkende Blüten in infrarotem Schwarz-Weiß – erhellten die Protagonisten. In sich gekehrt konzentrierte sich Mahk Rumbae auf sein Pult. Tief gebückt blieb er auch während einiger Percussion-Einsprengsel. Corina Nenuphar bildete in einem ebenso schlichten wie erotisch wirkenden schwarzen langen Kleid einen Gegenpol. Die verträumte Stimme der Sängerin schwebte wirkungsvoll durch den Raum. Hin und wieder huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Langsam und eindringlich arbeiteten sich die Stücke, die keiner klassischen Struktur unterworfen sind, in die Köpfe der Hörer. Hypnotisch und alptraumhaft wirkte die Verschmelzung von langsamer Rhythmik, weicher synthetischer Melodien und weiblichem Gesang. Atmosphärische experimentelle Musik, hinter der ein dunkles Etwas zu lauern schien. Ein elegischer Vortrag, jedoch gleichfalls suggestiv, dessen Wirkung sich trotz der Nachtstunde voll entfalten konnte.

Ghost Actor
Die anschließende Umbaupause baute Spannung auf, ehe „The Devil & The Universe“ das Tor zur Hölle öffneten. Die Gesichter hinter Ziegenmasken versteckt und in schwarze Mönchskutten gehüllt gab die Optik der drei Musiker die Richtung vor. Okkultistisch, schaurig. Auch die Hintergrundprojektionen spiegelten Einflüsse und Inspirationen wider. So standen alptraumhafte Bilder für das klassische Gruselgenre. Voller Ängste, die sich langsam aber unaufhaltsam in die Seele graben. Wie die dunkle Gestalt, die einen zu verfolgen scheint, der Blick über die Schulter aber nur eine leere Gasse offenbart. Ashley Dayour, David Pfister und Stefan Elsbacher stellten ihr aktuelles Album mit dem Titel „Haunted Summer“ vor, angelehnt an den Sommer 1816 als Lord Byron Percy Shelley, dessen spätere Frau Mary Wollstonecraft und ihre Halbschwester Claire in seine Villa am Genfer See einlud. Anwesend war auch sein Leibarzt John Polidori. Während dieses Treffens entstanden die Klassiker „Frankenstein“ und „The Vampire“. Und die Klangkonstruktionen von „The Devil & The Universe“ spiegeln perfekt die Stimmung dieser ursprünglichen Schauerliteratur wider. Mittels ritueller Rhythmik, konspirativ klingender Samples und wie im Raum schwebender synthetischer Klangteppiche kreierte man eine spezielle Atmosphäre. Einige Anwesende ließen sich vom Takt fangen und bewegten sich der Welt entrückt im Gleichklang der Trommeln, andere lauschten andächtig der instrumentalen Musik, bevor das einzige Stück mit Gesang – eine Reise in die 80er Jahre – die Konzertbesucher aus ihrer „Besessenheit“ riss. Was der Begeisterung aber nicht entgegenstand. Im Gegenteil. Die tolle Interpretation von KLFs „What Time Is Love?“ wurde mit Enthusiasmus aufgenommen und mit viel Applaus bedacht. Das abschließende „Giftrausch“ offenbarte eine weitere Seite der Wiener Formation. Im Hintergrund sah man Landschaftsbilder in Zeitraffer. Wolken und Sterne, die sich schnell am Himmel über schneebedeckte Berge bewegten. Dazu die passenden Geräusche wie Glocken und an Vogelrufe erinnernde Töne. Das Stück steigerte sich durch zunehmendes Trommeln, ehe diese Klangwelt langsam wieder abschwoll, die Musiker nacheinander die Bühne räumten und die Besucher entzückt zurückließen…

Fotos: Marcus Rietzsch

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