Eindrucksvolle Rückkehr: Madrugada in Berlin

16. Februar 2019

BERLIN, COLUMBIA THEATER

Nördlich des Polarkreises ticken die Uhren anders. Im Sommer taucht die tiefstehende und nur kurz bis gar nicht hinter dem Horizont verschwindende Sonne menschenleere Landschaften in ein phantastisches Licht, welches nur schwer in Worte zu fassen ist. Prachtvolle Farben voller ungewohnter Intensität ziehen in ihren Bann. Wenn hingegen nach Regenschauern Nebelschwaden über den Baumwipfel der weitläufigen Wälder hängen, sind Gäste wie Einheimische gleichermaßen von der nun vorherrschenden geheimnisvollen Atmosphäre ergriffen. Währenddessen im Winter dauerhafte Dunkelheit und Nordlichter für eine mystische wie schwermütige Stimmung sorgen.

Diesen besonderen Umständen scheinen die zeitlosen musikalischen Werke der von der norwegischen Inselgruppe Vesterålen stammenden Band „Madrugada“ entsprungen zu sein. Voller Melancholie und zugleich kraftspendend.

Bereits das 1999 veröffentlichte erste Album „Industrial Silence“ löste große Begeisterung aus. Fortan erspielten sich „Madrugada“ Kultstatus bis 2007 der Tod von Gitarrist Robert Burås für ein jähes Ende sorgte. Zwar beendeten die verbliebenen drei Mitglieder – Sivert Høyem, Frode Jacobsen und Jon Lauvland Pettersen – die bereits begonnenen Aufnahmen an ihrem fünften, selbstbetitelten Album, um anschließend jedoch einen Schlussstrich zu ziehen. Zu tief lag der Schmerz. Zu schwer wog der Verlust.

Doch nun – anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums ihres Erstlings – standen „Madrugada“ wieder auf der Bühne. Und wie! Im schnell ausverkauften, fast heimeligen Columbia Theater in Berlin präsentierte die Band am 16. Februar 2019 das komplette erste Album „Industrial Silence“. Die in veränderter Reihenfolge dargebotenen dreizehn Songs belohnte das begeisterte Publikum mit viel Applaus. Eines der Höhepunkte war gewiss „Strange color blue“ – mit dem für „Madrugada“ typischen Gitarrensound, der ein wenig an die Weiten des Wilden Westens erinnert. Dazu die eindringliche Stimme von Sivert Høyem:

„Blue
Strange colour blue
Sixteen tons on the moon
Blue
Strange colour blue
Coming back to you
Pushing through
Pouring rain
Nearly there
Nearly there
Oh blue…”

Gänsehaut garantiert. Anfänglich sanft und fast ein wenig entrückt, ehe das Stück behutsam und langsam an Fahrt zulegte und die Konzertbesucher vollends packte. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hatte die Band wohl auch die letzten Anwesenden eindrucksvoll davon überzeugt, dass ihnen die Pause nicht geschadet hat und sie nichts von ihrer Leidenschaft und ihrem Können verloren haben. Ebenso traten „Madrugada“ den Beweis an, dass die zwei Dekaden alten Stücke nach wie vor frisch und zeitgemäß klingen.

Die umjubelte Band kam für einen zweiten Konzertblock zurück auf die Bühne und spielte eine Auswahl weiterer sieben Songs aus den anderen vier Veröffentlichungen. Insbesondere „What’s on Your Mind?” und der den Abend abschließende Titel „Valley of Deception“ aus dem selbstbetitelten letzten Album lösten Wehmut aus.

Nach über zwei Stunden entließen die gerührt wirkenden Musiker die überaus zufriedenen Konzertbesucher in die Berliner Nacht…

Schon am 20. April kommen „Madrugada“ zurück in die Hauptstadt, um ein weiteres Konzert – dann in der deutlich größeren Columbiahalle – zu spielen. Doch auch dieser Auftritt ist bereits ausverkauft – ebenso wie alle anderen Termine der aktuellen Tournee. „Madrugada“ scheinen beliebter denn je zu sein.

Fotos: Marcus Rietzsch

Setlist:

Vocal
Belladonna
Higher
Sirens
Shine
This Old House
Strange Colour Blue
Salt
Norwegian Hammerworks Corp.
Beautyproof
Quite Emotional
Terraplane
Electric

Black Mambo
Hands Up – I Love You
Only When You’re Gone
What’s on Your Mind?
Majesty
The Kids Are on High Street
Valley of Deception

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert