Himmel unter Berlin

23. März – 10. April 2022

EHEMALIGES WEINLAGER, BERLIN-FRIEDRICHSHAIN

Ein schwach beleuchteter Gang führte in eine rot illuminierte, aus Gerüstteilen errichtete Bar. Start- und Endpunkt eines ungewöhnlichen Ausstellungsbesuchs . Auf der Theke platzierte Bankerlampen sorgten für eine dezente Lichtstimmung. Wartemarken und eine elektronische Nummernanzeige an der Wand der Bar regelten den Eintritt zum Ausstellungsbereich. Erst bei Übereinstimmung wurde der Zugang durch einen Schrank gewährt. Anders als die Protagonisten in C. S. Lewis‘ Erzählung „Der König von Narnia“ erwartete die Besucher zwar kein Königreich voller mystischer Wesen und schicksalshaften Entscheidungen, aber die nicht minder spannende Gedanken- und Gefühlswelt von 14 Künstlerinnen und Künstler.

Nicht nur der Ausstellungstitel „Himmel unter Berlin“ erinnerte an illegale Partys, die nach der Jahrtausendwende in leerstehenden Gebäuden und Bunkern stattfanden und zu denen nur Eingeweihte mit einer Parole eingelassen wurden. Auch die Geheimhaltung des Veranstaltungsorts in Friedrichshain hatte etwas Konspiratives und Verschwörerisches: Die exakte Lage der Location erfuhren die Inhaberinnen und Inhaber der limitierten Tickets erst 48 Stunden vor ihrem Besuch.

Hinter dem Schrank erwartete die „Eingeweihten“ ein Gewölbegang, zu dessen Seiten sich Eingänge zu großen, dunklen Räumen befanden. Diese boten einen perfekten Rahmen für die Präsentation von zwölf vielfältig entworfenen Installationen, wie der hypnotisierenden Klang- und Lichtskulptur „Fireflies“ von Kling Klang Klong, die das natürliche Schwarmverhalten von über 300 Glühwürmchen und das damit einhergehende Synchronisationsphänomen simuliert. In einem anderen Raum sorgte die durch eine Kindheitserinnerung von Leigh Sachwitz inspirierte Installation mit dem Titel „Insideout“ für stille Begeisterung. Eine Art Gewächshaus bildet die Projektionsfläche für ein Gewitter in Zeitraffer. Ob im Gewächshaus sitzend oder als „Außenstehender“ – die dargebotenen Klänge und Animationen waren überaus faszinierend und beeindruckend. Gleichermaßen imponierend präsentierte sich eine Installation von Boris Acket. „Durée“ weist auf den Philosoph Henri Bergson hin, der die Erkenntnis von der subjektiven Zeiterfahrung geprägt hat. Boris Acket erzeugt Zeitduplikate aus Klang, die in teils grelles und unvorhersehbares Licht übersetzt werden. Zugleich verwirrend wie fesselnd.

Verantwortlich für die Verwandlung des Kellersystems eines ehemaligen Weinlagers sind Clara und Sven Sauer, die u. a. bereits mit der Organisation des „Lost Art Festivals“ auf sich aufmerksam gemacht haben. Als Vorbild diente nicht nur die gleichnamige Partyreihe, sondern ebenso die Aufbruchstimmung der Wendezeit, im Zuge derer sich die Clubszene in den ungenutzten Kellern der Hauptstadt zusammenfand, um zu feiern und die verwaisten Gemäuer mit kreativem Leben zu füllen.

Die Veranstaltung in Friedrichshain stellt den Auftakt einer Ausstellungsreihe dar. Jeder Gast erhielt eine Mitgliedskarte – gleichbedeutend mit der Berechtigung jeweils zwei Tickets für zukünftige Events zu erwerben und so den Kreis der „Verschwörer“ zu erweitern.

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