Im Gespräch mit Ron Kuhwede

aktualisierter Artikel

Erstmals wurde am 8. Januar 2014 ein Interview mit Ron Kuhwede (ehemals Corwin von Kuhwede) im T-Arts-Magazin veröffentlicht. Seitdem hat sich einiges im Schaffen des Fotografen verändert. Deshalb hat Ron sich die Zeit genommen, um die damals von Edith Oxenbauer gestellten Fragen erneut zu beantworten.

Hallo Ron, wenn man Deine Website betrachtet, fällt einem die Vielfalt auf. Aber auch eine gewisse Hintergründigkeit. Du bist unwahrscheinlich fleißig und voller Einfälle.

Vielen Dank, das freut mich. In der Tat gibt es immer neue Ideen und Projekte, an denen ich arbeite. Gleichzeitig bin ich sehr vielseitig interessiert. Die Fotografie ist ein gutes Medium, um das Leben und seine Vielfalt zu entdecken. Die Kamera hilft mir neue Perspektiven auf die Wirklichkeit zu erlangen. Ich arbeite ja nicht nur als Fotograf, sondern auch als Persönlichkeitstrainer. Meine Vielfältigkeit bei den Interessen hilft mir daher auch sehr, auf die vielfältigen Lebenssituationen meiner Kunden einzugehen.

Magst Du einen Miniaturlebenslauf preisgeben?

Ich kam im Jahr 1979 in Leipzig zur Welt und bin dort aufgewachsen und immer geblieben. Da ich die Schule schnellstmöglich beenden wollte, habe ich kein Abitur, kein Studium und keinen abgeschlossenen Beruf. Mit 16 Jahren begann ich, in einem Leipziger Club am Einlass zu arbeiten, später arbeitete ich auf Konzerten und anderen Veranstaltungen im Sicherheitsbereich. Mit 21 gründete ich mein erstes Unternehmen (Sicherheitsdienst & Detektei) und bin seither selbständig.

Nachdem ich mir im Jahr 2003 das Programmieren von Webseiten selbst beibrachte, kam ich zwei Jahre später mit der Fotografie erstmals in Berührung. Außerdem beriet ich auch Unternehmen und Selbständige, wie diese sich als Marke positionieren.

Seit 2020 bin ich ebenfalls als Persönlichkeitstrainer tätig. Meine Schwerpunkte leiten sich aus meiner fotografischen Arbeit mit den Menschen ab und drehen sich um Charisma, Schönheit und innere Stabilität. Ich habe auch ein eigenes Format entwickelt, in dem ich Fotografie als Weg zur Persönlichkeitsentwicklung nutze, ich nenne es Kraftbilder.

Es gibt viele Fotografen und die unterschiedlichsten Ausdrucksweisen. Wie würdest Du beschreiben, warum Du so und nicht anders fotografierst?

Es heißt ja, dass jedes Bild auch ein Selbstporträt ist. So fotografiere ich, wie meine Persönlichkeit ausgeprägt ist. In jedem Werk steckt die Absicht des Künstlers. So auch in meinen Fotos. Als Betrachter kann man schnell erkennen, was den Menschen hinter den Werken interessiert und wie er die Welt sieht. Bei mir sieht man Persönlichkeiten mit Ecken und Kanten, ungeschönt und schnörkellos. Auf der anderen Seite gibt es teils humorvolle Inszenierungen, zu denen mich das Leben inspirierte. Beides zeigt mein Interesse an Menschen und ihren Geschichten sowie meinen ausgeprägten Sinn für Humor.

Was hast Du für Pläne? Und was wolltest Du schon lange machen und es hat nur nicht geklappt?

Nachdem ich 17 Jahre fast ausschließlich nur mit der Auftragsfotografie und den Workshops und Coachings mein fotografisches Einkommen erzielte, bin ich gerade dabei herauszufinden, wie der Kunstmarkt funktioniert. Ich würde gern mehr ausstellen und meine Bilder verkaufen. Wenn es von beiden Seiten passt, dann gerne mit einem Galeristen zusammen.

Was macht für Dich eine gute Fotografie aus?

Darauf habe ich keine pauschale Antwort. Eine Fotografie in einem Magazin muss anderen Kriterien entsprechen, als ein Foto auf einer Ausstellung oder in einem Museum. Eine Auftragsfotografie kann unter bestimmten Umständen sehr erfolgreich sein, doch würde im Kunstbereich nicht funktionieren und anders herum. Es gibt kein Patentrezept für gute Bilder, so wie es keine Kochrezepte gibt, die allen schmecken. Ein Bild muss seine Aufgabe in dem Rahmen erfüllen, in dem es präsentiert wird und es muss gegenüber allen anderen vergleichbaren Bildern ein Alleinstellungsmerkmal besitzen; etwas, das heraussticht. Denn anders als früher gibt es heute eine große Bilderflut und ein gutes Bild muss sich neben 100 weiteren guten bewähren und das schafft es nur, indem es andersartig ist.

Hast Du Vorbilder? Was zeichnet diese Vorbilder aus?

Ich habe keine fotografischen Vorbilder, was wohl eher untypisch ist. Interessanterweise interessiere ich mich selbst gar nicht für Fotografie vom Standpunkt des Betrachters aus. Sicher gibt es gute Fotografen, von denen ich mich habe inspirieren lassen, wie Jan Saudek, Martin Schoeller oder Erwin Olaf, doch als Vorbilder würde ich sie nicht bezeichnen. Ich wollte immer gern meine eigene Version sein und je mehr ich mich mit anderen beschäftige, würde ich befürchten, dass ich irgendwann kopiere.

Was inspiriert Dich noch?

Mich inspiriert das Leben selbst. Gute Gespräche, gutes Essen, Filme, Frauen und Sexualität. Inspiration ist überall, sie muss nur den richtigen Kanal in uns finden und wir müssen offen sein für sie. Und manchmal ist man so verschlossen, dass nichts durch einen hindurchfließen kann und manchmal fühlt es sich an, als fließe die ganze Welt durch einen.

Digitale Technik – Fluch oder Segen?

Für mich mehr Segen als Fluch. Ich bin ein ausschließlich digitaler Fotograf. Die digitale Fotografie hilft mir, mich mehr auf das Thema und mein Sujet zu konzentrieren. Ich muss mich nicht so viel um die Technik kümmern, denn mein Interesse daran ist eher gering. Ich mag es lieber mit meinem Laptop in einem lichtdurchfluteten Raum oder in einer Bar meine Fotos zu bearbeiten, als in der Dunkelkammer zu stehen. Auch meine Geschäftskunden wollen nur digitale Bilder haben, weswegen es mir die Technik sehr leicht macht. Doch so analog bin ich noch, dass alle Privatkunden von mir Ausdrucke auf einem hochwertigen Papier erhalten. Denn wer weiß, wo sich die Technik noch hin entwickelt, an einem Foto auf Papier kann sich ein Mensch im Optimalfall sein ganzes Leben erfreuen.

Ron von Kuhwede – ein interessanter Mensch mit ebensolchen Gedanken und Bildern.

Über eben diesen bemerkte Christian von Aster einst Folgendes:

„Die Einen haben ein Auge für Kunst. Andere haben eines für Kommerz. Kuhwede hat ein Auge für Geschichten und ein zweites für Bilder. Zusammen machen sie ihn zu einem Geschichtenerzähler, der Geschichten für das Auge erzählt. Seine bevorzugten Motive sind dabei – gleich, ob es sich um Akte, Porträts oder Produkte handelt – vor allem solche, hinter denen sich Geschichten verbergen.

In einer unverbissenen Mischung von Handwerk und Inspiration, Muss und Muse, schafft es Kuhwede in seinen Bildern gleichsam Sinn wie Unsinn des Abgebildeten sichtbar zu machen und neben den Dingen auch die Dinge hinter den Dingen abzubilden.

In glaubwürdiger Vielseitigkeit verschmilzt dabei unter seinem Auge, inmitten eines erzählerischen Wimpernschlags, kaum merklich Kunst mit Kommerz und Auftrag mit Bedürfnis. Zu einer Geschichte, der das Auge gerne lauscht.

Kuhwede ist ein Bildermacher mit einem Blick für das Wesentliche. Selbst dann, wenn es unwesentlich ist.

Machen Sie sich selbst ein Bild, und lassen Sie sich ein Bild machen.“

Die Bildwerke von Ron Kuhwede sind ästhetisch. Haben aber nichts mit Beauty oder Glamour zu tun. Denn er will eher zeigen, was hinter der Fassade liegt. Er will mit seinen Bildern Geschichten erzählen. Und diese Geschichten sollte man sich mal in aller Ruhe anschauen – es lohnt sich.

Hier ist nur eine kleine Auswahl an Bildern zu betrachten. Um die Vielfalt wirklich zu erfassen, ist der Besuch der Internetseite von Ron Kuhwede dringend zu empfehlen.

»  Ron Kuhwede
»  Facebook
»  Instagram

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert