Kalender

Scientia mortuorum Vol. IV
21/08/2021
Festung Grauerort, Stade-Bützfleth

Von der Wissenschaft der Toten

Die Akademie des Todes wandert weiter und manchmal bleibt sie stehen, so wie die Zeit gerade stillzustehen scheint. Auch wenn die Veranstaltung von stetig neuen vergessenen Orten lebt, erfordert die Pandemie überall neue Herausforderungen. So wird diese einzigartige Veranstaltung wie im vergangenen Jahr wieder in Grauerort zu Gast sein.

Die Festung wurde zwischen 1869-1879 zum Schutz vor feindlichen Schiffen direkt an der Elbe von der preußischen Armee errichtet und ab 1914 als Munitionslager genutzt. 2021 bildet die verlassene Anlage den Rahmen des 1. Wissenfestivals vom Tod Vol. IV. Ein interdisziplinäres Symposium aus Wissenschaftlern, die alle die Arbeit mit dem Tod eint, wartet der Öffentlichkeit auf. Eindrucksvolle Bilder und spannende Geschichten erwarten die Besucherinnen und Besucher sowie ein abwechslungsreiches musikalisches und künstlerisches Programm. Und das beste daran: Interessierte haben die Gelegenheit mit den Wissenschaftlern ganz unbefangen ins Gespräch zu kommen.

Den Tod entdecken – Das Leben feiern!

Karten: 43,- Euro (Tickets sind limitiert!) – Vorverkauf NUR über Mail!

REFERENTEN 2021

Medizinischer Präparator Alfred Riepertinger, München

Alfred Riepertinger hat als Oberpräparator der Pathologie des Klinikums München-Schwabing täglich mit Toten zu tun. er sorgt dafür, dass auch entstellte Leichname wieder so hergerichtet werden, dass man würdevoll Abschied nehmen kann. In seinen Büchern „Mumien“ und „Mein Leben mit den Toten“ berichtet er über sein umfangreiches Arbeitsspektrum und seine ungewöhnlichsten Fälle, u.a. auch warum er unter Polizeischutz den Leichnam von Franz Josef Strauß einbalsamierte.

Tatortreinigerin Antje Große-Entrup, Lüdinghausen

Für viele ist es der ungewöhnlichste Job der Welt, für Antje Große-Entrup Berufung. Sie hat sich vor 20 Jahren mit ihrer Firma in Deutschland als Erste und Einzige ausschließlich auf das Spezialgebiet der Reinigung von Tat- und Unfall und Leichenwohnungen konzentriert. Sie beseitigt Reste und Spuren dramatischer Szenen, immer im Dienst der vorangegangenen und hinterbliebenen Seelen. Einblicke, die oft unter die Haut gehen.

Kremationstechnikerin Ute Walkusch, Brandenburg

Sie ist gelernte Krankenschwester und stammt aus einer norddeutschen Bestatterfamilie. Mit dem Tod wuchs sie quasi auf. Heute kümmert sie sich um eine aktive und unterstützende Begleitung der Angehörigen und steht ihnen zur Seite, vor allem wenn es um eine Einäscherung geht, denn sie ist eine der wenigen weiblichen Kremationstechnikerinnen Deutschlands. In ihrem denkmalgeschützten Krematorium in Brandenburg können Angehörige bei der Kremation dabei sein. Der letzte Weg wird so transparent und greifbar.

Bestatterin Theresa Korsch, Trauerhafen Kiel

Sie ist 26 Jahre jung und schloss 2018 ihre Ausbildung als Bestatterfachkraft mit Auszeichnung ab. Sie lebt für ihre Arbeit mit den Toten und geht ihren ganz eigenen Weg. Nun hat sie zusammen mit dem Thanatopraktiker Joerg Vieweg den Trauerhafen in Kiel gegründet, um zeitgemäße und individuelle sowie ökologische Begleitung im Trauerfall anzubieten.

WORKSHOPS

Joerg Vieweg: „Der Zauberer der Entstellten“ – Thanatopraktiker, Bestatter, Rellingen

Bereits das 4. Mal beim Wissensfestival dabei, gehört Joerg Vieweg bereits zum Inventar der Veranstaltung. Seine Vorträge gehören zu den prägendsten und spannendsten. Nicht umsonst erhielt er von mir den Namen: „Der Zauberkünstler der Entstellten“. Er veranschaulicht nicht nur, die Möglichgkeiten selbst stark Verunfallte wieder so herzurichten, dass problemlos ein Abschied am offenen Sarg möglich ist, sondern auch wie wichtig gerade dieser Abschied von Angesicht zu Angesicht ist, um zu realisieren, verarbeiten und loslassen zu können.

Sarah Benz, „Sarggeschichten“, Berlin

Dozentin, Notfallseelsorgerin, Sozialpädagogin, Bestatterin, Musikerin. Zusammen mit Jan Möllers dreht Sarah Benz Kurzfilme zu Themen und Fragen rund um Sterben, Tod und Trauer als Denkanstöße und Impulse für Menschen, die sich bisher mit diesem Gebiet wenig bzw. gar nicht befasst haben. Als Musikerin begleitet sie Trauerfeiern und möchte mit der heilenden Wirkung der Musik Menschen durch ihre Trauer tragen. Mit Workshops, Vorträgen uvm. referiert sie in Hospizen, auf Messen, Vereinen und Verbänden.

Knochenjäger, Alexander Benn, Stade

Der Knochenmann aus dem Alten Land. Die Leidenschaft leitet und treibt ihn an. Vieles hat er sich in Beobachtungen, Selbststudien und auf seinen zahlreichen Strandspaziergängen beigebracht. Von Fossilien, über tierische und menschliche Knochen entgeht seinem geprüften Blick nichts. Was Knochen alles zu berichten wissen, erzählt er uns an diesem Tag anhand einiger Exponate.

RAHMENPROGRAMM

Roman Shamov, Sänger, Schauspieler, Autor, Berlin

Er ist der Mitbegründer der Band Rummelsnuff, Sänger bei „Meystersinger“ mit Luci van Org, spielt Theater (BKA Berlin), singt, lacht und lebt! Er hat in zahlreichen Filmen mitgespielt und ist unglaublich wandelbar. Bereits 2019 und 2020 durften wir uns von seinen gesanglichen Qualitäten überzeugen.

Robert Meyer, Künstler, Thereminist, Sänger, Usedom

Er bewahrt das, was kaum jemand kennt und beherrscht es dabei wie kein zweiter – das Theremin. Das erste elektrische Instrument, welches man seit 1920 berührunglos zu spielen konnte. Nur mit grazilen Handbewegungen entlockt man dem Instrument Töne, die an in fremde Dimensionen entführen, manchmal klagend, manchmal operettengleich, aber immer faszinierend.

Führungen durch die Festung
Ausstellung historischer Leichenwagen