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Alles klar? Glas und Tod
23/02/2018 - 13/05/2018
Museum für Sepulkralkultur, Kassel

Von transparenten Dingen und transzendenten Vorstellungen

Glas gehört zweifelsfrei zu den faszinierendsten Werkstoffen. Dies liegt an seiner Beschaffenheit und einer sich daraus ergebenden grundlegenden Optik. Glas wirkt filigran und besitzt dadurch eine besondere Ästhetik. Es ist einerseits sehr hart, andererseits leicht zerbrechlich. Zudem kann Glas transparent, aber auch opak sein. Aufgrund all dieser Eigenschaften hat dieses Material eine vielschichtige kulturelle Bedeutung erlangt.

Das Museum für Sepulkralkultur nimmt die dem Glas innewohnende Faszination zum Anlass, jenem Werkstoff innerhalb der eigenen Sammlung nachzuspüren und ausgewählte Stücke im Rahmen einer Sonderschau zu präsentieren. So kennt die Bestattungskultur zahlreiche Artefakte, bei denen Glas eine Rolle spielt, nicht zuletzt weil sich hier die ihm zugesprochene Symbolik von Transzendenz und Jenseitigkeit eindrücklich vermittelt.

Gezeigt werden sowohl historische als auch zeitgenössische Sach- und Gebrauchsgegenstände, darunter das Themenfeld ‚Glaube und Liturgie‘ repräsentierende Gefäße, z.B. für die sog. „Letzte Ölung“ (Krankensalbung) oder etwa Reliquienaccessoires. Indem sie aus oder unter Verwendung von Glas gestaltet sind, zeugen sie von einer besonderen ideellen Wertigkeit, welche die über sie transportierten Botschaften zusätzlich unterstreichen.
Ferner sind Sammlungsstücke zu sehen, die den rituellen Umgang mit dem Leichnam betreffen. Hierzu zählen die häufig mit Glaselementen verzierten Totenkronen; diese waren für ledig Verstorbene bestimmt, um deren Hochzeit im Tode – ihre Himmlische Hochzeit – zu vollziehen und sichtbar zu besiegeln.

Aber auch dem praktischen Umgang mit dem Leichnam sind verschiedene Ausstellungsstücke, darunter außergewöhnliche Glasurnen, gewidmet. Des Weiteren zu sehen: ein amerikanischer Sarg – ein casket – mit Sichtscheibe.
Sein augenfälligstes, mitunter makaberstes Beispiel findet dieser Aspekt aber wohl in einer mobilen Einbalsamierungsgarnitur aus der Zeit um 1840, zu der eine Box voller Glasaugen gehört.

Weitere Highlights der Ausstellung bilden spezielle der Trauer und dem Gedenken geschuldete Schmuckstücke, außerdem Zimmerdenkmale, wie sie von Haarbildern, Kranzkästen oder auch Erinnerungskristallen repräsentiert werden. Deren Glasbestandteile setzen nicht nur die Assoziation von der Kostbarkeit des Lebens frei, sondern gleichsam dessen ‚Zerbrechlichkeit‘ bzw. Vergänglichkeit.
Damit einher gehen ‚gläserne‘ Grabzeichen oder auch eine knapp 150 Jahre alte Leichenkutsche mit geschnitzter Bockdecke und einem mit prächtigen Motiv-Glasscheiben geschlossenen Wagenkasten.

‚Tod‘ und ‚Glas‘ vereinende Arbeiten aus dem Bereich der zeitgenössischen Kunst runden das Spektrum der Sonderschau ab.

Quelle: Veranstaltung @ Facebook