Nocturnal Culture Night 2022

Midge Ure
Midge Ure

2. - 4. September 2022

DEUTZEN, KULTURPARK

Nach zwei Jahren, in denen das beliebte NCN-Festival nur in einer eingeschränkten Corona-Version als „NCN Special“ stattfand, freuten sich die Besucherinnen und Besucher in diesem Jahr wieder über ein volles Programm mit etwa 60 Bands. Und obwohl dieses Festival längst kein Geheimtipp mehr ist, konnte es sich seine Gemütlichkeit bewahren, welches dieses Festival von vielen anderen wesentlich unterscheidet.

Der beschauliche Kulturpark Deutzen bot erneut einen gelungenen Rahmen, um bekannten und unbekannten Klängen aus dem schwarz-alternativen Bereich zu lauschen, Freunde und Bekannte zu treffen und zwischendurch die Seele baumeln zu lassen.

Doch einiges hat sich verändert: Der idyllische Bereich, den einst der Mittelaltermarkt und später die Weidenbogenbühne einnahm, wurde durch einen nicht so recht ins beschauliche Bild passenden Bauzaun abgesperrt. Als Ersatz schuf man einen bisher nicht zugänglicher Bereich mit viel Platz: die neue Waldbühne; den allerdings wohl am wenigsten malerischen Ort des Festivalgeländes. Die Veranstalter haben sicherlich bereits die eine oder andere Verbesserung im Hinterkopf, um dieser Bühne einen ähnlichen Charme wie dem Rest des Festivalgeländes zu geben.

Zudem gab es in diesem Jahr wieder eine Lesebühne, auf der u. a. Christian von Aster und Marcus Stiglegger aus ihren Werken vortrugen. Soweit beobachtet werden konnte, hat sich ein interessiertes Publikum nicht lumpen lassen, den Worten der lesenden Künstlerinnen und Künstler aufmerksam zu lauschen.

Die anfängliche Irritation, die der Blick in den Publikumsbereich der Amphibühne auslöste, wich schnell der Erkenntnis, dass die hölzernen, im Halbrund angeordneten Sitzbänke fehlten. Diese sind grünen Hartschalensitzen gewichen, welche am NCN-Wochenende jedoch nicht montiert waren.

So abwechslungsreich sich das Programm zwischen EBM, Wave, Post Punk und Neofolk zeigte, so unterschiedlich fielen die persönlichen Höhepunkte aus:

Für die einen Midge Ure, dem man seine fast sieben Jahrzehnte zu keiner Zeit anmerkte und dessen rockige und leidenschaftliche Interpretation von New-Wave-Klassikern wie „Vienna“ und „Dancing with tears in my eyes“ von einigen Gästen lauthals mitgesungen wurden und wohl so manche Gänsehaut bescherte.

Für andere war es der Auftritt der Depeche-Mode-Coverband Forced to Mode, die u.a. an den kürzlich verstorbenen Andrew Fletcher erinnerten und vielen, die mit Depeche Mode aufgewachsen sind, noch einmal bewusst machten, dass mit diesem Verlust eine Ära zu Ende ging.

Oder das großartige Konzert des ungarische Duos Black Nail Cabaret: Sängerin Emese Arvai-Illes begeisterte nicht nur durch eine tolle Stimme, sondern ebenso aufgrund einer erstaunlichen Bühnenpräsenz.

Ähnliches gilt für Je T’Aime – einer französischen Newcomerband, die ihre erste Single vor vier Jahren veröffentlichte und deren Musik irgendwo zwischen Wave und Post Punk angesiedelt ist. Im Mittelpunkt stand der äußerst agile Sänger Dany Boy, der auch ein Bad in der Menge nicht scheute und dessen Bandkollegen ebenso viel Leidenschaft und Hingabe ausstrahlten, was sich auf das Publikum übertrug.

Auf der Kulturbühne begeisterte Matt Howden (Sieben) mit einem Auftritt, der fast ein wenig an Zauberei erinnerte. Was dieser Solokünstler mit einer Geige und einer Loop-Station an musikalischen Klängen erzeugte, ist absolut faszinierend.

Oder die Auftritte der allesamt bereits in den frühen 80er Jahren gegründeten Sandow, Nichts, Days of Sorrow und nicht zu vergessen The Cassandra Complex mit dem sympathischen Frontmann Rodney Orpheus, der nicht nur gesanglich glänzte, sondern das Publikum zudem mit amüsanten Anekdoten unterhielt.

Unterstützt von Daniel Meyer (Haujobb) boten Nitzer Ebb, deren erkrankter Sänger Douglas Mc Carthy von Bandkollege Bon Harris würdig vertreten wurde, einen schweißtreibenden Abschluss am Sonntagabend.

Für manche war der Höhepunkt aber auch „nur“ das grandiose Wetter mit sehr viel Sonnenschein und die besondere Atmosphäre des Kulturparks Deutzen mit seinen Bäumen und kurzen Wegen und der Möglichkeit, das NCN ohne Einbahnstraßenregelung, Maskenpflicht und sonstigen pandemiebedingten Regelungen genießen zu können.

Das 16. NCN-Festival findet vom 1. bis 3. September 2023 wieder in Deutzen statt.

Line-Up 2022: A Projection, Alvar, Alice Gift, Art Abscon, Battle Scream, Black Nail Cabaret, Bon Harris, The Cassandra Complex, Cat Rapes Dog, Corde Oblique, Days of Sorrow, Der Arbeiter, Diorama, Dive, E-Craft, Eklipse, Still Patient?, F.O.D., Forced To Mode, Frank The Baptist, Girls Under Glass, Gulvoss, Henric de la Cour, In Mitra Medusa Inri, Instant Lake, Je T´aime, The Joke Jay, Kadeadkas, Kiew, Klimt 1918, Leæther Strip, The Lust Syndikate, MARS, M.I.N.E, Midge Ure, Mono No Aware, Nao Katafuchi, Neun Welten, Nichts, Nitzer Ebb, NZ, Piston Damp, Rabia Sorda, The Saint Paul, S.K.E.T., St.Michael Front, Sandow, Schramm, Selofan, Sieben, SITD, This Can Hurt, Tilly Electronics, Torul, Trilogy, Vrîmuot, Whispers In The Shadow, Christian von Aster, Tom Daut, Marcus Stiglegger, Heike Schrapper, Sascha Lange / Warm-up (Donnerstag): Amnistia, Midreda, Fix8:Sed8

Text: Juliane Hensel und Marcus Rietzsch
Fotos: Marcus Rietzsch

» Nocturnal Culture Night
» NCN @ Facebook

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert