Nocturnal Culture Night 2024

Eivør (Amphibühne)

6. - 8. September 2024

DEUTZEN, KULTURPARK

Das Nocturnal-Culture-Night-Festival (NCN) ist seit vielen Jahren eine feste Größe im Festivalkalender der Schwarzen Szene. Die Gründe liegen auf der Hand: Das NCN findet in einem überschaubaren Rahmen statt, die Wege sind angenehm kurz und es gibt kaum das typische „Schaulaufen“, das man bei größeren Festivals oft erlebt. Stattdessen stehen nette Gespräche und Livemusik aus den Richtungen EBM, Post Punk, Cold Wave, Horror Punk, Gothic Rock, Synthie Pop und Dark Rock im Mittelpunkt. Der „heimelige“ Charakter, den das NCN auszeichnet, konnte seit der Premiere im Jahr 2005 bewahrt werden. Freunden und Bekannten läuft man so fast zwangsläufig über den Weg – verquatschen inklusive.

Über die Jahre ist nicht nur das Festival gewachsen, sondern auch seine treue Fangemeinde, die das NCN bereits seit vielen Jahren begleitet. Diese Verbundenheit zeigt sich in einem Publikum, das mit dem Festival gemeinsam gereift ist und für die familiäre und respektvolle Atmosphäre sorgt.

Ein großer Pluspunkt des NCN ist der Umstand, dass sich das Line-Up nicht alle paar Jahre wiederholt. Zwar waren einige der Künstler keine Unbekannten auf den Bühnen in Deutzen, aber es traten auch viele Debütanten auf. Northern Lite beispielweise, die am Sonntag für den musikalischen Abschluss des Festivals sorgten. Oder Eivør, die sich für uns als absoluter Höhepunkt herausstellte. Die faröische Sängerin, Musikerin und Komponistin verzauberte das Publikum mit ihrer eindringlichen Stimme und einer einzigartigen Mischung aus sphärischem Viking Elektro und Ethnopop. Die mystisch-kraftvollen Klänge, die durch das großartige Live-Schlagzeug unterstützt wurden, fanden in der von Bäumen umgebenen Amphibühne den perfekten Rahmen.

Eivør

Ein weiterer herausragender Moment war der Auftritt von IAMX, dem Projekt des extrovertierten Musikers Chris Corner. Gemeinsam mit Sarah (Carrellee) und Jon Siren lieferte er eine energiegeladene Show ab, die das Publikum mitriss. Besonders die älteren Titel wie „I Come With Knives“ oder „After Every Party I Die“ erzeugten eine besondere Stimmung und hallten noch lange nach.

IAMX

Neben den musikalischen Darbietungen gab es auch literarische Beiträge. Unter anderem sorgte Christian von Aster erneut mit großartigen Texten für gute Laune.

Ein Wermutstropfen war die recht kurzfristige Absage der 1983 gegründeten Formation „The Art Of Noise“, die zum ersten Mal in Deutzen gespielt hätten. Die Veranstalter arbeiten daran, dass der Auftritt im nächsten Jahr nachgeholt werden kann. Als Ersatz und Überraschungsgast konnten Gulvøss verpflichtet werden. So endete der zweite Festivaltag mit einer Mischung aus rockigen E-Gitarrenriffs, poppigen Synthieflächen und melodischem Gesang aus.

Gulvøss

Charakteristisch für das NCN ist das außergewöhnliche Line-up der Kulturbühne, das sowohl Fans von harschen elektronischen Klängen als auch Liebhaber des Neofolks auf ihre Kosten kommen lässt. Hier bietet man Bands eine Plattform, die auf den Plakaten einschlägiger Szenefestivals kaum oder gar nicht zu finden sind.

Der eigentliche Star des Festivals ist jedoch der Veranstaltungsort selbst. Der Kulturpark Deutzen ist eine kleine Oase, die auf einer Fläche von rund acht Hektar ausreichend Platz für fünf Bühnen und zahlreiche Besucher bietet. Die kurzen Wege zwischen den Bühnen, ein kleiner See in der Nähe und die vielen schattenspendenden Bäume erschaffen eine entspannte und naturnahe Atmosphäre. Besonders die Amphibühne mit ihren ansteigenden Rängen und die intime Kulturbühne sind bei den Gästen beliebt.

In unmittelbarer Nähe zur Kulturbühne befindet sich der gern genutzte Campingbereich. Für manche Besucher gehört Zelten zu einem gelungenen Festivalerlebnis dazu. Andere quartierten sich in den Pensionen der umliegenden Dörfer ein oder nächtigten im etwa 30 Kilometer entfernten Leipzig, um das Freiluftfestival mit etwas Komfort zu kombinieren.

In diesem Jahr spielte das Wetter eine besondere Rolle: An allen Tagen wurde die 30-Grad-Marke überschritten, was eine gefüllte Wasserflasche und Sonnenschutz quasi zur Pflichtausstattung machte. Die vielen Schattenplätze des Kulturparks wurden stark frequentiert und von den Besuchern dankend angenommen. Für manche Band war es jedoch ein überaus schweißtreibendes Unterfangen, doch die Künstler stellten sich dieser Aufgabe mit einem Lächeln und viel Energie.

Doch nicht nur die Hitze stellte eine Herausforderung dar: Wegen eines Stromausfalls auf der Waldbühne musste das Konzert von „Welle:Erdball“ kurz unterbrochen werden. Auch der Auftritt der „Bloodsucking Zombies From Outer Space“ verzögerte sich aufgrund eines erneuten Stromausfalls deutlich. Dies schadete der guten Stimmung jedoch nicht, und letztlich mussten keine Auftritte gestrichen werden.

Die Kombination aus einem Line-Up, das sich bewusst von den großen Szene-Festivals abhebt, und dem besonderen Charme des Kulturparks Deutzen macht das NCN zu einer besonderen Veranstaltung.

Schön war´s.

Das nächste NCN-Festival findet vom 5. bis 7. September 2025 statt. Tickets können bereits jetzt im NCN-Shop bestellt werden. Angeboten werden Tagestickets (75 Euro), Wochenendtickets ohne Camping (135 Euro) und mit Camping (160 Euro). In der ersten Verkaufsphase stehen jeweils 500 Wochenendtickets mit und ohne Camping zur Verfügung. Sobald diese ausverkauft sind, werden weitere Kontingente zu höheren Preisen freigeschaltet. Die ersten Bandankündigen sollen im Oktober folgen.

Line-Up 2024: IAMX, Klangstabil, Northern Lite, Eivør, Welle:Erdball, Hocico, Dernière Volonté, Escape With Romeo, Ah Chama-Sotz, Ostara, Xotox, V2A , Merciful Nuns, Bragolin, NNHMN, Trans-X, Frozen Plasma, A Life Divided, Matte Blvck, Antiage, Beborn Beton, Ligths Of Euphoria, Golden Apes, TÜSN, Abu Nein, Astari Nite, Klez.E, Die Selektion, Stoneman, Bloodsucking Zombies From Outer Space, Ductape, Morphose, Kaelte, Oberer Totpunkt, Train To Spain, End Of Transmission, T.A.N.K., Ellereve, Tension Control, Minusheart, Capital X, CNVX, Gulvøss, Christian von Aster, Chris Dittrich, Torsten Low, Simone Turini, C.Gina Riot, Jürgen Müller

Text: Juliane Hensel und Marcus Rietzsch
Fotos: Marcus Rietzsch

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