Scientia mortuorum – Von der Wissenschaft der Toten Vol. III

Leichenwagenschau
Veranstalterin Dr. Anja Kretschmer stellt die Leichenwagen vor

15. August 2020

STADE, FESTUNG GRAUERORT

„Am Ende siegt der Tod“ – so das Fazit einer großartig vorgetragenen Erzählung von Christian von Aster, einem der Referenten und Lesenden der dritten Ausgabe des Festivals „Scientia Mortuorum – Von der Wissenschaft der Toten“. Schon im letzten Jahr stellte die Veranstalterin Dr. Anja Kretschmer heraus, dass der Tod so vielfältig und individuell wie unser Leben ist und dass die Gewissheit, das Ende sowieso nicht abwenden zu können, etwas Erleichterndes hat. Und so fanden – hochsommerlichen Temperaturen und Covid-19 zum Trotz – über 200 Besucher den Weg zur etwas abseits gelegenen Festung Grauerort an der Elbe. Das 1879 von der preußischen Armee zum Schutz vor feindlichen Kriegsschiffen errichtete Fort bildete mit seinen dunklen Gewölben, engen Gängen und einer großzügigen Freifläche einen perfekten Rahmen, um sich einen Tag mal mehr, mal weniger wissenschaftlich mit dem Thema Tod zu befassen.

Die anfänglich in der Sonne stehenden, bühnennahen Stühle blieben zunächst verwaist, was aber kein Indiz für mangelndes Interesse darstellte. Die Besucher scharrten sich – selbstverständlich mit dem nötigen Abstand – im Schatten hoher Bäume und verfolgten die Vorträge mit großer Aufmerksamkeit.

Neben dem bereits erwähnten Schriftsteller und Trauerredner Christian von Aster sorgten die folgenden Referenten und Künstler für ein abwechslungsreiches und kompaktes Programm:

Jule Uhl – Mitarbeiterin im Krematorium Flamarium, FUNUS-Stiftung, Chefredakteurin „Drunter&Drüber“, Initiatorin der „Stadt der Sterblichen“, Autorin

Roman Shamov – Sänger, Schauspieler, Autor

Prof. Dr. Klaus Püschel – Rechtsmediziner

Jörg Vieweg – Thanatopraktiker, Bestatter

Rurik von Hagens – Plastinate GmbH

Der Tod – Death Comedy

Dennis Schober – Sänger („Solitary Experiments”)

In den Pausen hatten die Gäste die Gelegenheit, sich einer Führung durch die Festung Grauerort anzuschließen, historische Leichenwagen aus ganz Europa zu begutachten, Kurzfilme zum Tod und anderen Endlichkeitsthemen von der Filmakademie Baden-Württemberg anzuschauen und der Sängerin Scarrow zu lauschen.

Besonders gefreut hat es mich, den Besuchern in einem der Gewölbe meine Fotografien zum Thema Vergänglichkeit („Ein letzter Augenblick“) zu zeigen.

„Scientia Mortuorum – Von der Wissenschaft der Toten Vol. III“ – eine rundum gelungene Veranstaltung, deren Fortführung bereits geplant ist. Am 21. August 2021 werden u. a. der Präparator Alfred Riepertinger, der Tatortreiniger Peter Anders und der Geowissenschaftler Alexander Benn von ihrer Arbeit erzählen.

Fotos: Marcus Rietzsch

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