Twisted Nerve: Live in Berlin

Twisted Nerve

9. November 2018

BERLIN, CORTINA BOB

Die Berliner Veranstaltungsreihe „Passion of Lovers“ lud zu einem kleinen, aber feinen Post-/Dark-Punk-Abend in das beschauliche Cortina Bob ein. Ein mir bis zu jenem Tag unbekannter Veranstaltungsort. Sprich Neuland. So ließ ich den Blick aufmerksam durch den im Laufe des Abends zunehmend rauchgeschwängerten Raum schweifen. Hier und da zierten Aufkleber Wände und Gegenstände. An einer Seite eine kleine, flache Bühne, von deren Decke Lametta hing. Eine Art Reminiszenz an Loriot? Unweigerlich schoss mir der Gedanke an den berühmten Sketch mit der Nudel in den Kopf. Gegenüber – wenige Meter vom Bühnenrand entfernt – führten einige Treppenstufen zum langgezogenen Barbereich, an deren Ende ein Kicker auf seinen Einsatz wartete. Wie gesagt: Beschaulich. Mehr Kneipe denn Club. Aber ausreichend, um einen guten Konzertabend bieten zu können.

Für Hauptstadt-Verhältnisse ungewöhnlich pünktlich startete Rio Goldhammer seinen Soloauftritt. Einige kennen ihn auch als aktuelles Mitglied der 2014 reformierten britischen Post-Punk-Band „1919“. An diesem Abend stand er hingegen alleine auf der Bühne und lieferte eine kurzweilige Darbietung ab. Zwar kamen viele Klänge aus der Konserve, trotzdem machte es Spaß, die Stücke zu verfolgen. Doch bereits nach etwa 25 Minuten beendete der englische Musiker seine Vorstellung. Umbaupause.

Mittlerweile waren die Räumlichkeiten gut gefüllt und vor der Bühne drängten sich die Besucher. Die in Berlin ansässige Dark-Punk-Band „Totenwald“ stand auf dem Programm. Die Musiker benötigten nicht lange, um das Publikum in Bewegung zu versetzen. Neben der üblichen Rockinstrumentierung stach der Einsatz eines Saxophons hervor. Durchaus nicht uninteressant. Die Tänzer verschafften sich nach und nach den nötigen Platz, ehe das Ende des mit etwa einer halben Stunde ebenfalls außerordentlich kurzen sowie energiegeladenen Auftritts erreicht war. „Totenwald“ hätten wohl gerne noch weitere Lieder präsentiert, doch der Zeitplan schien gnadenlos zu sein.

So gestattete man der durchaus als Kult zu bezeichnenden Band „Twisted Nerve“ auch nur etwa 45 Minuten. Die bereits Ende der 70er Jahre aktive Formation aus Schottland verschwand viele Jahre von der Bildfläche, bevor sie vor elf Jahren zurückkam. Seither versteht man es hervorragend, ein interessiertes Publikum mitzureißen. Wie an diesem Abend kurz vor Mitternacht. Die knapp bemessene Zeit wurden bestens genutzt, um die Anwesenden mit älteren Stücken und neuerem Material zu erfreuen. Im Mittelpunkt des dynamischen musikalischen Treibens stand zweifelsohne der charismatische und sympathische Sänger Craig Paterson, der auch einem kurzen Plausch mit Besuchern nicht abgeneigt schien und bei einem Stück gesangliche Unterstützung von Rio Goldhammer bekam. Einen der Höhepunkte der zwölf Titel umfassenden Darbietung stellte sicherlich der Klassiker „Séance“ aus dem Jahr 1984 dar – zumindest aus meiner persönlichen Sicht. Der unterhaltsame Auftritt verging wie im Flug und wurde abschließend mit dem gebührenden Applaus bedacht.

Fotos: Marcus Rietzsch

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