Live in Zapfendorf: Chamber

28. Januar 2005

ZAPFENDORF, TOP ACT

Wir schrieben den 28.01.2005. Im nordöstlichen Teil Oberfrankens lag bergeweise Schnee. Mit der Hoffnung, dass in Zapfendorf weniger von dieser weißen Masse liegen und man dadurch nicht in Parkplatznöte kommen mag, machten wir uns auf den Weg. Nebelschwaden streiften dem Anlaß entsprechend über Autobahn und Landstraße. In Zapfendorf angekommen beschlich uns die Angst, dass das angekündigte Konzert der Gruppe Chamber nicht stattfindet. Was mag es sonst für Gründe geben, dass nur wenige Fahrzeuge vor der Location parkten? Schließlich hat sich hier eine erstklassige Band angekündigt. Nun ja, wenig Zuspruch hat auch seine Vorteile: so musste man wenigstens keinen „langen Fußmarsch“ durch die Kälte unternehmen. Letztendlich hätte im Top Act noch eine ganze Reihe Zuhörer Platz gehabt, folglich sollte sich ein „familiärer“ Abend entwickeln. Auf eine Vorgruppe wurde verzichtet, somit begann der musikalische Livepart des Abends etwas später als angekündigt.

Das Oktett, welches sich „kreativer Hilfsmittel“ wie Cello, Violine, Schlag-zeug, Gitarre und Kontrabass bediente, traf auf ein fast andächtig lauschendes Publikum. Insbesondere bei den ruhigeren Parts hätte man wohl nahezu das Fallen einer Stecknadel hören können. Ich für meinen Teil vernahm jedenfalls das Klicken meiner Kamera ungewöhnlich deutlich – nicht ohne eine gewisse „Scham“ 😉 Schließlich wollte ich den Hörgenuss nicht durch unangebrachte Geräusche schmälern. Mit zunehmender Spieldauer konnten die „schwarzen Kammermusiker“ die Zuhörer aber doch etwas aus ihrer Reserve locken. Zu behaupten, dass nun dem Bewegungsdrang ausgelassen nachgegangen wurde, wäre doch ein wenig übertrieben, aber insbesondere bei den Songs mit irischen Anleihen kam es vor der Bühne doch zu der ein oder anderen „Tanzeinlage“. Die Mischung aus klassischer Musik, filigranen Melodien, düsteren Rock und beschwingtem Folk und nicht zuletzt die einzigartige Stimme des Sängers gingen unter die Haut. Charmante Ansagen mit Wiener Schmäh vervollständigten das Bild eines ausdrucksstarken und charismatischen Frontmanns, welcher zumeist ganz im Mittelpunkt der Geschehens stand.

Als der „offizielle“ Teil mit „Engel“ – ursprünglich von der Berliner Formation „Rammstein“ – einen würdigen Abschluss fand, schaffte es Marcus Testory sogar noch die Besucher zum Mitsingen zu animieren.

Während der Zugaben erlaubte sich das eine oder andere Bandmitglied eine kleine Erholung von den Tourstrapazen. Die Bühnenbesatzung wechselte laufend: Mal durften nur die drei Herren ran, dann Mastermind Marcus Testory im Duett mit Cellistin Katharina Kranich, welche nur von Klavier-/Keyboardklängen begleitet wurden.

Fazit: Die achtköpfige Band hätte sicher mehr Zuspruch verdient gehabt. Wer den Weg nach Zapfendorf nicht gefunden hat, dem ist ein kurzweiliger und musikalisch anspruchsvoller Abend entgangen.

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