Claudius Pläging – Häkchen-Harakiri

To-Do-Liste – davon habe ich schon einmal gehört. Meist in einem dramatischen Zusammenhang, wenn ein Todkranker während seines Rest-Lebens noch schnell Dinge machen möchte, für die man sich sonst ein ganzes Leben Zeit nehmen kann.

Häkchen-Harakiri. Der Titel machte mich neugierig. Ebenso der Klappentext:

Konrad könnte glücklich sein. Stattdessen vergrault er seine Freundin und schmeißt im Affekt seinen ungeliebten Job als Pressetexter hin. Wenn schon bei null anfangen, dann auf ganzer Linie – Männerlogik eben. Nur kurz badet er in Selbstmitleid, dann schreibt er eine To-do-Liste: zehn Dinge, die er noch nie getan hat, aber schon immer tun wollte – oder auch nicht. Es gibt eben Dinge, die ein Mann tun muss. Auf der Jagd nach Häkchen stürzt er sich in das Abenteuer seines Lebens und stolpert von einer skurrilen Situation in die nächste: Wie trinkt man mit der soeben verstorbenen Nachbarin einen Kaffee? Wie bricht man ohne jeden Grund eine Prügelei vom Zaun? Und wie hält man sich bei alldem seine besorgten Eltern vom Leib? Konrad ist stets um Haltung und Würde bemüht – doch die Liste kennt keine Gnade. Ein erfrischender Roman – mal locker-leicht, mal bitter-süß, doch immer höchst amüsant. Und, mal ehrlich: Sind wir nicht alle ein bisschen Konrad?“

Der Begriff To-Do-Liste entspringt ja eigentlich dem Aufgabenmanagement. Beispielsweise ein Einkaufszettel oder Terminkalender. Und es sollten Aufgaben notiert sein, die auch normalerweise abzuarbeiten sind. Der Held des Buches, Konrad Roth, allerdings nimmt sich neun Dinge vor, die er ablehnt, verabscheut. Alle gegen seine Natur. Die Natur einer gewissen Bequemlichkeit. Angepasst, brav, introvertiert mit einer kleinen Priese Verfolgungswahn. Ansonsten aber ein recht normaler Mann etwas über 30, der noch an der Universität eingeschrieben ist. In sein träge fließendes Leben folgt auf ein eher peinliches Ertapptwerden galoppierendes Chaos. Seine Freundin verlässt ihn stehenden Fußes. Einigermassen verstört lehnt er tags darauf eine berufliche Beförderung ab und kündigt. Frau weg, Job weg. Was nun? Konrad schreibt seine To-Do-Liste der schrägen Aktionen. Eine Frau wäre zum Friseur gegangen und hätte sich eine neue Handtasche gekauft. Oder Schuhe.

Konrad Roth arbeitet seine durchgeknallten neun Punkte ab. Ein zehnter fiel ihm nicht ein, obwohl er Übung darin hat, solche Listen zu schreiben – im täglichen Berufsalltag. Den er nun allerdings nicht mehr hat. Helfen diese neun besonderen Heldentaten, erwachsen zu werden, sich selbst zu finden und den Liebeskummer zu heilen? Eigentlich ist er kontaktscheu und einsam. Stundenlang beobachtet er Menschen in ihren Wohnungen im Haus gegenüber. Später schenkt er ihnen anonym Gutgemeintes, wobei ein Erfolg nicht wirklich erkennbar ist.

Ja, und ich kann nicht umhin, über und mit Konrad zu lachen. Irgendwie tut er mir leid in seiner spätpubertierenden Hilflosigkeit. Andererseits stellt er Sachen an, über die man nur lachen kann. Auf solche Ideen muss man erst einmal kommen!

Sehr humorvoll und flüssig geschrieben lässt sich dieses Buch einatmen. Einmal angefangen und nicht mehr aus der Hand gelegt. Letztendlich konnte Konrad neun Häkchen auf seiner To-Do-Liste machen. Nein, die „Taten“ nenne ich nicht. Sie sind einerseits irgendwie normal, andererseits auch skurril. Und dann ergibt sich doch noch ein zehnter Punkt – ein Buch über dieses Häkchen-Harakiri schreiben. Neugierig? Lesen!

Softcover, 134 Seiten
ISBN: 978-3-940767-66-0

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