Silent Scream – Public Execution

Das Cover lässt irgendwie erschaudern. Nicht weil sich die authentisch wirkende Schwarz-Weiß-Aufnahme auf den ersten Blick als grausam darstellt, sondern aufgrund des eigenen Kopfkinos. Die zu sehenden Soldaten verheißen nichts Gutes. Ein unangenehmes Gefühl beschleicht den Betrachter. Worte im Innenteil der Papphülle informieren: Das Bild wurde während des zweiten Weltkriegs wenige Sekunden vor der Hinrichtung eines desertierten finnischen Soldaten aufgenommen. Und mir wird wieder bewusst, dass Krieg seine eigenen kranken und menschenverachtenden Gesetze hat.

Auch die Klangwelten von „Public Execution“ sind alles andere als leichte Kost, die sich auf Anhieb ergründet. Die Qualitäten eröffnen sich nach und nach. Die elf Titel sind dunkel, aggressiv, beinahe apokalyptisch. Mit einer gewissen Untergangsstimmung – passend zur momentan stattfindenden Medienberichterstattung: Klimakatastrophe, Meteoriteneinschläge. Alle „denkbaren“ Szenarien eines Untergangs werden durchgespielt und „analysiert“.

„Silent Scream“ präsentierten sich kraftvoll und leidenschaftlich. Eine Schublade für die intensiven Klangbilder zu finden fällt schwer. Mal scheppert der Bass, mal lärmt die Gitarre. Dazu hin und wieder dezente, aber effektvoll eingesetzte synthetische Töne – oder auch einmal ein Saxophon. Äußerst wirkungsvoll das abwechslungsreiche Spiel des Schlagzeugs: hypnotisch und irgendwie rituell anmutend. Post Punk?

Die raue und ungeschliffene Musik zieht mich mit jedem Hördurchgang mehr in ihren Bann. Im Mittelteil („Haunted“) erklingen sanftere Töne. Aber keineswegs hoffnungsvoll. Eher sehnsüchtig. Als das Krächzen eines Raben zu vernehmen ist, taucht eine menschenleere Stadt vor dem geistigen Auge auf. Gebäude, die seit vielen Jahren unbewohnt sind. Asphalt, der von der Kraft der Natur aufgebrochen wurde. Fenster, die im Laufe der Zeit gesprungen sind. Kahle Bäume, die sich ihr Territorium zurückerobern. Eine vergangene Zivilisation, die sich selbst zerstört hat. Spätestens jetzt kommt die berühmte Gänsehaut. Die drei finnischen Musiker haben – wie ich finde – ein Meisterwerk vorgelegt. Ich liebe dieses Album.

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