Uni_Form – 1984

Vor über 60 Jahren entstand George Orwells Blick in die Zukunft auf einen totalitären Überwachungsstaat, in dem die Bürger bis ins Kleinste kontrolliert werden und Privatsphäre ein Fremdwort ist.

Auch heute erkennt man in dem vor 60 Jahren entstandenen Werk aus der Feder George Orwells, in dem er in die Zukunft blickt, Parallelen zum aktuellen Leben und zu akuten Bedrohungen. Nicht zuletzt deshalb diente für das zweite, nun neu aufgelegte Album der portugiesischen Band „Uni_Form“ das orwellsche Szenario als Inspiration.

Ein Staat, der seinen Einwohner durch Kriegsführung eine Erklärung für Mangelwirtschaft und Unterdrückung liefert. Der Sieg und damit einhergehende Verbesserungen seien aber in greifbarer Nähe – was natürlich gelogen ist. Unbequeme Menschen verschwinden und werden sogar aus der Vergangenheit gelöscht. Bildschirme sorgen tagein tagaus für eine Gehirnwäsche – bei gleichzeitiger Überwachung der Menschen. Eine bedrückende Aussicht, die stellenweise durchaus an vergangene und bestehende Systeme im Osten erinnert. Aber auch in westlichen Ländern ist der gläserne Mensch keine Zukunftsvision mehr. Überwachungskameras an öffentlichen Plätzen, staatliche Trojaner auf privaten Rechnern und die freiwillige Preisgabe von Informationen über soziale Netzwerke, deren Daten für alle Zeiten gespeichert werden. Multinationale Unternehmen und Börsenspekulanten, die eine künstliche Verknappung von Nahrungsmitteln herbeiführen. Oder wie Medien die Meinung der Menschen beeinflussen, ja lenken.

Nicht zuletzt deshalb diente für das zweite, nun neu aufgelegte Album der portugiesischen Band „Uni_Form“ das orwellsche Szenario als Inspiration. So erklärt sich der Titel des Albums („1984“) von selbst. Aber auch die Titel einzelner Stücke liefern einen schnellen Hinweis. In Raum 101 wurden die von der Gedankenpolizei Festgenommenen mit ihren schlimmsten Ängsten konfrontiert und so endgültig gebrochen („Room 101“). Für viele ist sicherlich auch die Szene unvergessen, in der die beiden Hauptfiguren kurz vor ihrer Verhaftung aus dem Fenster blickend sagen: „Wir sind die Toten!“ – und daraufhin eine eiserne Stimme aus dem Hintergrund antwortet: „Ihr seid die Toten!“ („We Are The Dead“). In einer Welt ohne Vergangenheit, ohne Privatsphäre, mit blindem Gehorsam ist man auch als Lebender to„1984“ präsentiert sich noch ausgefeilter und vielschichtiger als das zwei Jahre früher erschienene und absolut hörenswerte Debüt. Elektronische Klänge, typischer Post-Punk-Gitarren- und Bass-Sound, monotoner, aber angenehmer Gesang – hier mal angereichert mit Streicher-, dort mit Klaviermelodien und Wortsamples – vermischen sich zu einem perfekten Ganzen. Die bereits Gegenwartswirklichkeit gewordenen Zukunftsvisionen werden von „Uni_From“ kraftvoll und rhythmisch, aber auch überaus gefühlvoll und melancholisch vorgetragen. Moderne, von Joy Division, Interpol und Editors beeinflusste Klangwelten, die musikalisch wie gedanklich zugleich in die Vergangenheit als auch in die Jetztzeit blicken…

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