Cold Wave Cult

The Invincible Spirit
The Invincible Spirit

12. Oktober 2013

NÜRNBERG, CULT

Eine lohnenswerte Bandzusammenstellung lockte mich erstmalig ins „Cult“ nach Nürnberg. Der Name des Clubs war mir schon immer sympathisch, erinnert er mich doch an die legendäre Band „The (Southern Death) Cult“. Und auch der Oberbegriff der Veranstaltung – ColdWaveCult – war überaus passend gewählt und versprach nicht zu viel.

Den Anfang machte ein Duo aus Italien, das mich vorab schon „aus der Konserve“ begeistern konnte. Ihr ungewöhnlicher Name: „Schonwald“. Alessandra Gismondi und Luca Bandini sorgten schnell für eine „kühle“ und irgendwie entrückte Atmosphäre. Der Computer gab den Rhythmus vor, in dessen Takt sich die Hörerschaft dezent wiegen konnte.

Schonwald

 
Sängerin Alessandra brach den „distanzierten Vortrag“ wiederholt mit einem freundlichen Lächeln und einer sympathischen Ausstrahlung auf. „Schonwald“ stehen für elektronische Melancholie, gepaart mit einem hypnotischen Gitarrenspiel, tiefen Bassläufen und kühlem Gesang. Neben herrlichen Eigenkompositionen begeisterten „Schonwald“ mit einer tollen Interpretation von The Cures „A Forest“. Musik, um die Augen zu schließen und die Umgebung zu vergessen. Für eine Band, die den Abend einleitet ungewöhnlich und zugleich begrüßenswert (zumindest bei einer solch hervorragenden Band): „Schonwald“ durften eine Zugabe spielen.

Nach einer erträglichen Pause wurde die Bühne in Nebel gehüllt und ein weiteres Duo betrat die selbige. „Sixth June“ schraubten den Kälteregler noch ein Stück weiter nach unten. Eine den niedrigen Außentemperaturen gleichende Aura umschwebte die beiden aus Belgrad stammenden und nun in Berlin lebenden Musiker.

Sixth June

 
Laslo Antal agierte dezent im Hintergrund an den Reglern, so dass Sängerin Lidija Andonov ganz im Mittelpunkt stand. Wer übrigens hinter dem Namen „Sixth June“ philosophische Bedeutungen vermutet, muss enttäuscht werden. Der Bandname geht auf das Geburtsdatum Laslos zurück. Aber er klingt einfach gut. Die Wurzeln und Inspirationen liegen unüberhörbar in den 80er Jahren: Melancholisch-dunkel, aber eingängig und durchaus tanzbar sind die rein synthetischen Klangwelten von „Sixth June“, so dass sich einige Gäste dem Takt hingaben. Andere genossen die distanzierte Kühle der Klänge ganz in sich gekehrt. Der verdiente Applaus blieb nicht aus, ebenso wie die entsprechende Zugabe.

Muss man zu „The Invincible Spirit“ noch Worte verlieren? Thomas Lüdke ist unter diesem Namen bereits seit 1986 aktiv. So war es nicht verwunderlich, dass der bei den ersten beiden Bands vorhandene „Sicherheitsabstand“ zwischen Bühne und Publikum nun aufgegeben wurde. „The Invincible Spirit“ steigerten den Härtegrad. Mitreißende Stücke, deren Rhythmik die Besucher dezent bis ausgelassen tanzen ließ.

Die Bühnenshow bestand aus einem präsenten Sänger und einer Tänzerin, die man in ihren Bewegungen und in ihrer Ausstrahlung nicht mit den Hupfdohlen verwechseln darf, die man oftmals bei anderen Bands zu sehen bekommt. Sie agierte mit Natürlichkeit und Leidenschaft. Zwischendurch gab es sogar etwas Pyrotechnik. Links und rechts schlugen passend zum ausgewählten Song Flammen gen Clubdecke. Persönlich hätte ich mir nur noch ein Live-Schlagzeug gewünscht, aber auch so konnten „The Invincible Spirit“ absolut begeistern. Selbstverständlich mit ihrem bekanntesten Stück „Push!“ (kann man diesem Titel irgendwann überdrüssig werden?), aber auch mit weiteren grandiosen Stücken wie „Deeper“ oder „Devil Dance“, die die meisten Anwesenden zu rhythmischen Bewegungen veranlasste.

Ein absolut gelungener Abend.

Fotos: Marcus Rietzsch

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