East Side Gallery

Dauerausstellung

BERLIN, EAST SIDE GALLERY

Wie? Im Jahr 2004 reden wir über die East Side Gallery? Über die längste Freiluft-Ausstellung der Welt… Ja doch, warum nicht AUCH in diesem Jahr?

Als sich Künstler aus der ganzen Welt vor 14 Jahren zusammenfanden, um dieses Reststück Mauer, der „Berliner Mauer“ mit grossflächigen Gemälden zu gestalten – da war ein Medienrummel drumherum, massenhaft traten Publikum und Politiker auf … und heute? Weitestgehend Stille.

Auf der linken Seite der Mauer sind Bilder zerstört, verwittert, kaum noch erkennbar. Dafür übersät mit Inschriften von Besuchern. Und in diesen kleinen Nachrichten dokumentiert sich noch einmal das grosse internationale Interesse. Ganz Europa ist vertreten. Süd- und Nordamerika, Australien, Philippinen… man sieht chinesische Schriftzeichen (oder besser: was ich dafür halte). Etwas, was irgendwie indisch wirkt. Kyrillisch (weiss ich genau). Niemand wird wohl alle „Verewigungen“ lesen. Nun mag man auch geteilter Meinung sein, was diese Inschriften also solche angeht. Das Zerkratzen der Farbflächen hat gewiss auch zu ihrer Zerstörung beigetragen. Und doch… hier treffen sich Menschen aus aller Welt. Das ist dokumentiert. Sie besuchen 1.300 Meter Beton. Nicht nur Beton – ein Symbol…

Damals, der 9.November 1989, diese unfassbare Fernsehansprache… ein Sturm brach los. Naja, nun ging von Deutschland schon oft ein Sturm aus. Die Welt hat Wunden davongetragen, die auch heute noch nicht alle vernarbt sind. Und darin liegt die Besonderheit dieses Ereignisses vor fast 15 Jahren. Denn nicht Krieg brach über die Völker der Welt herein. Sondern ein einzigartiger Aufbruch/Umbruch einer Gesellschaft, eines Staates fand statt. Gewaltlos, und wahrhaft demokratisch ordneten sich zwei Staaten, die zum Sinnbild des „Kalten Krieges“ wurden, ihr Verhältnis neu. Letztendlich bildeten die beiden deutschen Staaten wieder ein einheitliches Gebilde…. wenn auch eine innere Einheit wohl noch ihre Zeit zum Wachsen braucht.

Diese Mauer, die 28 Jahre lang im Mittelpunkt der Medien stand und DAS Symbol darstellte für die drohende Gefahr eines 3. Weltkrieges, fiel nun nicht im Kampf. Die Menschen gingen einfach hindurch. Nur so. Viele der Mauerbilder beschäftigen sich gerade mit dieser schlichten und dabei so einmaligen Situation. Am berühmtesten ist da wohl der Trabbi, der durch die Mauer bricht. Andere Bilder erzählen von uns Menschen und unserer Umwelt, von unseren Träumen, unseren Chancen. So viele Künstler – so viele unterschiedliche Ausdrucksweisen, um das Thema umzusetzen. Im Jahr 2000 wurden einige Mauerbilder erneuert. In einer groß-angelegten Suchaktion wurden die Künstler ausfindig gemacht und private Sponsoren stellten unter anderem die Farben und die Unterkunft zur Verfügung.

So kann man heute die Mauergallery zumindest teilweise im Original an-schauen.

Das Interesse der Berlin-Besucher an der „Mauer“ ist jedenfalls noch immer vorhanden. Die East-Side-Gallery befindet sich nicht gerade in der Nähe der hauptstädtischen Zentren, wo etwas „los“ ist. Anderes Sehenswerte ist zu Fuss auch schlecht erreichbar. Und doch: es sind immer Touristen dort. Und die Fotoapparate bringen die Zeugnisse sowohl für dieses Besondere, als auch für die Anwesenheit des Gastes gerade dort in ferne Länder. Leider bedienen sich auch Mauerspechte und schlagen Brocken heraus. Es versteht sich doch von selbst, dass diese Gallery ein Zeugnis eines historischen Ereignisses darstellt und unter Denkmalschutz steht. Aber in dieser Hinsicht teilt die Mauer wohl das Schicksal aller von Touris besuchten (oder auch: heimgesuchten) Bauwerke.

Wenn Sie mal nach Berlin kommen, dann gönnen Sie sich doch ein Stündchen Spaziergang entlang dieses Mauer-Restes. Am besten aber auf der gegenüberliegenden Straßenseite entlanglaufen, um einen Gesamteindruck der grossflächigen Bilder zu erhalten. Um das internationale „Gästebuch“ einsehen zu können – dann einfach hinüber auf die andere Straßenseite und die Strecke zurücklaufen direkt an der Gallery entlang. Sie werden staunen, wieviel unterschiedliche Schriftzeichen zu sehen sind. Wer weiss, wie lange es dieses Mauerstück so noch geben wird. Kommen Sie bald.

Wie rief mal Ernst Reuter auf: „Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt!“. Berlin ist eine besondere Stadt… historisch gesehen auf jeden Fall. Die einzige Stadt mit einer bunt bemalten ehemaligen Grenzmauer. Schauen Sie doch mal.

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