Im Sommer veröffentlichte die schwedische Band „INVSN“ (sprich: Invasion) das Album „Let the night love you“, vor wenigen Tagen folgte die EP „How far have we fallen“. Wer jedoch vermutet, dass es sich hierbei um Überreste der Aufnahmesession zum Album handelt, irrt. Die Band um Sänger Dennis Lyxzén betrachtet Album und EP als gemeinsames Werk. So erklärt sich auch der Umstand, dass der Song „Let the night love you“ erst jetzt auf der EP und nicht bereits auf dem gleichnamigen Album veröffentlicht wurde. Bindeglied und gemeinsamer „Fixpunkt“ von Album und EP ist der eindringliche, von einer ruhigen Atmosphäre und der für INVSN fast schon typischen melodischen Mehrstimmigkeit getragene Song „How far have we fallen?“, der auf beiden Veröffentlichungen zu finden ist und diese EP einleitet. Die Instrumentierung fällt sporadisch und zurückhaltend aus. Dezente Streicherklänge, vereinzelnde dunkle Pianoanschläge und fragmentierte Rhythmik ergeben eine spannende Mixtur und sorgen für Gänsehaut.
Es folgt das bereits erwähnte „Let the night love you“: Anfänglich mit einer großen Schwere ausgestattet – ähnlich dem ersten Titel stechen düstere, akzentuierte Pianotöne hervor –, mündet das Stück in einen eingängigen und mitreißenden Refrain. „Let the night love you“ wandelt zwischen lähmenden Selbstzweifeln und hoffnungsvoller Aufbruchsstimmung. Zwischen bedrückender Einsamkeit und ausgelassener Feierlaune. „Es geht darum, zu erkennen, wie fehlerhaft wir als Menschen sind und das zu akzeptieren. Die Balance zu finden zwischen dem, was wir sind und dem, was wir sein wollen.“, erklärt Dennis Lyxzén die Intension des Lieds.
„When the night comes
Let’s harvest the longing
Of something wicked
Let yourself go astray
Feel the darkness
Touched by it slowly
Embrace your failures
And wash your sins away
Let the night love you
Let the night love you as I do
Let the night love you
Let the magick flow when you let it go
Let the night love you
Let the night love you as I do
Let the night love you
Let us be divine completely out of line
Summon your Gods
Discover your secrets
And hear the wind howl
Howling you name
So re-imagine
Your deepest of demons
Cause in the shadows
You can glow bright again
Let the night love you
Let the night love you as I do
Let the night love you
Let the magick flow when you let it go
Let the night love you
Let the night love you as I do
Let the night love you
Let us be divine completely out of line
Let us be Divine
With magick all around
When the comes down
It carries it carries it carries both despair and hope
It carries it carries it carries you where you need to go
It carries it carries it carries both love and death
It carries it carries it carries triumph and regret
Let the night love you”
Vom Schlagzeug angetrieben kommt der dritte Song „Illuminate this“ nach wenigen sanften Klängen schnell zur Sache. Der Gesang ist gewohnt melodiös, wobei von Beginn an ein kämpferischer Unterton mitschwingt. Der rhythmische Song thematisiert das Überleben häuslicher und sexueller Gewalt und deren Folgen. Am Ende entlädt sich die ganze Wut, die Dennis Lyxzén herausschreit und sehr an die musikalische Hardcore-Vergangenheit einiger Bandmitglieder erinnert, die u. a. bei Refused, The Doughnuts und The (International) Noise Conspiracy aktiv waren.
„Everything fades“ handelt von der Angst, erwachsen zu werden, sich von Ideen zu verabschieden und vom Leben zermürben zu lassen. Dennis hat den Text als Mahnung an sich selbst geschrieben.
Ein zurückhaltendes Stück mit einer besonderen Stimmung.
Der letzte Song der EP – „Rise“ – entlässt den Hörer in typischer INVSN-Manier: Abwechselnd vorgetragene, coole Vocals treffen auf eine wunderbare Rhythmik, der ich mich nur schwer entziehen kann.
„How far have we fallen“ enthält fünf mitreißende Stücke, die ein elektrisierendes Spannungsfeld zwischen Verträumtheit, Melancholie und unterschwelliger Wut aufbauen. Aufmerksames Reinhören lohnt sich.