Die Autorin ist 1973 in München geboren – somit über Dreißig – und promovierte Soziologin. Wenn ich davon ausgehe, dass das genannte Thema ihrer Doktorarbeit über das Verhalten des Studiopublikums einer englische Talkshow der Wahrheit entspricht, dürfte das quadratische Buch in meinen Händen ziemlich schräg-seltsam sein. Die Texte im Buch werden begleitet von alltäglichen Berliner Ansichten. Immer im Bild: ein Plüschhase. Auch auf dem Cover hat sich der kleine Hase verewigt – im Arm eines Oberhemd-mit-Krawatte-Bekleideten Erwachsenen. …erwachsen werden wir später. Ergänzt wird das gedruckte Werk durch eine CD mit von der Autorin gesprochenen Texten.
Der Klappentext:
„Sie sind über 30, Sie sehen sich durchaus als selbstständig und selbstbewusst und verstehen immer noch nicht, was Ihre Eltern mit dem ‚Ernst des Lebens‘ meinen? Sind Sie auch immer noch post-adoleszent? Mareike Barmeyers Protagonisten sind jedenfalls davon betroffen. In ihren Kurzgeschichten und Lesebühnentexten seziert die Berlinerin genüsslich die Schwierigkeiten, Pannen und die ganzen furchtbaren Beziehungsprobleme, die in diesem Alter einfach gehäuft auftreten. Und weit und breit ist kein Held, der einen rettet. Auf Spiderman ist heutzutage einfach kein Verlass mehr. Gut, dass man bei all diesen Widrigkeiten das Kuscheltier noch nicht aussortiert hat. Wenn Sie schon immer wissen wollten, wie Bibliophilie und Sex zusammenpassen, wieso man nicht automatisch erwachsen ist, wenn man aus der elterlichen Wohnung ausgezogen ist oder warum man gefundene Geldbörsen nicht immer zurückgeben sollte, dann sind Sie hier genau richtig.“
So weit so gut. Wer auch schon die 30 hinter sich gelassen hat, schaut auf jeden Fall verständnisvoll grienend auf die chaotischen Schilderungen einer jungen Frau. Einer jungen Erwachsenen (oder auch nicht) zwischen Job und Berliner Männern. Suchen nach Glück, Geborgenheit, den „Mann fürs Leben“ oder auch „nur“ Sex. Marktwert austesten und genüssliches Erleben. Eine Welt zwischen Kettensäge, Skorpion, Waldorfschulabsolventen und David Copperfield – wie gesagt: ziemlich schräg. Vielleicht ein klitzekleines bisschen übertrieben. Aber in der Tendenz umwerfend kindlich-jugendlich-erwachsen.
Das ist auch alles gar nicht so einfach. Mama und Papa bringen dich durchs Abi, kümmern sich um die Schadensbegrenzung nach der Abi-Feier, treten nach bis du endlich studierst, bezahlen deinen Studenten-WG-Anteil, sind stolzer als stolz nach der Promotion – und dann sollst du plötzlich von einem Tag auf den anderen erwachsen sein. Wie soll das gehen? Jetzt heißt es allein suchen, allein verantwortlich sein, allein wissen, was man will. Vor allem: wissen, was man will. Wie bekommt man das heraus? „Ü30 – Erwachsen werden wir später“ – eine ironische Momentaufnahme eines chaotischen Suchens zwischen Lachen und Grinsen und verschämten Kichern.
Buch & CD, Softcover 142 Seiten/65 min., 13,5×13,5cm
ISBN: 978-3-940767-70-7