Mario Sánchez Nevado – surreale Traumsequenzen

The uninspired

„Hallo! Mein Name ist Mario Sánchez Nevado und ich bin ein Geschichtenerzähler, der seine alte Schreibmaschine gegen eine Handvoll Farben getauscht hat.“

Mit dieser sympathischen Beschreibung stellt sich der in der spanischen Hauptstadt Madrid beheimatete Künstler den Gästen seiner Internetseite vor. Der freiberufliche Illustrator, Fotograf und Art Director (u.a. für das internationale Künstlerkollektiv „Hysterical Minds“) schafft kleine wie große Kunstwerke: Entwürfe für CD-Cover,  Bücher und Plakate. Ausstellungen in verschiedenen Ländern (USA, Kuba, Großbritannien oder Brasilien) spiegeln sein internationales Renommee wider. Auf der langen Liste der Orte, an denen Mario Sánchez Nevados Werke zu sehen waren, befindet sich gar das Guggenheim in New York. Gerne gibt er sein Können und seine Erfahrung in Form motivierender Vorträge oder Workshops weiter.

„Zu kommunizieren ist meine Leidenschaft, und zu schaffen, meine Art zu leben.“

In Form seiner Bilder, deren Ästhetik sich der Betrachter nur schwer entziehen kann, tritt er einerseits als märchenhafter Erzähler, andererseits als mahnender bzw. realistischer Beobachter der Gesellschaft auf. Mit einer Prise Ironie, viel Surrealismus, Phantasie und einer feinsinnigen  Handschrift verleiht er seinen Werken das gewisse Etwas.

Manches Bild quillt über vor Details. Wie beispielsweise „Hidden place“. Das Auge des Betrachters wandert ruhelos durch den „versteckten Ort“ und entdeckt das eine oder andere Tier, ein klitzekleines Häuschen, das auf einem Blatt im Wasser treibt, eine Frau in einem langen weißen Gewand – eine ältere Arbeit von Mario Sánchez Nevado, die Rätsel aufgibt.

Fragen wirft ebenso das Bild „Postlife“ auf. Eingerahmt von zwei Planeten (Sonne und Mond?) befinden sich im Mittelpunkt dieses Werks zwei blockige  Wesen aus Metall. Ein Mahnmal? Ein Blick in die Zukunft? Das Leben nach dem Tod? Gliedmaßen strecken sich aus einem Feld einer grazilen, vierarmigen Vogelscheuche („Scarecrow“) entgegen. Wen oder was möchte sie vertreiben?

Weniger rätselhaft „Betrayal“ (Verrat): Eine Schusswaffe aus düsteren Wolkenkratzern ist auf die Schönheit der Natur gerichtet. Offene Kritik an der Zerstörung der Umwelt durch den Menschen.

Auf einem naiv wirkenden, kugelförmigen Auge hockt ein stilisiertes Kind. Umgeben von Kameras mit verschiedenen Logos – Facebook ist zu erkennen, ebenso wie Youtube, Google, Ebay und weiteren Datensammlern – wirkt es mit seinen glasigen Augen irgendwie freudlos. Unwirklich. „Big Brother“ is watching you!

„Es gibt Geschichten zu erzählen. Du denkst vielleicht, dass ich über Träume, Visionen oder Dinge, die außerhalb dieser Welt liegen, rede. Aber der Alltag ist der Rahmen, in dem die faszinierendsten Geschichten erzählt werden. Unsere täglichen Routinen sind mit einer Art Magie gefüllt, die wir nicht sehen können, die sich hinter unzähligen Schichten verbergen…“

Kein Wunder also, dass viele Bilder des Absolventen der Universität von Murcia (Digital Arts) geheimnisvoll, rätselhaft und individuell interpretierbar sind. So versucht der Betrachter, in den bildhaften Erzählungen der Vielschichtigkeit auf den Grund zu gehen und verborgene Botschaften zu entdecken und zu entschlüsseln.

Ein Wahlspruch von Mario Sánchez Nevados stammt von Pablo Picasso, der einst sagte: „Malerei ist nur eine andere Art, ein Tagebuch zu führen (…) Man weiß nie, was man tun wird. Man beginnt ein Gemälde und dann wird es etwas ganz anderes.“

„Für mich ist die Fotografie eine Kunst der Beobachtung. Es geht darum, etwas Interessantes an einem gewöhnlichen Ort zu finden… Ich habe festgestellt, dass es wenig mit den Dingen zu tun hat, die Du siehst, sondern mit der Art und Weise, wie Du sie siehst.“ Elliott Erwitt (zeitweise Präsident der Fotoagentur Magnum Photos).

Und Henry Charles Bukowski (amerikanischer Schriftsteller): „Finde, was Du liebst und lass es Dich töten.“

Die surrealen Bildmontagen von Mario Sánchez Nevado spiegeln diese Zitate exakt wider. Einen Albtraum, einen Reflex des Augenblicks, die Suggestion einer verborgenen Wahrheit. Schön und erschreckend zugleich. Schauer der eigenen Gefühle legen sich über diese Bildschöpfungen. Marios Arbeiten bitten, ja, fordern eine tiefere Betrachtung der alltäglichen Geschehnisse, an der die Welt gegenwärtig zu kranken scheint.

» Mario Sánchez Nevado (Aégis Strife)
» Mario Sánchez Nevado @ DeviantArt

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