Live in Berlin: Therapy?

26. November 2009

BERLIN, MAGNET CLUB

Ganze zwei Jahrzehnte ist es nun schon her, dass sich im krisengeschüttelten Nordirland eine außergewöhnliche Band formiert hat. Außergewöhnlich nicht zuletzt deshalb, weil Sänger/Gitarrist Andy Cairns – unfreiwillig, wie er selbst sagt – Protestant und Bassist Michael McKeegan – ebenso unverschuldet – Katholik ist. Schon im anschließenden Jahr nahmen „Therapy?“ die erste Single auf. Zwischen 1992 und 1995 folgten drei vielbeachtete Alben, mit welchen sich der Bekanntheitsgrad der dreiköpfigen Gruppe, deren Einflüsse laut eigener Aussage u.a. Fugazi, Hüsker Dü, Motörhead und Sonic Youth sind, deutlich steigerte. Man trat in großen Hallen und bei diversen namhaften Festivals auf. 1996 verließ Gründungsmitglied und Ausnahmeschlagzeuger Fyfe Ewing die Band, weil ihm u.a. der Tourneestress zu viel wurde. Einen würdigen Ersatz zu finden war fast unmöglich. Weitere Rückschläge folgten. So musste man u.a. aufgrund der Pleite der Plattenfirma den Rest einer begonnenen Europa-Tour aus eigener Tasche finanzieren. Andere Musiker hätten wohl aufgegeben und die Instrumente an den Nagel gehängt. Nicht so „Therapy?“. Getreu dem Motto „Happy people have no stories“ (so zu hören im Lied Stories von 1995) schienen die diversen Enttäuschungen Inspiration für neue Songs zu sein. Obwohl die Nordiren nie an die kommerziellen Erfolge Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts anknüpfen konnten, verlor sie nie die Spielfreude. Davon konnten sich auch die schätzungsweise 300 Besucher des gut gefüllten Magnet Clubs in Berlin überzeugen. Schon ab dem ersten Song „Isolation“ – einem grandiosen Cover der legendären „Joy Division“ – war das Publikum euphorisch. Wiederholt wurden die Arme nach oben gereckt, mitgesungen und Beifall geklatscht. Die Spielstätten wurden mit den Jahren zwar kleiner, die Freude auf der Bühne zu stehen könnte aber kaum größer sein. Dieser sicht- und spürbare Enthusiasmus der Musiker übertrug sich direkt auf die Zuhörerschaft, welche sich nicht nur von den bekannteren „Klassikern“ begeistert zeigte. Energiegeladen und sympathisch rockten sich „Therapy?“ durch 20 Jahre Bandgeschichte – selbstverständlich einschließlich des in diesem Jahr erschienenen Albums „Crooked Timber“. Eine richtige Verschnaufpause gab es erst, als die Band nach etwa 85 Minuten die Bühne verließ. Selbstverständlich forderten die Fans lautstark nach einer Zugabe. Die Band gab den Rufen nach und heizte noch einmal u.a. mit „Die Laughing“, „Knives“ und eine im Vergleich zur Studio-Version deutlich härteren Fassung des Hüsker-Dü-Songs „Diane“ kräftig ein. Überwiegend zufrieden und teilweise durchgeschwitzt zogen die Anwesenden anschließend mit einem Lächeln im Gesicht in die Berliner Nacht hinaus…

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