„Patenbrigade:Wolff” – ostalgischer kann ein Name für eine Band kaum klingen. Doch war „Brigadier“ Sven Wolff gerade mal 18 und der „Brigadeleiter“ Lance Murdock 12 Jahre alt, als die Mauer fiel. Frechheit und ein guter Schuss Übermut scheint eher vorhanden, als nachgerade Ostalgie. Zwar schöpfte die Brigade bei vorangegangenen Alben aus dem – aus der Entfernung betrachtet lächerlichen – Vokabular eines untergegangenen Regimes, jedoch wurde für die „Baustoffe” auf gesamtdeutsche Ereignisse zurückgegriffen. Sachliche Berichterstattung von Arbeitsunfällen gehen einher mit „Krachbumm und Zack” (Zitat Dr. Mark Benecke – seines Zeichens wohl der bekannteste deutsche Forensiker, dessen Stimme bei sieben Tracks zu hören ist). Das kommt temperamentvoll, laut und mitreißend herüber. Zumindest Kopf und Füße bewegen sich zwangsläufig. Ein fiktives Telefonat mit vorgenanntem Dr. Mark Benecke wirkt wegen der Verdrehtheit erheiternd. Kontrastprogramm gibt es natürlich auch: romantisch-melodische Songs sind Einsprengsel. Verschiedene Damen leihen hier ihre Stimmen. Zu nennen sind hier Antje Schulz von In Strict Confidence, Nadine Stelzer, welche früher ebenfalls bei In Strict Confidence tätig war, Julia Beyer von Chandeen und Antje Dieckmann von Leserotique Also zwischen Krach-Bumm ganz softe Klänge. Neben dem bekannten Spurensucher Benecke sorgen André Hartung von Sero Overdose, Stefan Leukert von Decades und Alexander Pitzinger von Painbastard für eine zwischen den Geschlechtern ausgewogene Stimmenverteilung. Es gibt wohl keine Schublade, in welche man die Brigade-Alben stecken könnte. „Baustoff” durchzieht keine tiefschürfende Endzeitbetrachung, dafür aber eine fröhliche Unbeschwertheit. Wobei natürlich Arbeitsunfälle tragisch sind – aber die Darreichung der trockenen Informationen macht nicht wirklich traurig. Da draußen hockt fett die Wirtschaftskrise; also warum sollte man sich nicht ein paar Minuten Entspannung und Spaß mit „Baustoff – Popmusik für Rohrleger” gönnen?
Übrigens: Neben der offiziell im Handel erhältlichen CD-Version steht das komplette Album zum kostenlosen Download auf der offiziellen Band-Website zur Verfügung. Darüber hinaus stehen eine limitierte Doppel-CD sowie eine Fan-Box mit Doppel-CD, T-Shirt und diversen Bonusmaterial zur Auswahl.
Auch auf alle früheren Veröffentlichungen kann momentan gratis zugegriffen werden. Die Patenbrigade freut sich aber über jede Spende, mit welcher die Hörer ihre Musik unterstützen.