2. Art Parade 2004

4. bis 6. Juni 2004

KULMBACH, STADTPARK

Oder: wann wird`s mal wieder richtig Sommer…

Sommer, wie er leider schon bei der Premiere des Events im Vorjahr nicht stattgefunden hat! Musste der bunte Kunstmix im grünen Herzen von Kulmbach 2003 wegen einer Unwetterwarnung abgebrochen werden, so war in diesem Jahr samstäglicher Dauerregen der Auslöser, daß das Abendprogramm sprichwörtlich „ins Wasser gefallen“ ist. Doch um es vorwegzunehmen: die Veranstaltung war ganz und gar kein feuchtes Trauerspiel! Fangen wir einfach mal mit dem Startschuss am Freitagnachmittag an…

Kulmbach stand an diesem Nachmittag nicht nur im Zeichen der Art-Parade, sondern auch als Tagesetappenziel der Deutschlandtour im Zeichen des Radsports. Kurz nach 16 Uhr zum Zieleinlauf waren die Straßen prall gefüllt mit Menschenmassen, die nicht nur den Rennfahrern zujubelten, sondern sich wunschgemäß anschließend auf den Weg in den nicht fern gelegenen Kulmbacher Stadtpark machten. Empfangen wurden sie von rockigen Klängen zweier Kulmbacher Bands der Musikinitiative Kulmbach, „Tomorrow`s Child“ und „Born Again“, die es nicht nur für ihre Fans kräftig „krachen“ ließen. Auch die bildenden Künstler waren zu diesem Zeitpunkt bereits fleißig am Aufstellen ihrer Ausstellungspavillons. Leider war die Freude von nicht allzulanger Dauer, denn eine gute Stunde nach Beginn verfinsterte sich der Himmel und ein erster kräftiger Regenguß ließ die Zuschauermenge Schutz unter Bäumen, Essensständen und als Regenschutz umfunktionierten Pavillons suchen – oder gleich eiligst nach Hause flüchten. Schade, denn sie verpaßten den Auftritt der Kulmbacher Tanzschule Barbic, die mit der „Tabaluga-Show“ der Kindergruppe, lateinamerikanischem Tanz und Videoclipdancing das Publikum in Schwung hielten. Um 19 Uhr wurde die Art Parade dann offiziell eröffnet und die Bühne erlebte einen regelrechten Prominenzansturm: Oberbürgermeisterin Inge Aures, Landrat Klaus-Peter Söllner und der Leiter des Unternehmens Stadt Kulmbach, Wolfgang Klemenz, sorgten zwar nicht für besseres Wetter, aber stimmten ein Loblied auf Kulmbachs Organisationstalent und auf Bratwürste und Bier an. Wobei letzteres tatsächlich regen Zuspruch fand – immerhin ist es besser, die Kehle zu befeuchten, als von „flüssigem Sonnenschein“ durchnäßt zu werden. Alle, die dem schlechten Wetter ihre standhafte Seite gezeigt haben, wurden an diesem Abend noch reichlich durch den Aufritt der Gruppe „Chair-o-plane“ belohnt. Die Band, die bereits auf bekannten Festivals wie „Lords of the Boards“ auftrat, konnte die begeisterten Zuhörer in einem Unplugged-Auftritt mit rockigen Eigenkompositionen, aber auch mit einigen Coverversionen bekannter Songs mitreißen. Die stimmgewaltige Sängerin Cecile hatte nicht erst bei „Let me entertain you“ das Publikum auf ihrer Seite – bereits nach den ersten Klängen hatten sich alle Anwesenden vor der Bühne versammelt, um im mittlerweile strömenden Regen „mitzurocken“. Nach dem anderthalbstündigen Auftritt mit zwei Zugaben wechselten zahlreiche handsignierte CDs den Besitzer und die Truppe um Cecile hat sich wohl eine feste fränkische Fangemeinde aufgebaut. Hoffentlich kann man „Chair-o-plane“ bald wieder in der Bierstadt hören!

Auch der Samstag war nicht von gutem Wetter gesegnet. Immerhin fanden sich zwei in Regenjacken verhüllte Qigong-Interessenten ein, um sich bei der Probestunde von Frau Neunert in die fernöstliche Entspannungstechnik einweisen zu lassen. Hoffnung keimte in den Mittagsstunden auf, als der Nieselregen aufhörte und die dunklen Wolken ihre Schleusen immerhin geschlossen hielten. Die Würzburger Band „Out of shape“ holte ihren bereits am Freitag geplanten Auftritt, der sozusagen dem Stau auf Deutschlands Autobahnen zum Opfer fiel, spontan nach und bot 45 Minuten Rockmusik vom Feinsten. Das offizielle Nachmittagsprogramm um 14 Uhr wurde mit einer Präsentation der Hara Do-Kampfsportschule eröffnet. Ja, tatsächlich kann auch Kampfsport eine künstlerisch ästhetische Seite haben! Anschließend sorgte eine Tanz-Performance der „Country Linedance“-Gruppe aus Bayreuth für Stimmung beim mittlerweile recht zahlreich erschienenen Publikum. Aber pünktlich zum Auftritt der „Treble Tappers“, der Steptanzgruppe der VHS Kulmbach unter Leitung von Elisabeth Masching, hieß es nicht mehr nur musikalisch „I`m singing in the rain“. Es schüttete wieder wie aus Eimern, und allein der mitreißenden einstündigen Tanzshow unter dem Motto „In 80 Schritten um die Welt“ war es zu verdanken, daß der Stadtpark von den Zuschauern nicht fluchtartig verlassen wurde. Selbst die Akteure auf der überdachten Bühne hatten mit den Widrigkeiten des Wetters zu kämpfen, da es sogar durch das Dach des eigens aufgebauten Umkleidezelts tropfte und die Requisiten das Schwimmen lernen ließ! Die Step-Reise um die Welt führte nicht nur nach England, Irland und die USA, sondern ließ auch bei einer frivolen Charleston-Variation Frankreich nicht aus, bevor das Finale mit allen Akteuren noch einen Sirtaki zum Besten gab und somit zumindest musikalisch – leider nicht wettertechnisch – nach Griechenland entführte. Ungeplanterweise der letzte Act des Tages wurde der Auftritt der Boogie-Formation des ATS Kulmbach. Die drei Paare in stilechten Anzügen und Petticoats legten mit Musik und Tanz der „Swinging Sixties“ eine flotte Sohle auf´s Parkett. Eigentlich sollte dann noch eine weitere Show der Tanzschule Barbic sowie Livemusik mit der Gruppe „ISA-Projekt“ aus Nürnberg sowie eine Reggaeperformance mit der Band „Jai-feel-Styla“ folgen, aber die Veranstalter mußten sich dem Regen beugen und das Abendprogramm leider absagen.

Am letzten Tag versuchte das Wetter sich endlich versöhnlich mit den Veranstaltern zu stimmen. Pünktlich zum Verdauungsspaziergang nach dem Mittagessen zeigten sich schüchterne blaue Fleckchen in der Wolkendecke. So kamen endlich auch die Aussteller auf ihre Kosten, die an den beiden vorangegangenen Tagen ihre Kunstwerke eher vor Durchnässung schützen mußten. Die Besucher der Art-Parade konnten in den Pavillons Arbeiten der verschiedensten Stilrichtungen bewundern. Im Bereich „Malerei“ stellte Michaela Bonnkirch aus Kronach farbenfrohe expressionistische Bilder geschickt um die Parkbäume arrangiert – aus. Helga Hopfe aus Mainleus präsentierte Aquarelle und Karin Münch und Cosima Klischat waren extra aus Karlsruhe angereist, um Gemälde und Skulpturen zu zeigen. Kunsthandwerk verschiedenster Art wurde ebenfalls angeboten: Holzarbeiten der Kunstwerkstätte „Am Aubach“ aus Thurnau, Keramik und Webarbeiten von Lidwina Scherrer und Patricia Bennett aus Kasendorf und Pappmacheè-Objekte von Monika Lotz aus Lichtenfels. Petra Leuschner aus Neuenmarkt stellte Naturaufnahmen und Texte aus ihrem Buch „Jeder Tag ist ein neuer Anfang“ vor. Auch Marcus Rietzsch aus Oberkotzau beeindruckte mit Fotokunst aus den Bereichen „Stilleben“, „Porträt- bzw. Akt-“ und „Konzertfotografie“. Interessant für die Besucher war es auch, dem Kirchenmaler Volker Wunderlich aus Bayreuth sowie seiner Frau Andrea, die Kalligraphien anfertigt, bei der Arbeit live vor Ort über die Schulter gucken zu können. Last but not least stellten noch Oliver Wetter und Christian Goebbles aus dem fernen Saarland bzw. Norddeutschland ihre Fantasy Art-Kunstwerke vor.

Auch die kleinen Künstler kamen nicht zu kurz! Gleich drei Kindergärten aus Kulmbach haben beim Kunstspektakel mitgewirkt: der Kindergarten St. Hedwig, der Paul-Gerhardt-Kindergarten und die „Arche Noah“. Man konnte bunt bemalte Holzstelen bewundern, eine Kugel durch eine Rollbahn flitzen lassen oder sich über pädagogisches Basteln informieren.

Wer sich kurzfristig aus der – mittlerweile recht heißen – Nachmittagssonne verdrücken wollte, hatte die Möglichkeit, im gegenüberliegenden „designHaus“ die prämiierten Kunstwerke vom Wettbewerb „typisch fränkisch“ zu begutachten oder die Fotoausstellung des Fotoamateur-Clubs Mainleus/Kulmbach zum Thema „Humor“ in Augenschein zu nehmen.

Selbstverständlich wurde auch auf der Bühne wieder einiges geboten. Nachdem sich keine mutigen Nachwuchspoeten zum „Poetry Slam“ eingefunden hatten, betrat Juror Daniel Friedrich aus Bayreuth spontan gemeinsam mit Jochen Blondke die Bühne um Gedichte und lyrische Musikstücke vorzutragen. Großen Anklang fand die anschließende Lesung des Kulmbacher Literaturvereins, ebenfalls zum Thema „typisch fränkisch“. In den größtenteils selbst verfaßten Texten konnte sich der ein oder andere im Publikum sicher wiedererkennen – sei es nun zum Thema „Heimatliebe“, „Gehsteiggewaaf“ oder auch bei der „Nachbarschaftsspionage“. Sportlich wurde es dann wieder bei einer Kampfkunstdemonstration der Teak-won-Do-Schule unter Leitung von Dr. Ralph Aman. Für das Publikum besonders beeindruckend waren wohl die kraftvollen synchronen Bewegungsabläufe und das mittige Zerteilen von Holz-brettern und sogar Ziegelsteinen durch gezielte Handschläge und Fußtritte. Es folgten zwei Tanzgruppen des Kulmbacher Jugendzentrums: die Girlgroup „Black Diamonds“ mit Videoclip-Dancing und die zwei Breakdancer von „Break to Die“.

In den frühen Abendstunden wurde es dann wieder musikalisch im Kulmbacher Stadtpark. Petra Eisend aus Würzburg bewies in ihrer Performance „Drum Experience“ Schlagfertigkeit beim Trommeln von Rhythmen afrikanischer Kulturkreise sowie aus Kuba auf verschiedenen Instrumenten. Glücklicherweise war wohl kein Stück dabei, in dem Regen herbeigerufen wird, denn unglaublicherweise blieb die himmlische Zugabe während des ganzen Sonntags aus! Ein weiterer akustischer Höhepunkt des Festivals war der Auftritt der Gothic-Rock-Nachwuchsband „Last Exit For The Lost“ aus Düsseldorf. Frontfrau Melanie Socha begeisterte nicht nur stimmlich, sondern auch an Anfang und Ende der Bühnenshow durch glasklares Geigenspiel. Und ob-wohl die Gruppe mit eingängigen Eigenkompositionen glänzte, beeindruckte eine Coverversion nachhaltig: der Klassiker „Smells Like Teen Spirit“ von „Nirvana“ als wunderschön und auf intensivste Weise vorgetragene Ballade nur mit Keyboardbegleitung sorgte wahrlich für „Gänsehautfeeling“. Und da bekanntlich alles Schöne ein Ende hat, fand der Abend mit der letzten Bühnendarbietung einen harmonischen Ausklang. Das „Duo Orfee“ spielte moderne, selbst geschriebene Klassikstücke mit Geige und Gitarre. Das Publikum lauschte ge- und gleichzeitig entspannt den melancholischen Weisen der Ansbacher, die wie geschaffen waren, das Kunstevent klangvoll zu beenden.

Wie es mit der Art-Parade in Kulmbach weitergeht? Tatsache ist, daß bei besserem Wetter wohl wesentlich mehr Besucher den Weg in den Stadtpark gefunden hätten, der sich meiner Meinung nach hervorragend für Veranstaltungen dieser Art eignet. Gerade in diesem Jahr waren die musikalischen Präsentationen sehr hochwertig und hätten sicherlich mehr Zuhörer verdient. Auch den Ausstellern hätte ich mehr Glück beim Verkauf ihrer Kunstgegenstände gewünscht. Trotz allem waren es aber gerade die Künstler die mit guter Laune und bester Stimmung dem schlechten Wetter getrotzt haben! Sollte es eine dritte Auflage des Festivals geben, kann ich daher eines mit Sicherheit behaupten: die Art-Parade sieht auch bei Regen sonnigen Zeiten entgegen!

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