24. März 2016
POTSDAM, LINDENPARKPotsdam, der 24. März 2016: eine der Stationen einer Abschiedstournee. Abschied – das klingt traurig und schwermütig. Und doch bleibt die Hoffnung, dass es sich nur um eine vorübergehende Pause handelt, die Anne Clark nutzt, um einige Projekte voranbringen zu können. So erlebten wohl einige Gäste das Konzert im „Lindenpark-Saal“ mit etwas gemischten Gefühlen. Freude über eine sympathische Künstlerin, die manchen Anwesenden schon seit Anfang der 80er Jahre musikalisch begleitet und einem gewissen Wehmut anhand des möglicherweise letzten Mals…
Bevor die Saalbeleuchtung ausging, überwog indes die Vorfreude auf ein mitreißendes Konzert. Trat Anne Clark vor einigen Monaten noch mit kompletter Band auf, präsentierte sich die Bühne diesmal deutlich spartanischer. Einzig zwei Podeste – auf einem stand die elektronische Ausstattung von herrB – und drei Mikrophone füllten die geräumige Bühne. Zurück zu den elektronischen Wurzeln? In gewisser Weise. Wobei Anne Clark in ihrer langen Karriere nach Ausflügen in den Bereich der „handgemachten“ Musik immer wieder zur elektronischen Klangerzeugnis zurückfand. Diesmal wurden die Stücke in ein relativ „modernes“ Gewand gehüllt. Die Skepsis, ob dies beim Publikum ankommen möge, zerstreute sich schnell, nachdem ein instrumentales Intro einsetzte, die Licht- und Videoshow von Lichtdesigner Rick Kay startete und die beiden Musiker als Schattenrisse auftauchten.
Und dann nahmen uns die klaren eindringlichen Worte von Anne Clark gefangen. Die „Grande Dame des New Wave“, die bereits in den frühen 80ern mit ihrem typischen Sprechgesang auftrat und für Aufmerksamkeit sorgte, wirkte konzentriert und in sich versammelt. Die kräftigen Rhythmen arbeiteten sich von den Füssen in die Beine empor und versetzten den Körper in Bewegung. Melodisch und abwechslungsreich wurden alte und neue Stücke präsentiert. Der kühl wirkende Gesang, die harmonische musikalische Begleitung, die Videoschnipsel und Lichteffekte bildeten eine perfekte Einheit.
Das Publikum im Lindenpark war überwiegend etwas „reiferen“ Alters. Aber auch junge Leute ließen sich offensichtlich von diesem Konzert mitreißen. Nachdenklich Lauschende sah man generationenübergreifend. Wundervoll, dass diese kleine Frau eine solch unaufgeregte Ausstrahlung hat.
Für ruhige Momente sorgte herrBs zeitweiliges Spiel auf der Akustikgitarre. Die weichen und schmeichelnden Töne betonten die ernsten Texte zusätzlich. Der kräftige immer wieder aufwallende Beifall zauberte Anne Clark ein ganz leichtes Lächeln um die Mundwinkel.
Und doch musste auch dieser Auftritt einmal zu Ende gehen. Allerdings nicht ohne die obligatorische Forderung nach einer Zugabe, welche selbstverständlich gewährt wurde. Denn was wäre ein Anne-Clark-Konzert ohne „Our Darkness“ und „Sleeper In Metropolis“? Als die unverkennbaren Melodien dieser beiden Klassiker einsetzten, brannte jeweils riesiger Jubel auf. Die Begeisterung hatte ihren Höhepunkt erreicht und die beiden Musiker wurden mit stürmischem Applaus verabschiedet. Nachdenklich und irgendwie versonnen verließen die Gäste den Lindenpark.
Die Tour geht noch weiter. Für viele war es jedoch ein – vorläufiger – Abschied.
Fotos: Marcus Rietzsch