17. Februar 2006
GLAUCHAU, ALTE SPINNEREIVorgruppen haben es ja bekanntlich schwer. Oft werden sie vom anwesenden Publikum mit Nichtbeachtung „gestraft“. Verhaltender Applaus ist nicht selten das Höchste der Gefühle. Nicht so an diesem Abend, welcher von der Band „Rotersand“ pünktlich um 21 Uhr eindrucksvoll einleitetet wurde. Die Alte Spinnerei in Glauchau war zu diesem Zeitpunkt schon ganz ordentlich gefüllt und die Stimmung alsbald prächtig. Vor der Bühne waren auch einige Fans mit Shirts des Supportacts zu entdecken. So war es auch nicht verwunderlich, dass Textsicherheit bewiesen werden konnte, als Sänger Rasc der Menge das Mikro entgegenstreckte. Der hünenhafte Frontmann suchte im Verlaufe des Auftritts ein weiteres Mal den direkten Kontakt zu den Besuchern, indem er die Bühne verließ und mit Mikro bewaffnet durch die Fanreihen wanderte. Technoide Beats gingen schnell in die Beine; eingängige Melodien teilweise gepaart mit Gitarreneinsatz setzen sich in den Köpfen fest und somit ging der kurzweilige Auftritt von Rotersand auch viel zu schnell zu Ende, was das Publikum so aber nicht akzeptieren wollte. Eine Zugabe war Pflicht.
Nach einer erträglichen Umbaupause sollte ein weiteres Trio, Client, auf die Bühne kommen. Den Auftritt der drei Damen von der britischen Insel kann man kurz und knapp in zwei Worte fassen: cool und sexy. Client wussten nicht nur durch ihren „kühlen“ 80er-Jahre-Sound, modern umgesetzt und durch einen E-Bass angereichert, zu gefallen, sondern waren auch eine Augenweite. In hautengen, schulter-freien Lederkleidern bekam man nicht nur Futter für die Ohren. Immer präsent im Zentrum stehend und mit dem Publikum flirtend die gut gelaunte Sängerin Sarah. Auch hier konnten sich die Besucher über eine Zugabe freuen.
Anschließend stand aber noch das Highlight des Abends auf dem Programm: Ein langes Intro steigerte die Spannung und kündigte die Formation Covenant an. Als sich in der Dunkelheit die Silhouetten der Musiker abzeichneten, kannte der Jubel kaum eine Grenze. Melancholischer Elektro vom Feinsten. Mal mit härteren Beats unterlegt, mal etwas sphärischer dargeboten – aber immer mitreißend. Äußerst prägnant natürlich die unverwechselbare und sanfte Stimme von Sänger Eskil. Mit neuem Material im Gepäck sorgten die drei Schweden sofort für eine phantastische Stimmung, die im Laufe des Abends bei Songs wie „Der Leiermann“ und „We stand alone“ sogar noch gesteigert werden konnte. Die Alte Spinnerei verwandelte sich in eine einzige Partyzone. Es wurde ausgelassen gefeiert und getanzt. Mit der Zeit veränderte sich der zurückhaltende, ja fast schüchterne Gesichtsausdruck des smarten Sängers Eskil in ein breites Grinsen. Im Hintergrund sorgte eine Licht-Installation für das so genannte i-Tüpfelchen. 1875 kleine Lichter – geometrisch angeordnet und selbstverständlich individuell ansteuerbar sorgten für eine optisch abwechslungsreiche Untermalung. Natürlich durften auch Covenant nicht ohne Zugaben von der Bühne verschwinden. Unter anderem wurde mit „Ritual Noize“ vom neuen Album „Skyshaper“ und „Dead Stars“, bei dem auch ein verpasster Gesangseinsatz die unbeschreibliche Energie nicht mindern konnte, noch einmal alle Register gezogen. Mitreißende Beats und melodischer Gesang bildete eine homogene Einheit.
Zufriedene Gesichter sowohl auf der als auch vor der Bühne waren Beweise für einen hervorragend gestalteten Abend, der den breit gefächerten Begriff „Elektro“ überaus gut präsentierte und den der eine oder andere sicher noch länger sehr gut im Gedächtnis behalten dürfte.