Die Besucher des Dresdner Albertinums konnten vom 6. Februar bis 17. Mai 2015 Werke von Capar David Friedrich und Johan Christian Dahl bewundern. Die Ausstellung wurde von der Galerie neue Meister und des Kupferstichkabinetts, Staatliche Kunstsammlungen Dresden in Kooperation mit dem Nasjonalmuseet for kunst, Arkitektur og design, Oslo organisiert.
Caspar David Friedrich, geboren am 5. September 1774 in Greifswald, verstorben am 7. Mai 1840 in Dresden. Er studierte an der Kunstakademie Kopenhagen, die damals liberalste Akademie in Europa. Nach Dresden kehrte er 1798 zurück.
Johan Christian Clausen Dahl, geboren am 24. Februar 1788 in Bergen, verstorben am 14. Oktober 1857 in Dresden. Er studierte 1811 ebenfalls an der Kunstakademie Kopenhagen. In Dresden ließ er sich 1818 nieder.
Die Epoche der verträumten, dramatischen und oft mystischen Landschaftsmalerei fällt in die Zeit vor, während und nach den Feldzügen Napoleons, die 1805 nach seiner Kaiserkrönung begannen. Die Befreiungskriege 1813 bis 1815 endeten mit dem Wiener Kongress. Scheinbar im Widerspruch zu dieser blutigen Zeit, einer Zeit großer Unruhen und Umbrüche stehen die naturschwärmerischen, elegischen Bilder.
„Die Sehnsucht nach der Heilung der Welt und dem intensiven Erleben von Mensch und Natur wurde zum Postulat der Dichter, Denker und Künstler jener Zeit und bildet den Kontext, in dem die Ausstellung ‚Dahl und Friedrich. Romantische Landschaften‘ angesiedelt werden kann.“ (aus dem Grußwort)
Wer die Gelegenheit hatte, sich diese wunderschöne Ausstellung anzusehen, wird diese wohl nicht so schnell vergessen. Dramatische Himmel, beeindruckende Horizonte, düstere Felsen – Einblicke, die man in seinem Gedächtnis bewahren möchte.
Ein im Sandstein-Verlag erschienener und über 250 Seiten umfassender „Katalog“ thematisiert diese bemerkenswerte Ausstellung. Auf einem hochwertigen Papier kommen viel kleine und großformatige Abbildungen perfekt zur Geltung. Doch dienen diese Bilder „nur“ der Illustration. Denn die umfangreichen, informativen Texte bringen dem Leser einen Hintergrund nahe, dem man als bloßer Bild-Betrachter keine Beachtung schenkt.
Das erste Drittel des Buchs umfasst acht umfangreiche, von renommierten Kunstwissenschaftlern geschriebene Essays.
„Caspar David Friedrich und Johan Christian Dahl gelten heute als die wichtigsten Protagonisten der nordischen Landschaftsmalerei zur Zeit der Romantik. Dabei kommt Dahl die Rolle des ersten international bedeutenden norwegischen Malers zu. Zahlreiche Werke beider Künstler werden vom Publikum wie von der Fachwelt als Ikonen der Kunst ihrer Herkunftsländer gefeiert. Die sächsische Haupt- und Residenzstadt Dresden, langjährige Wahlheimat der befreundeten Maler. Bot ihnen jenes anregende Milieu, in dem sie zur Entfaltung und Blüte ihrer Kunst fanden.“ (aus dem Vorwort)
In den Essays wird die Kunst der beiden Maler sozusagen „unter die Lupe genommen“. Gemeinsamkeiten und Unterschiede gesucht, verglichen, begründet. Als ich mit dem Lesen der Texte begann, versah ich alle mir besonders wichtig erscheinenden Passagen mit Haftnotizen: „Wichtig, erwähnen!“ Inzwischen erscheint es mir doch recht vermessen, mehrseitige wissenschaftliche Abhandlungen in eine umgangssprachliche Kurzform zu bringen.
Wie wahrscheinlich viele andere Menschen war ich bisher ein Bewunderer und Betrachter dieser Gemälde. Durch diesen Katalog erschließt sich mir die Welt dahinter. Kein Pinselstrich auf diesen Bildern wurde zufällig gesetzt. Keine Anordnung, kein Blickpunkt ist ohne Bedeutung. Akribische Studien und Detailskizzen wurden angefertigt, bis daraus ein Bild entstehen konnte. Studien und Skizzen sind durchaus vergleichbar. Doch obwohl die Bilder der beiden Künstler dem „gewöhnlichen“ Betrachter oftmals sehr ähnlich erscheinen, sind sie doch unterschiedlich in ihrer Aussage. Solche Betrachtungen lassen sich keinesfalls in drei, vier Sätzen wiedergeben.
Weitere Maler aus dieser Epoche, Vertreter der Romantik, sind unter anderem Jens Juel, Erik Pauelsen, Christian August Lorentzen, Elias Meyer, und Christoffer Wilhelm Eckersberg. Gegenseite Kontakte befruchteten die Arbeit. All das kann man nachlesen, erfahren. Lehrer, Vorbilder und Schüler werden erwähnt. Und natürlich: Dresden. Immer wieder Dresden.
Dahl beispielsweise diente als Mittler zwischen Europa und dem damals relativ „armen Randgebiet“. Er brachte Norwegen den Menschen anderer Länder nahe und umgekehrt schuf er in Skandinavien Interesse für das moderne Europa.
Friedrich und Dahl – ihre Bilder gehören zum Kulturerbe ihrer jeweiligen Heimatländer und tragen damit zu einer nationalen Identität bei. Auch in unserer heutigen lauten und schnellen Zeit ereilen uns Hochgefühle beim Betrachten dieser geheimnisvollen Landschaften. „Das Wichtigste an einem Kunstwerk ist, dass es auf jeden Menschen ohne besondere Kenntnisse eine Wirkung ausübt.“ Diese schlichte Auffassung teilten Dahl und Friedrich. Dabei gab es Zeiten, in denen diese Werke fast in Vergessenheit geraten wären. Über die mannigfaltigen Gründe, die den Rahmen dieses kleinen Artikels sprengen würden, ist ebenso ausführlich im Katalog nachzulesen.
Zwei Drittel des Buchs beschäftigen sich explizit mit den gezeigten Bildern. Umfangreich und tiefgehend. Die Gründe für die Motivwahl werden ebenso beleuchtet wie deren Bedeutung.
Eine umfangreiche Zeittafel mit den Lebensstationen der beiden Künstler schließt dieses ausführliche Druckwerk ab.
Der Katalog zur Ausstellung „Dahl und Friedrich. Romantische Landschaften“ ist kein Bilderbuch, sondern eine sehr sorgfältig zusammengestellte Publikation, die sich mit den Werken und dem Leben der Künstler beschäftigt und dies wissenschaftlich beschreibt. Wer wissen will, was sich in und hinter den wunderbaren Landschaften versteckt, sei dieses Buch empfohlen.
Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
Größe: 23,5 x 2,5 x 30,7 cm
Verlag: Sandstein
ISBN: 978-3954981045