Muss man über eine Band etwas schreiben, die bereits seit 1980 „unbequeme“ Texte vertont? Und – wenn man so will – ist auch die Musik recht „unbequem“. So wie der gewählte Bandname und das Verwenden des Firmenlogos der drei ineinandergreifenden stählernen Radreifen auf eine „industrielle“ Basis hinweist, so war und ist die Musik der Krupps hart, stählern, laut und im Stakkato eines Hammerwerks schlagend. Die ThyssenKrupp AG fühlte sich wohl an die Wade gepi….. und so taucht mittlerweile ein verschlungenes Dreierschlaufensymbol als Markenzeichen auf (ansonsten wird das Firmenlogo durchgestrichen verwendet). Breites Grinsen: wir wissen, was es wirklich ist. Das Essener Stahlunternehmen steht symbolisch für die Abhängigkeit vieler Menschen von knallharten Firmen. Und gerade diese Themen Arbeit, Industrie, Ungerechtigkeit, Soziales, Krieg, Politik finden sich in den Texten wieder. Die kritische Band um Jürgen Engler stößt somit irgendwo und irgendwen immer an. Industrial, EBM und vor allen Dingen die Mischung aus Electro und Metal – die Krupps haben diese Musikrichtigen stark mitgeprägt, beeinflusst. Darf man „Ur-Gestein“ sagen?
„The Machinists Of Joy“ ist das erste Studio-Album der Krupps in diesem Jahrtausend. Scheibe einlegen, anwerfen, und… ein hammermäßiger Einstieg. Normalerweise höre ich beim Schreiben die Musik passend dazu. Das war hier nicht möglich. Die Füße stampfen, der Oberkörper ruckt und zuckt, und gleich knicken die Halswirbel durch, die Finger klopfen – leider nicht auf die richtigen Tasten. Der Totalzerstörung der Tastatur kam ich zuvor und ließ das Schreiben vorerst einfach sein. Entweder Hören oder Schreiben.
„The Machinists Of Joy“ lehnt sich an den erfolgreichen Song „Machineries Of Joy“ aus dem Jahr 1989 an. Und das Album ist reinste Maschinen-Musik, mit der die Krupps richtig zuschlagen. Als wären sie noch die jugendlichen Zornigen. Heftig und laut, wütend über reale Zustände. Schon die ersten Textzeilen wecken den Revoluzzer in mir und die ersten Takte reißen den Hintern aus dem Sessel. Der Brechreiz, der mich bei den täglichen Nachrichten plagt – hier in Wort und Ton hin gedroschen. Nein, das ist keine romantische Kuschel-Platte. Nein, die Welt ist nicht rosa und sie glitzert auch nicht. „The Machinists Of Joy“ – Elektronik und Gitarren in schlagkräftiger Symbiose. Wobei die Gitarren – im Gegensatz zu den letzten Alben in den 90er-Jahren – eine untergeordnete Rolle spielen. Die kritischen Texte knallen wie Boxhiebe. Eine Erholung von den ausufernden nichtssagenden Worten vieler anderer Bands. Die Krupps nehmen die Maschinerie auseinander, mit welcher Menschen gegängelt, gedrückt, ausgebeutet und belogen werden. Ich will jetzt nicht zum Umsturz aufrufen: aber die Songs von „The Machinists Of Joy“ würden auch gut zu Demonstrationen gegen soziale Ungerechtigkeit passen…
Die Welt der Bosse kann ich leider nicht ändern – aber wütend darf ich doch wohl sein?! Somit wünsche ich viel „Spaß“ mit dem neuen Krupps-Album.