Als Alf und Honey sich 1990 zusammenfanden, um elektronische Musik zu machen (zunächst unter dem Namen „Honigmond“, nachfolgend „Feindsender 64.3“, ab 1993 „Welle:Erdball“) war nicht zu ahnen, dass sie eines Tages Hallen mit 7.000 Leuten zum Tanzen und Mitsingen bringen würden.
Sowohl Labels als auch die sogenannte Fachpresse bemühten sich anfangs um Ignoranz. Deutschsprachig, Minimal-Electro und das typische Geräusch eines Commodore waren wohl etwas gewöhnungsbedürftig.
Doch „Welle:Erdball“ gewannen eine zunehmend grösser werdende Hörerschaft. Und heute – nach mehreren Alben und zahlreichen Auftritten – haben sie sich fest etabliert.
Obwohl die Aufmachung und Bühnen-Performance (sehenswert auf jeden Fall) wenig variieren, reißen sie das Publikum trotzdem immer wieder vom ersten Ton an mit. Die Texte sind provokant, ironisch, sarkastisch. Und hin und wieder werden auch Schlager, Volkslieder, Hymnen neu interpretiert. Viele Texte entstehen nach detaillierten Recherchen. Solche Texte in Kombination mit der locker und fröhlich wirkenden Musik scheint eine Diskrepanz zu sein. Aber wie sagt man: Mit einem Teelöffel Zucker schluckt man jede Medizin. Und so schwingt man gerade noch ausgelassen das Tanzbein, als sich von hinten aus dem Kurzzeitgedächtnis der Text noch einmal in den Arbeitsspeicher schleicht. Wenn allerdings mit einem Song eine Verschwörungstheorie bedient wird, darf auch einfach mal nur gegrinst werden.
Das neuste Album – „Tanzmusik für Roboter“ – beinhaltet wieder ein Feuerwerk, das unweigerlich schon beim ersten Titel in die Beine fährt. Die Musik mit dem kurzen Stakkato des C64 fordert einfach das Zappeln heraus. Und natürlich sind auch die Texte nachdenkenswert. Herausgehoben (ohne Wertung) „Die Gedanken sind frei“ – tatsächlich das alte Volkslied. Wunderschön. Und sehr aktuell.
„Die Gedanken sind frei
wer kann sie erraten?
Sie fliehen vorbei
wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
kein Jäger erschießen
mit Pulver und Blei:
Die Gedanken sind frei!“
Oder „Die Liebe der 3. Art“, worin eine sehr ähnliche Tonfolge wie in dem Film „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ eingebettet ist. Im Stück „Die neue Weltordnung“ taucht die Frage auf, wenn uns denn die Welt gehört, warum wir dafür bezahlen müssen? „Ich mach mich schön“ ist eine harte Betrachtung, wie man sich mit Kleidung, Frisieren und Schminken ein trügerisches Selbstbild schafft.
Man sollte sich das Album in Gänze anhören. Die Texte lohnen sich auf jeden Fall. Und die Musik ist wie gewohnt in Variablen und mit interessanten Nuancen versetzt.