Die kanadische Formation „Front Line Assembly“ gilt als äußerst produktiv. 1986 verließ Bill Leeb – damals noch unter dem Pseudonym Wilhelm Schroeder – die nicht minder bekannte Gruppe „Skinny Puppy“. Doch sofort fand er in Michael Balch einen Gleichgesinnten und gründet mit ihm „Front Line Assembly“. Kurze Zeit später komplettiert Rhys Fulber das Line-Up. Seit Anfang der 90er Jahre gehörte „Front Line Assembly“ zu jenen Bands, welche das EBM-Erbe aufgriffen und mit Gitarren mischten. So erspielten sie sich weltweit eine große und treue Fangemeinde. Bandmitglieder wechselten, aber es folgte ein Album nach dem anderen. „Front Line Assembly“ gehören zu den ganz Großen der Elektro-Szene.
Das neue Album „Improvised Electronic Device“ ist „elektronisch“, aber keinesfalls wirkt es wie eine Improvisation. Im Gegenteil: die einzelnen Titel sind perfekt ausgearbeitet. Sanfte Melodiebögen werden mit harten elektronisch nachbearbeiteten Gitarrenriffs geschlossen, was einen ganz besonderen Reiz ausmacht. Mit Härte, Innovation und Frische kehrt die Band mit „I.E.D.“ zu den Tugenden des Industrial zurück und verbinden diese mit stimmungsvoll-dunklen Electro. Bei den Aufnahmen zur „Improvised Electronic Device“ wurden die Gitarren-Parts diesmal selbst eingespielt. Was sich durchaus gelohnt hat: Hat sich die Einbeziehung der Live-Musiker Jeremy Inkel, Jared Slingerland und Chris Peterson in die kreative Arbeit an den Songs doch absolut positiv ausgewirkt. Dabei wurde der stilistische Ansatz, wie ihn die Fans kennen und schätzen, beibehalten. Bandgründer Bill Leeb meint: „Wir fanden wieder neue Wege, um unseren Sound zu definieren.“
Welches der zehn Stücke kann man hervorheben? Eigentlich keines. Oder alle. Jeder Song ist aufregend und geht unmittelbar in Ohren, Hirn und Beine. Der Titeltrack wurde stark beeinflusst durch Chris Peterson (Keyboards & Programming), welcher mehr Abwechslung in den Sound bringen wollte, und deshalb komplex und herausfordernd klingt. Die folgenden neun Stücke wechseln zwischen elektronisch, düster-rockig, hypnotisch, clubtauglich und melodisch. Jeder Song in sich ein abgeschlossenes kleines Kunstwerk. Gastmusiker Al Jougensen (u.a. Ministry) steuerte die härteste Gitarreneinlage der Bandgeschichte zum Titel „Stupidity“ bei, welchen er überdies auch gleich selbst textete und in seinem Studio abmischte.
Für Juli und Oktober 2010 sind Auftritte geplant. Also nichts wie hin, denn live kommt die Musik noch krachender herüber.
Allen Freunde der genialen Mischung von Electro-Industrial-EBM und harten Gitarren ist dieses Album zu empfehlen, welches sowohl „alte“ Fans als auch Neugierige gleichermaßen ansprechen dürfte.
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