La Cave #6

21. November 2014 - 13. Februar 2015

BERLIN, THEARTER GALLERY

Oftmals wirken Galerien mit ihren weißen Wänden etwas steril. Nicht so die theARTer Galerie in Berlin. Hier erwartet den Besucher eine düstere Umgebung. Verschiedene Leuchter und Dekorationselemente sorgen gemeinsam mit schwarzen Wänden für eine besondere Atmosphäre und unterstreichen das einzigartige Ambiente, in dem man sich sofort wohlfühlt. Sofern man einen Hang zur Melancholie und zur dunklen Seite des Lebens hat.

Und entsprechend dieser Ausrichtung bietet der Betreiber Carsten Schmidt nicht nur den Werken von Malern, Grafikern und Fotografen eine wechselnde Heimstatt. Regelmäßig öffnet die Galerie auch für Konzerte und Lesungen abseits des allgemeingültigen Massengeschmacks ihre Tür.

Unter dem Titel „La Cave #6“ präsentieren momentan – genauer gesagt bis zum 13.02.2015 – zwanzig internationale Künstler eine kleine Auswahl ihres Schaffens in den schwarzen Wänden der Galerie. Neben dem in diesem Jahr verstorbenen H.R. Giger – dem wohl bekanntesten Namen – sind die folgenden Künstler vertreten: AR Graphikart, Akiza, Bastien Lecouffe De Harm, Didier Ra, Darkam, Eric Lacombe, Jean-Erick De Hyeres, John Santerineross, Joseph Loughborough, Matt Lombard, Yaiza Camps, Karl Persson, Marc Socié, Nico – Fracture//Lab, Paola Verde, Dividing Me – Rusty McDonald, Trëz, Victor Soren und Vins Grosso.

Ein Zitat auf der Internetseite der Galerie zeigt, dass Carsten Schmidt eine begrüßenswerte Einstellung hat. Er legt einzig Wert auf Kreativität und schenkt dem Lebenslauf eines Künstlers keine große Beachtung: „Viel zu oft wird die Qualität und der wirtschaftliche Wert von Bildern durch die Vita des jeweiligen Künstlers beschrieben. Wer jedoch Kunst lesen möchte, sollte sich ein Buch kaufen! Wir zumindest lesen die Qualität und die Bedeutung kreativer Arbeit nicht aus der Biografie des Schaffenden ab. Bei uns zählt nicht die Vita, sondern einzig und allein das künstlerische Werk! Denn zieht man gerade die Kriterien Qualität und Wert zur Bemessung von Kunst heran, muss man zu dem Schluss kommen, dass die Kunstgeschichte voll von Fehlbewertungen ist. Wenn wir zu einer anderen Zeit gelebt hätten, hätten wir vermutlich van Gogh entdeckt!“

Die Exponate der Ausstellung „La Cave #6“ sind überaus vielseitig. Schwarz-Weiß-Fotografien sind vertreten, wie auch Skulpturen und farbige Bilder. Digital entstandene Werke schmücken ebenso die Wände wie mit Pinsel oder Stift Geschaffenes. Eines haben die Ausstellungsstücke aber gemeinsam. Sie scheinen in die dunkle Seele des Menschen zu blicken. Und irgendetwas blickt aus dieser Schwärze zurück. Bildgewordene Abgründe. Es zeigen sich verborgene Ängste, finstere Geheimnisse und das Böse, das die Menschheit zu lenken scheint. Dargestellt auf die unterschiedlichste Art und Weise. Nicht jedes Kunstwerk ist gleichermaßen zugänglich. So verschieden die Menschen und damit auch die einzelnen Ausstellungsbesucher, so unterschiedlich das Gezeigte.

Eine Gruppe menschlicher Figuren mit Libellenflügeln beeindruckt durch ihre Größe. Die Gliedmassen dünn und schwach, erscheinen diese Wesen außerordentlich zerbrechlich. Unwirkliche gesichtslose Gestalten voller Schmerz. Man möchte meinen, dass es sich um ein einziges Wesen handelt. In verschiedenen Stadien seiner Entwicklung. Erst gebückt, am Ende zu kompletter Größe aufgerichtet. Bemitleidenswert jedoch in jeder Phase. Zu einer kleinen, anbetungswürdigen Heiligenfigur wurde eine Puppe auf satirische Art „abgewandelt“. Zwei weitere Figuren ergänzen die Anordnung. Ebenfalls von Jean Erick de Hyères stammt ein kopfloser weiblicher Körper, der in Ziegenbeine und -hufe übergeht. Laut Künstler eine „ironische Allegorie auf die Welt der Mode und Modelle“. Ein weiteres Werk des französischen Künstlers mit dem Namen „14 Mouses“ wurde aus den Schädeln von Mäusen, Knochen von Fröschen und Kinderzähnen gefertigt. Nicht gerade die gebräuchlichsten „Kunstutensilien“.

Erst auf den zweiten Blick fällt der kreative Gebrauch von Skateboardbrettern als Grundplatten für Installationen auf. Zuerst staunt man über die dreidimensionalen Totenköpfe und die Verwendung von Computerteilen (Motherboards) oder den Resten eines Handstaubsaugers. Daraus erschuf Didier Ra sehenswerte Objekte, denen man etwas Zeit widmen sollte.

Verwirrend, verstörend wirken manche Gegenstände. Einige Bilder sprechen aus der Seele. Manche Werke flüstern, manche schreien die dunkle Seite heraus. In dem besonderen Ambiente der Galerie, der Düsternis, der Gestaltung mit Tüchern und origineller Dekoration, kommen die Exponate ausgezeichnet zur Geltung. Spiegeln die Bilder und Skulpturen dich in erster Linie die finstere Seite des Lebens und des Menschen wider.

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Fotos: Christopher Siegemund / nebelblick.de

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