Der Verlag charakterisiert das Buch wie folgt: „‚Der Rote Ozean‘“ – 2027: Der letzte Krieg beginnt, die Welt ertrinkt im Blut des Himmels. Ein dystopischer (Fantasy)Roman.“
Der Klappentext:
„Wir schreiben das Jahr 2027.
Ein Glaubenskrieg erschüttert die Welt und unmittelbar nach der Erscheinung eines wundersamen Riesen in Jerusalem färben sich die Meere tiefrot. Es regnet Blut vom Himmel und riesige Flutwellen begraben erst die Küstenstädte und dann immer größere Länder auf der ganzen Erde unter sich.
In diesem Chaos begegnen sich Brian und Khayra, die sich lieben und hassen lernen, die unsagbares Leid erfahren und deren junge, geschundene Seelen immer lauter nach Vergeltung schreien. Ihre Herkunft und ihr Glaube machen sie zu Feinden und doch führt das Schicksal die beiden jungen Menschen immer wieder zusammen. Sie kämpfen mit ihrem Glauben und ihrem Gewissen in einer Welt, die langsam in den tosenden Fluten des Roten Ozeans versinkt, in der niemand mehr fähig ist, sein Tun zu hinterfragen und in der eine ganze Zivilisation im Begriff ist, sich selbst zu vernichten.
Eine mitreißende Geschichte, die Genregrenzen zwischen Fantasy, Dystopie und Thriller einreißt und die näher an der Realität zu sein scheint, als man glauben möchte.“
Ein Endzeitroman? Glaubenskrieg? Ja und nein. Auf jeden Fall ist es kein einfaches Buch. Mir ging die Geschichte sehr nahe. Hat mich aufgeregt. Hat mich geärgert. Hat Widerspruch erzeugt. Aber auch zum Grübeln gezwungen.
Als dieses Buch geschrieben wurde, gab es noch keinen „Islamischen Staat“, jedoch viele extremistische islamische Verbindungen, die sich alle auf den Koran berufen und viele „andersartige“ und „ungläubige“ Menschen mit Mord und Vernichtung bedrohen. In „westlichen“ Staaten beruft man sich hingegen eher nicht auf den Glauben, wenn man andere Völker unterdrückt, ausbeutet und bekriegt. Einige fundamentalistisch-christliche Gruppierungen sind mir zwar auch suspekt, scheinen ihre Ansichten aber nicht mittels Gewalt verbreiten zu wollen. Orthodoxe Juden haben auch ein starres Weltbild. Auch andere Religionen wie der Hinduismus schließen Gewalt nicht aus. Warum ich auf die großen Welt-Religionen eingehe? Weil scheinbar die Überzeugung, dass der Glaube an den jeweiligen eigenen einzigen Gott gegen jeden und jedes andere verteidigt werden muss, Gewalt freisetzt. Ja, herausfordert.
Seit Jahrzehnten verschärfen sich die Streitigkeiten der Staaten mit islamischer Staatsreligion untereinander (aufgrund unterschiedlicher Ausrichtungen) und mit dem „Westen“. Der Koran fordert ein Leben und Handeln nach den Gegebenheiten des frühen 7. Jahrhunderts. Das aber ist unvereinbar mit westlichen Werten. Die europäischen Staaten hingegen haben über Jahrhunderte die islamischen Völker unterdrückt. Davor haben die Muslime halb Europa bekriegt. Dazwischen waren die Kreuzzüge. Und auch die Hochkulturen der Frühzeit waren alles andere als friedlich. Wasser, Land für Nahrung, Steuern für die Oberschicht. Vermutlich kämpften schon die Frühmenschen um Jagdgebiete. Der Glaube ist meiner Meinung nach nur der Kitt, der die Menschen zu einer Gruppe zusammenhält, um materielle Interessen durchzusetzen. Vielleicht auch das Überleben sichern. Sehr vereinfacht dargestellt. Was richtet der Glaube im Menschen an? Warum scheint der Glaube die Menschlichkeit zerstören zu können? Warum habe ich inzwischen Angst vor dem Glauben?
Nun befinden wir uns also im Jahr 2027. Die Fronten zwischen den islamischen Völkern und der restlichen Welt haben sich extrem verhärtet. Bomben werfen statt reden. Krieg überall. 2027 – nur noch gut 12 Jahre. Und meine Phantasie reicht aus, um sich eine entsprechende Verschärfung der jetzigen Spannungen vorstellen zu können. Also 2027. In Jerusalem auf einem Markt erscheint eine riesenhafte Gestalt: „Bitte habt keine Angst vor mir. Ich komme im Namen des allmächtigen Schöpfers. Lasst euch sagen, großes Unheil steht euch bevor.“ Dann stürmt ein schwarzgekleideter Selbstmordattentäter auf den Riesen zu. In der Explosion löst sich der Riesenkörper auf. Der Kelch in der Größe einer Moscheekuppel schlägt einen Krater in den Boden, der sich mit dem Blut des Riesen füllt. Brian als eine der beiden Hauptfiguren ist zu diesem Zeitpunkt 16 Jahre alt. Damit nimmt die metaphorische Abhandlung ihren Lauf. Der Riese wird von der christlichen Welt als der Messias betrachten. Der von einem Moslem getötet wurde. Oder auch nicht.
Einen Tag später trifft Brian bei einem Hochzeitsfest in Beirut Khayra. Gemeinsam mit dem muslimischen Mädchen verlässt er die Feier. Eine Atombombe zerstört Beirut, tötet fast alle Menschen. Brian und Khayra bleiben unversehrt – ein Wunder. Noch in der Nacht färbt sich der Ozean rot und wird zu Blut. Auch Bäche und Flüsse sind rot. Es ist im übertragenen Sinn das vergossene Blut der Menschen.
Die Wege von Brian und Khayra trennen sich, treffen wieder zusammen. Mehrmals. Und die Bombe wird „vergolten“. Vergeltung trifft auf Vergeltung. Blut fließt überall. Und der rote Ozean beginnt das Land zu fressen. Förmlich aufzusaugen. Menschen verlieren ihre Heimat, ihr Leben. Und immer wieder folgt Vergeltung auf Vergeltung. Anfang Januar 2030 gibt es kein Land mehr, nur noch zwei baugleiche Riesenschiffe. Ein „christliches“ und ein „muslimisches“ Schiff. Statt – wie vom Konstrukteur gedacht – als Arche und letzter Zufluchtsort zu dienen, führen die Machthaber beider Seiten die letzten Waffen mit und der Krieg geht weiter. Im totalen Untergang treffen Brian und Khayra letztmalig aufeinander. Eigentlich Todfeinde bietet Brian der jungen Frau Leben, Freiheit, Frieden an. Ein dramatisches Finale. Und doch geht es weiter…
„Der rote Ozean“ – ein Symbol für den menschlichen Vernichtungswillen um jeden Preis. Die dramatischen Ereignisse um Brian sind beeindruckend geschildert. Den nüchternen Fakten, wie viele Menschen den Bomben zum Opfer fielen oder im roten Ozean ertranken, sollte der Leser mit seiner eigenen Phantasie die wahre entsetzliche Bedeutung verleihen. Die Bombenstädte des 2. Weltkrieges kennen die Meisten nur aus Dokumentationen. Ebenso die Bilder von Hiroshima und Nagasaki. Das war einmal Realität. Die Menschheit wurde von keinem Ozean verschluckt. Hätte sie es verdient?
Folgen wir der Fiktion von roten Ozeanen. Lassen wir eigene Ansichten über mögliche internationale Entwicklungen und Bündnisse außen vor. Das Buch bildet keine Realität ab. Die Fiktion macht mir Angst. Weil ich diese Fiktion für möglich halte. Für real möglich. Wie weit sind wir gekommen, dass der Untergang der Welt als folgerichtig angenommen werden kann?
In einem Interview schildert der Autor seine Beweggründe: „Es ging mir in der Geschichte weder um Religion noch um Politik, wie es das Thema vielleicht anfangs vermuten lässt. Der Roman entstand vielmehr aus der Gesellschaft heraus. Aus dem Schweigen, dem Abnicken, dem Resignieren und Akzeptieren um uns herum, dem ich jeden Tag aufs Neue begegne und was mich oftmals in den Wahnsinn treibt. ‚Der Rote Ozean‘ ist vielleicht so etwas wie ein Weckruf an alle selbstentmündigten Realisten auf dieser Welt, die lieber blind dem heiteren Zerrbild von Staat und Medien vertrauen, statt ihr Handeln selbst einmal zu hinterfragen.“
Nein, „Der rote Ozean“ ist kein „unterhaltsames“ Buch. Es ist bedrückend, traurig. Und da ich keiner Religion angehöre, fehlt mir der Glaube an einen göttlichen Willen. Die Hoffnung in die menschliche Vernunft fehlt mir gänzlich. Und dass konträre Ziele der unterschiedlichen Völker aufgegeben werden, erscheint mir als reine Utopie. Angst, Hass, Rache sind die bestimmenden Gefühle bei allen Auseinandersetzungen. Antagonistische Widersprüche sind und bleiben antagonistisch. Das Buch endet nicht mit der Apokalypse. Es bleibt eine Hoffnung.
„Der rote Ozean“ ist eine Herausforderung an den Leser, sich einzulassen auf ein düsteres fiktives Zukunftsszenario.
Softcover, 222 Seiten
ISBN: 978-3-940767-63-9