Live in Frankfurt: Kamelot

18. Juni 2009

FRANKFURT, BATSCHKAPP

Serenity – Gold für die „Tiroler Buam“
Die Symphonic-Metaller aus dem Alpenländle betreten die Bühne und legen gleich ordentlich mit einem schnellen Stück los. Das Publikum im Batschkapp ist sogleich auf Betriebstemperatur. Die sympathischen Tiroler bringen, wie schon zu Beginn der „Rule the world tour 2009“, auch im zweiten Anlauf eine saubere Leistung als Einheizer auf die Bühne. Die melodischen Uptempo-Tracks nehmen das Publikum sofort mit und gute Laune stellte sich ein. Es passt jeder Ton, beim Gesang als auch bei den Gitarrensoli. Serenity dürften also auch hier und heute neue Fans dazugewonnen haben. Ein deutliches Zeichen dafür, der frenetische Applaus, sogar von den hintersten Reihen nach dem kurzen, aber intensiven Auftritt. „Dafür dürfen nun auch die Frankfurter wieder nach Tirol zum Skifahren“, so Sänger Georg Neuhauser. Unsere Auszeichnung für die tapferen Österreicher ist die Goldmedaille in der Kategorie „Beste erste Vorgruppe 2009“.

Xandria – Vom höflichen Applaus zum anerkennenden Kopfnicken & ein Weitgereister
Nach einer kurzen Umbauphase betreten Xandria die Bühne. Erstmals mit neuer Sängerin Kerstin Bischof auf deutscher Bühne. Wir hatten schon vor unserem Interviewtermin hohen weiblichen Gesang aus den Räumlichkeiten des Batschkapps vernommen. Wie? Spielt da jemand was von Tarja Turunen vom Band. Jetzt wird klar, Frau Bischof hat sich eingesungen. Und wie! Nach einer kurzen „Beschnupperungsphase“ steigerte sich die Aktivität in den Reihen von Lied zu Lied merklich. Die Sängerin meistert diesen Auftritt mit einem eindrucksvollen Wechsel der Tonlagen und harmoniert sehr gut mit der Band. Vor allem die impulsiv vorgetragenen Stücke „Snow White“ und „India“ bleiben mir in Erinnerung. Der Stimmumfang ist überwältigend und der eine oder andere spendet neben Beifall auch ein respektvolles Kopfnicken. Nebenbei wird der extra aus England für Xandria angereiste Fan begrüßt. Dieser dürfte die weite Anreise nicht bereut haben. Und auch nach dem letzten Xandria – Song „India“ bin ich der Meinung, einem ganz speziellen Abend beizuwohnen. Ich freue mich für die Band, und nicht ganz uneigennützig für mich, wieder eine außergewöhnliche weibliche Stimme für mich entdeckt zu haben – hier dürfen wir noch einiges erwarten!

Kamelot – „Celebrate like tonight would be a saturday!“
Gegen 22 Uhr ist es dann soweit. Ein metallisches lautes Soundgewitter wird losgelassen und mit „Rule the world“ gibt es zu Beginn einen Kamelot – Opener der Sonderklasse von der aktuellen „Ghost Opera“ – Scheibe. Die headbangende Meute saugt die ersten Strophen förmlich auf und verausgabt sich total. Mit schweißnassen Gesichtern wird der zweite Song, „When the lights are down“, einer der Klassiker der „Black Halo“-CD erstmal erschöpft wahrgenommen. Doch spätestens beim Refrain werden die geschundenen Nacken wieder strapaziert und lauthals mitgegröhlt. Mit „Soul Society“ folgt ein weiterer Hammersong der „Black Halo“. Wer jetzt meinte, Kamelot würde einen Gang zurückschalten, der hatte sich geirrt, denn mit „Center of the universe“ vom 2003’er Album „Epica“ folgt ein weiterer Nackenbrecher. Eine kleine Verschnaufpause bietet der Song in der Mitte mit einem herrlichen Part, bei dem ruhig und getragen ein Wechselgesang von Khan und Anne-Catrin erfolgt. So langsam hat die Band ein Einsehen, auch weil sie selber schon gehörig schwitzen, und gönnt dem Publikum mit „Pendulous Fall“ aber nur bedingt ein paar ruhige Momente. Wieder Kraft schöpfen lässt sich dann mit der Ballade „Abandoned“. Bei „Moonlight“ passt alles, und ich freue mich so sehr darüber, dass ich mir nicht mehr sicher bin, ob sich zu meinen Schweißperlen nicht auch eine Freudenträne verirrt hat. Damit Khan sich erholen kann, wurde ein Instrumental-Part eingebaut, bei dem Thomas, Sean, Oliver und Casey ihr herausragendes Können zelebrieren. Nachdem Sean Tibbets das Instrumental beginnt und dabei seine Finger in atemberaubenden Tempo über die Saiten huschen, gesellt sich Thomas dazu, dessen erhabene Melodiebögen immer aufs neue faszinieren, und sich mit Casey ein eindrucksvolles Schlagzeug-Gitarre-Wechselspiel liefern. Oliver tritt in diesen Reigen mit ein und Casey schließt mit einem Solo dieses Instrumental. Ein Staunen macht sich breit, gigantisch was dieser Drummer hinter seinem gigantischen Aufbau abliefert. Oliver erhält später am Abend nochmals die Chance, seine Tastenvirtuosität bei einem Solopart unter Beweis zu stellen, und erntet separat wohlverdienten Applaus. Überhaupt ist es auch die Spielfreude und das Acting, die den besonderen Reiz von Kamelot ausmachen. Die Zuhörer werden immer ins Geschehen einbezogen, und die erste Reihe konnte mehrmals mit den Protagonisten Thomas Youngblood und Roy Khan abklatschen. Dieser Eifer wird honoriert, und selbst nach fast 4 Stunden ist das Publikum bereit, die letzten körperlichen Reserven zu mobilisieren. Die Band hat die Zügel fest in der Hand und spielt einen Traumsong nach dem anderen. Mit „Karma“ und „Forever“ wird dem 2001er Album „Karma“ gehuldigt. Diese zeitlosen Songs haben nichts von Ihrem Esprit verloren und gerade bei „Forever“ freuen sich die Fans immer wieder darauf, mit Taktgeber Khan diese Melodie gemeinsam singen zu dürfen. Khans Wunsch zu Beginn des Konzerts, so abzufeiern, als wäre heute ein Samstag und kein Donnerstag, dürfte in Erfüllung gegangen sein. Mit „March of Mephisto“ als zweiter Zugabe nähert sich dieser schöne Abend unweigerlich dem Ende. Da helfen auch die verzweifelt erschallenden „Kamelot“ – Rufe der Fans nichts. Mit den letzten beiden ausstehenden Konzerten geht die „Rule the world“- Tour und „Ghost Opera“-Ära nun zu Ende, und es wird in Kürze ein neues Kapitel aufgeschlagen. Wir sind gespannt und voller Vorfreude.

Setlist (sofern vor lauter Abfeiern richtig im Gedächtnis geblieben):
Rule the world
When the lights are down
Soul Society
Center of the universe
Pendulous Fall
Abandoned
Moonlight
Instrumental – Jam
Eden Echo
The Haunting
Keyboard Solo – Oliver
The Human Stain
Forever
Ghost Opera
Love you to death
Karma
March of Mephisto

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