Nocturnal Culture Night 2007

Garden Of Delight

7. - 9. September 2007

DEUTZEN, KULTURPARK

Welchen Gegenwert erhält man im Jahre 2007 für 23 Euro? Beispielsweise zirka 17 Liter Normal-Benzin. Oder 10 bis 15 Gammelfleisch-Döner. Oder auch zwei Aktien des (noch) führenden deutschen Telekommunikationsunternehmens. Aber ebenfalls ein Ticket für ein relativ gut organisiertes dreitägiges Festival? Noch dazu in einer angenehmen Umgebung und Atmosphäre? Inklusive hoffnungsvollen Lokalmatadoren, nationalen und internationalen Newcomern und darüber hinaus garniert mit diversen namhaften Künstlern? Spielzeiten von bis zu eineinhalb Stunden? Zuzüglich netter und informativer Ansagen? Speisen und Getränke zu vernünftigen Preisen? Saubere Toiletten? Man möchte davon ausgehen, dass dies nicht möglich ist, aber die zweite Auflage des „Nocturnal Culture Night“ hat das Gegenteil bewiesen.

Die Veranstalter hatten es sich zum Ziel gemacht, am ersten Septemberwochenende ein kleines aber feines alternatives Festival unter freiem Himmel zu gestalten. Im Kulturpark Deutzen bei Leipzig wurde den Besuchern ein abwechslungsreiches musikalisches Programm geboten. Auf den beiden Bühnen, am Lagerfeuer und auf dem kleinen Mittelaltermarkt traten an den drei Festivaltagen 25 Bands und Künstler auf. Highlights hierbei waren sicher die Auftritte der Headliner Stendal Blast, Diary Of Dreams (welche wohl den größten Zuspruch erfuhren) und Zeraphine (wobei diese ihren Auftritt wegen einer größeren Überschreitung der veranschlagten Zeit bei Umbau und Soundcheck deutlich kürzen mussten). Aber auch unbekanntere Gruppen zogen die Aufmerksamkeit auf sich und konnten für Kurzweil und Bewegungsdrang sorgen. Gewiss war für jeden Geschmack zwischen harten elektrischen Gitarren, softer und harter Elektronik und sogar jenseits davon etwas dabei. Den auch abseits „eingetretenen“ Pfaden wurde musikalische Kost geboten. Sono beispielsweise bewegen sich scheinbar unbeschwert zwischen grellen und melancholischen Welten – traten sie in diesem Jahr doch auch bei der Loveparade und der Mayday in St. Petersburg auf. Und obwohl es heftig regnete, dankten es ihnen die Besucher mit zahlreichem Zuspruch. Songs Of Lemuria waren ein anderer Vertreter der etwas außergewöhnlicheren Darbietungen. Das aktuelle Projekt des ehemaligen Blind Passengers Frontmann Nik Page präsentierte melancholische Lieder von Rammstein, Depeche Mode oder anderen Größen in einem klassischen Gewand. Sicherlich war es für den einen oder anderen etwas gewöhnungsbedürftig, aber die Umsetzung mit Klavier, Cello und klassischem Gesang war äußerst interessant. Ausnahmsweise zeigte sich hier auch einmal die Sonne und auf den Bänken im amphiartigen Rund konnte man gut entspannen. Die Location erfordert deshalb auch eine besondere Würdigung. So ein Amphitheater hat eben etwas für sich. Kleinere Menschen ohne Plateauschuhe, High Heels oder ähnliche die Körpergröße manipulierenden Hilfsmittel erhalten einen freien Blick auf die Bühne. Aber nicht nur dieser Teil des Kulturpark Deutzen trug zur guten Atmosphäre bei. Insgesamt fanden die Besucher ein schönes Ambiente vor. Wem der Sinn danach stand, hatte die Möglichkeit außerhalb des Festivalgeländes auf Wanderschaft zu gehen, Äpfel und Birnen zu pflücken und sich auf die Suche nach dem nahe gelegenen Badesee zu machen, welcher aber wohl auch für Hartgesottene etwas zu kühl gewesen sein dürfte. Ein kleiner Mittelaltermarkt rundete das Angebot ab.

Selbstverständlich gibt es ebenso Punkte, welche verbesserungswürdig sind. So sollte man sich über den nicht wirklich grandiosen Sound auf der kleinen Bühne Gedanken machen. Vielleicht könnte man den Mittelaltermarkt etwas erweitern und hier für ein volleres Programm sorgen. Insgesamt sind dies aber nur kleinere Kritikpunkte, welche dem positiven Gesamtbild nichts anhaben können.

Ach ja, nur der Jahreszeit angemessene Temperaturen und regenfreie Tage waren im Preis von 23 Euro leider nicht enthalten. Diese sind eben unbezahlbar.

Fotos: Marcus Rietzsch

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