Diary Of Dreams – Grau im Licht

Über ein Viertel Jahrhundert nach der Gründung von „Diary Of Dreams“ und unzähligen Veröffentlichungen ist Adrian Hates nicht müde, seine Gedanken und musikalischen Ideen umzusetzen. „Grau im Licht“ heißt der neuste Streich – wie immer geprägt von der melancholischen Stimme Adrians. Er scheint nicht nur seine eigene Traurigkeit in sich aufgenommen zu haben. Es sind die tagtäglich die Nachrichten bestimmenden Themen – Krieg und Not, Selbstsucht und Fanatismus – die Adrian Hates beschäftigen. Wie viele Schreckensmeldungen kann man ertragen? Der Mensch stumpft ab. Nachrichten werden – wenn überhaupt – nur noch am Rande wahrgenommen. Adrians Texte zwingen, sich der Not und dem Leid zumindest bewusst zu werden. Die Schwermüdigkeit der Melodien fängt die eigene Ohnmacht ein.

Der Titel des Albums „Grau im Licht“ suggeriert genau diese Gefühle. Die düstere Gestaltung des Covers – schemenhafte flatternde schwarze Krähen vor mattem Grau im Hintergrund – symbolisiert die alte Sicht der Menschen auf das Schlachtfeld. Sinnlosigkeit, Trümmer und Tod.

Was erwartet den Hörer prinzipiell? Selbstverständlich die gewohnten Gitarrenklänge gepaart mit starken Schlagzeug-Rhythmen, darüber liegen reichlich elektronische Elemente. „Diary Of Dreams“ präsentieren sich hierbei voller Abwechslung: mal klingen sie heftig und wütend, mal nachdenklich hymnisch. Und die Stimme des Sängers ist kraftvoll, dunkel und irgendwie sinnlich. Faszinierend!

Gleich die ersten Takte drücken Kraft und Wut aus. Akzentuierte Bässe sind dominierend. Kein langsames Intro, der Hörer wird sogleich mitgerissen. Jedes der folgenden Stücke darf man getrost als einzelnes für sich stehendes Kunstwerk betrachten. So fällt es schwer, einen Song hervorzuheben. Doch mein Favorit ist „SinnFlut“, denn hier durchbricht Adrian kurzzeitig die Melodie mit einer Art Sprechgesang. Überraschend. Alle Stücke sind tanzbar, trotz oder gerade wegen der Melancholie. Der Rhythmus lässt den Hörer bis zum letzten Ton nicht los. Einige deutsche Titel erfreuen: eine „Übersetzung“ ist nicht nötig, um den Text für sich interpretieren zu können. Der letzte Song („Schwarz“) verhallt in einer unüberschaubaren Weite mit dem Worten „Weiss“, „Grau“ und „Schwarz“. Anfangs sind die Töne weit entfernt, ehe Piano und Synthies die sanfte Melodie aufnehmen. Drei Worte nur, vergehend. Lange klingt ein unbestimmter Ton über Minuten nach. Ein endloses Echo. Nach elf mitreißenden Liedern sorgt der zwölfte, dass man zur Ruhe kommt.

„Grau im Licht“ – das sind „Diary Of Dreams“. Bekannt, gewohnt – und doch neu. Auch nach mehreren Durchläufen packt mich jeder einzelne Song. Ein wunderbares Album.

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