Live in Berlin: O. Children

6. Februar 2013

BERLIN, MONARCH

Ein kalter Mittwochabend in Berlin-Kreuzberg. In unmittelbarer Nähe zur U-Bahn-Station „Kottbusser Tor“ – von den Einheimischen liebevoll „Kotti“ genannt – sollte sich die Tanzbar mit dem Namen „Monarch“ befinden. So rätselhaft der Name, so ratlos standen wir vor einem Gebäude, dessen 70er-Jahre-Architektur wenig einladend erschien. Kein Hinweis war zu erblicken, dass sich hier eine Bar oder ein Club befindet. Doch als die Klänge der ersten Band des Abends – „Scarlet Soho“ – aus der Höhe zu uns herunterschwappten, waren wir uns der Richtigkeit der Anschrift sicher. Allerdings wäre uns der Eingang ohne den hilfreichen Hinweis eines kältevermummten Bürgers wohl trotzdem verborgen geblieben. So führte eine alles andere als verlockende Tür – beschriftet mit den Worten „Türkische Gemeinde zu Berlin e.V.“ – in ein heruntergekommenes Treppenhaus, welches uns empor in die schon recht gut gefüllte Tanzbar lenkte. Im Zentrum des schlauchartigen Raums befand sich eine Theke, dessen Platzierung zu einem Nadelöhr führte, welches erst überwunden werden musste, um in die Nähe der Bühne zu gelangen. An den Seiten hatten es sich einige Besucher auf den gepolsterten Fensterbänken gemütlich gemacht. „Scarlet Soho“ sorgten mit teils nostalgisch klingendem Electro Pop ausgestattet mit einer rockigen Komponente für eine gute Stimmung. Das Trio von der britischen Insel ist nicht neu in der Musik-Szene. Bereits seit 2000 ist man als Live-Band unterwegs. Die an die 80er-Jahre entlehnten Synthesizerklänge kommen an. Noch bevor wir die Winterbekleidung loswerden konnten, ließen uns Melodie und Rhythmus aufhorchen. Ein kurzweiliger Auftritt, der durchaus Lust auf mehr machte.

Während der obligatorischen Umbaupause füllte sich der Raum zusehends und der Sauerstoffgehalt in der Luft nahm proportional zur gesteigerten gesetzesfreien Unmenge an Nikotin-Qualm ab.

Nach einem kurzen Soundcheck legten „O. Children“ unvermittelt los. Mit „Malo“ schien man den perfekten Titel hierfür gewählt zu haben. Sofort nahm die voluminöse, dunkle Stimme von Sänger Tobias O’Kandi, der alle Anwesenden überragte und somit auch von den hinteren Plätzen gut zu sehen war, einen Großteil der Hörerschaft gefangen. Nach kurzer Zeit lief das Wasser von den Fenstern herab und das volle Haus schien beinahe aus allen Nähten zu platzen. Trotz Platzmangels ließ es sich der eine oder andere nicht nehmen, sich ausgelassen zu bewegen. Obwohl die Band bei der Songauswahl erst auf zwei Alben zurückgreifen konnte, hatte der Auftritt keinerlei Leerlauf. Ob nun mit dem „coolen“ Stück „Death Disco Dancer“, dem grandiosen „Ruins“ oder dem schnellen „Lily´s Man“ – von der ersten bis zur letzten Minute wusste man zu begeistern. Titel, die man mit geschlossenen Augen in sich kriechen lassen konnte, deren Rhythmen aber auch für Bewegungsdrang sorgten und die Raumtemperatur auf ein Höchstmaß steigerten.

O. Children

Eine überaus gelungene Mischung aus Post Punk und New Wave, aus Melancholie und Leidenschaft. Enthusiasmus pur. Begeisterung allenthalben. Und die Zeit verstrich wie im Flug. Trotz beengten Verhältnissen und einem „gewöhnungsbedürftigen“ Ambiente freuten wir uns über einen gelungenen Abend mit zwei Bands, die man hoffentlich nicht zum letzten Mal live erleben durfte…

Text: Edith Oxenbauer & Marcus Rietzsch
Fotos: Marcus Rietzsch

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