10. Oktober 2014
BERLIN, URBAN SPREEMit „Psyche“ und „Rational Youth“ hatten sich zwei Urgesteine, die die Synthie-Pop- und Electro-Wave-Szene der 80er Jahre über die Grenzen ihrer kanadischen Heimat mitprägten, angekündigt. Und so durfte es wohl nicht verwundern, dass der Raum sehr gut gefüllt war, als der sympathische Darrin Huss – seines Zeichens kreativer Kopf von „Psyche“ – mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen ans Mikro trat. Und vom ersten Ton an war das Publikum begeistert. Was selbstverständlich nicht von ungefähr kam. Schließlich jagte ein Höhepunkt den nächsten. Beispielsweise „15 Minutes“ oder „Goodbye Horses“, die Coverversion von „Q Lazzarus“ (im Original u. a. zu hören im Film „Das Schweigen der Lämmer“). Und nicht zu vergessen „Unveiling The Secret“, wohl der Psyche-Song schlechthin. Elektronischer Wave – mal gefühlvoll, mal rhythmisch, doch jederzeit abwechslungsreich und kurzweilig. Darrins scheinbar zügelloses Temperament und seine unverkennbare Freude, auf der Bühne zu stehen, verbreiteten sich wie Viren gegen die es keinen Impfschutz gibt. Die Zuhörerschaft war diesem Auftritt vollkommen verfallen. Und so verflog die Zeit nahezu in Überschallgeschwindigkeit.
Das Publikum hatte aber noch nicht genug und so wurde nach einer kurzen Verschnaufpause der Auftritt von „Rational Youth“ ebenso enthusiastisch aufgenommen. Die Jahre konnten der unverändert sanften Stimme von Tracy Howe nichts anhaben. Wenn man die Augen schloss und sich Musik und Gesang hingab, fühlte man sich in der Zeit zurückversetzt. Der jugendliche Geist und die Spielfreude „wehten“ durch den Raum. Die mit bunten Lichtern „beringten“ Finger der strahlenden Gaenor Howe, die hier und da auch für stimmliche Unterstützung sorgte, tanzten rhythmisch über die Tasten. Und wem der Bandname bisher kein Begriff war, dürfte bei Titeln wie „Dancing On The Berlin Wall“, „Saturdays In Silesia“ oder „City Of Night“ so manches Aha-Erlebnis gehabt haben.
Zum Abschluss gesellte sich noch einmal Darrin Huss zu „Rational Youth“ auf die Bühne, um sowohl A- als auch B-Seite einer aktuellen gemeinsamen Singleveröffentlichung vorzustellen. Hierbei überraschte man mit der Interpretation eines AC/DC-Songs. Die Vorstellung, wie manch eingefleischter Fan der australischen Hardrockband in Anbetracht einer SynthiePop-Version von „Thunderstruck“ entsetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlägt und Zetter und Mordio schreit, war durchaus amüsant und sorgte für einen stimmungsvollen Konzertabschluss, ehe sich die DJs an ihr Pult begaben, um die Tanzwütigen weiter zu versorgen…