Dieses Buch hat mich „umgehauen“. Es ist schwierig, dafür noch Worte zu finden.
Deshalb zuerst einmal der Klappentext: „Ein entflohener Top-Verbrecher. Drei impulsive Araber. Viele verdächtige Rentner im Seniorenheim. Und – nicht zuletzt – eine sehr leblose Leiche. Für einen solchen Fall kommt nur einer in Frage: Kommissar Bross, der Mann mit den immer nassen Zigaretten. Scharfsinnig. Präzise. Unerbittlich. Und niemals ohne sein Keyboard unterwegs. Bross. Dieser Mann braucht keinen Vornamen!“
Und ein kurzer Lebenslauf des Autors: „Richard Wiemers wurde 1957 im südlichen Nordostwestfalen geboren. In der Untertertia kassierte er in Physik, seinem Lieblingsfach, eine Vier. Als nach der damit gescheiterten Aussicht auf den Physik-Nobelpreis auch die alternativ angestrebte Schauspielkarriere bei einem englischen Rollenspiel in der Schule ein jähes Ende fand, weil ihm sein Lehrer völlige Talentfreiheit bescheinigte, blieb Wiemers nur noch übrig, Lehrer zu werden. Nach dem Studium verschlug es ihn in ein ostwestfälisches Kleinstädtchen, wo er es sich inzwischen gemütlich gemacht hat und mit seiner Familie lebt. An der örtlichen Realschule lehrt Wiemers Musik und Englisch und geht auch noch als Kabarettist, Pianist, Kontrabassist, Texter, Regisseur, Komponist, Arrangeur, Workshopleiter, Dozent für Big Band und Chor und Tischtennisspieler seinen zahlreichen Leidenschaften nach. Eine davon ist seit 2014 nun auch BROSS.“
„BROSS“ ist ein Slapstick-Krimi. Völlig durchgeknallt, wirr, komisch, sinnfrei, überzogen…Ein Buch, welches man einatmen kann. Wunderbar problemfrei. Ein lachendes Durchatmen im Kopf.
Bross, der Super-Ermittler mit Hut und Trenchcoat, steht ständig im Regen. Und das wirklich. Da, wo er geht und steht, regnet es. Punktgenau. Er telefoniert in die weite Welt. Warum? Mit wem? Ein rollbares Keyboard in der Innentasche. Kenner der gängigsten Schlager der 70er Jahre. Seltsame Methoden der Spurensuche und Zeugenbefragung. Selbst im Altersheim bei lüsternen aber zahnlosen Rentnern (weil man schließlich jeder Spur nachgehen muss). Bross wird unterstützt von Keule, seinem Adjutant („Harry, hol schon mal den Wagen.“) und den zuarbeitenden Kommissaren Kodek und Kostav. Der Super- Ver- und Ausbrecher Hakennase – sehr hässlich und gefährlich – will mit seinen Helfern Roulade und Smith ein Ding drehen. Ebenso wie drei Araber, was auf Grund kulturell bedingter Temperamentsausbrüchen jedoch ein schwieriges Unterfangen darstellt. Kurz taucht auch ein gewisser „Moped-Krause“ auf. Eine Anspielung auf den beleibten Hauptwachtmeister aus der TV-Serie „Polizeiruf 110“?
Das „Schlippers“ ist ein Kramladen, von Mottenkugeln bis Schallplatten. Mit einem sehr individuellen Besitzer. Dort treffen nacheinander ein: die Araber, Hakennase und Smith, Bross und Keule (warum muss ich unwillkürlich an „Brust oder Keule“ denken?). Mit der Kasse und dem von Hakennase so begehrtem Objekt brettern die Araber los, alle anderen hinterher. In der Folge kommt es zu einem Ereignis, welches sich die Besatzung der ISS erstaunt und mit den unterschiedlichsten Bedenken anschauen.
Was man vergeblich sucht: einen tieferen Sinn. Was man findet: ein äußerst amüsantes Wortgemenge. Mit einer Flut von Anspielungen, woraufhin die eigenen Gedanken und Fantasien mit einem durchgehen. Beschreibungen blumig und schwülstig zwischen 1001 Nacht und Courths-Mahler. Ausufernde Gedankengänge triefend vor Selbstüberschätzung und Eigenliebe. Dialoge, bei denen einem der Mund offen stehen bleibt. Wenn ich die beim Lesen erlittenen Kicher-Attacken als Erholungsfaktor vermerke, so hat „BROSS“ doch noch einen Sinn.
Wie beschreibt der Verlag diesen Umstand? „Ein Slapstick-Krimi, rasant wie eine Fahrt mit dem Autoscooter.“
„BROSS“ macht Spaß. „BROSS“ geht ironisch mit TV-Helden ebenso wie mit „Literatur“ um. „BROSS“ ist Wellness nach einem Stress-Tag.
Buch, Softcover 184 Seiten.
ISBN: 978-3-943876-74-1