Robert Rescue – Der Intimitätendieb

Wer jetzt so etwas wie „Feuchtgebiete“ erwartet, liegt falsch. Es geht um andere Intimitäten. Um Geheimnisse, die man vor der Öffentlichkeit und vor Verwandten und Freunden verbergen möchte. Und auch sollte. Diese Intimitäten werden gestohlen und zwecks Erpressung verwertet. Später dann auch verkauft. Von Hakim. Aber das ist nur ein Strang der Geschichte.

Klappentext:
„Berlin im August 1999.
Der Zirkel der Berliner Hexen hat ein gravierendes Problem. Obwohl sie nach den Gesetzen der Anonymität leben, ist ihnen ein skrupelloser Mörder auf den Fersen. Die junge, naive Hexe Tasha Me bekommt den Auftrag, ihn ausfindig zu machen. Hilfe findet sie bei Hakim, dem Intimitätendieb, der die Geheimnisse von Menschen ausspioniert und sie in der temporären Kneipe, einer zwielichtigen Spelunke im Hier und Nirgendwo, verkauft. Doch nicht nur sie sind dem Mörder auf der Spur. Auch Kriminaloberkommissar Brückmann ermittelt in dem Fall und kann kaum glauben, was er herausfindet…“

Und es ist auch nicht irgendein Hexenroman. Denn Roberts Hexen sind hier in Berlin. Unter uns. Zumindest einige. Heute – im Jahre 2014 – ist sicher einiges anders als 1999.

Wer ist Robert Rescue?
„Robert Rescue ist vor allem für seine skurrilen, ironischen Lesebühnentexte über den Weddinger Alltag bekannt, die er jede Woche auf den großen Lesebühnen Berlins vorträgt. Mit seinem Roman ‚Der Intimitätendieb‘ entführt er uns in ein geheimnisvolles Berlin abseits aller Fantasy-Klischees.“

Also auf in den unbekannten Berliner Hexen-Untergrund.

Bevor ich mich aber mit Hexen beschäftige, zuerst zu Hakim, dem Intimitätendieb, der schlicht und ergreifend ein Erpresser ist. Auch ein ehrenwerter Beruf. Hierfür besucht er eine „temporäre“ Kneipe. Das hat mich echt fasziniert. Temporär… Temporäre Dateien verkleistern mir meinen PC und dann will das Luder nichts mehr laden und schon gar nichts speichern. Temporär – also ein virtuelles Problem. Aber eine Vorstellung, die im Zusammenhang mit einer Kneipe sehr erfreulich ist: Ich stelle mir eine Kneipe vor, drücke auf irgendeine Klinke und schon bin ich in einer virtuellen Simulation – in welcher es aber immerhin Bier gibt. Und seltsame Vögel, genannt „Dauergäste“. Eine Dame aus Marmor am Bartresen lässt sich auch durch ausgefallenste Drinks nicht „erweichen“. Was gäbe ich um eine solche temporäre Kneipe! Nur bitte nicht auf meinem PC.

Was erwartet mich mit dem Folgenden in diesem Schriftwerk? Ich lass mich überraschen.

Berlin 1999 – zehn Jahre nach Mauerfall. Immer noch eine unruhige Zeit. Umbruch und Brüche. Alle haben mit sich zu tun. Nicht alle…

Vor vielen Jahrhunderten gab es die katholische Inquisition. Auch wenn man nur rudimentäres Wissen sein Eigen nennt – welche perfiden Tests es zur Hexen-Erkennung gab, weiß heute dank der Horror-Film-Industrie jeder. Eine Familie aus Deutschland ist über Generationen Nachfolger eines besonderen Inquisitors. Nein! Alles was jetzt in den Sinn kommt, zur Seite schieben. Alles ist ganz anders.

Außerdem gibt es wohl echte Hexen in Berlin. Allerdings versteckt. Anonym. Das ist ein Gesetz. Magie benutzen sie selten. Und eigentlich auch nicht gegen „normale“ Menschen.

SabrinaAufDemZaun – das ist natürlich ein Künstlername – eine Hexe packt aus. Erzählt zu viel. Viel zu viel. Was vor allem eingebildete Esoterik-Damen beeindruckt.

Die Leute einer Magic-Show sind unauffindbar.

Dann gibt es noch einen seltsamen „Reisenden“ aus allerlängst vergangener Zeit, der hübsche Antiquitäten verkauft. Überwiegend verständigt er sich schriftlich auf Zetteln. Es wurde schon zu viel geredet und immer wieder dasselbe gesprochen…

Ach ja, Hakim, der Intimitätendieb – er verkauft seine Informationen inzwischen an äußerst zwielichtige Mönche in der temporären Kneipe. Gier frisst Hirn. Das wird sich noch zeigen.

Also eine halbausgebildete junge Hexe soll mysteriöse Morde unter ihrer Schwesternschaft aufklären. Eine sehr schwere und gefährliche Aufgabe. Tasha Me heißt sie. Und besticht durch normale ängstliche und rebellische Handlungen. Angst, Trotz und Mut der Verzweiflung. Also sehr nahe den unsrigen Empfindungen. Sind Hexen wie du und ich? Scheint so.

„Der Intimitätendieb“ – unterhaltsam, phantasievoll, spannend und überraschend. Aber auch Nachdenkliches bleibt zurück… was weiß man schon wirklich?

Der Ereignisbericht endet fulminant. Bis dahin darf man sich an bizarren Einfällen ergötzen. Einfach irre.

Erschienen im Verlag Periplaneta (Edition Drachenfliege)
ISBN 978-3-943876-68-0

»  Periplaneta

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