Marien Loha – Waschbär im Schlafrock

Der „Held“ der Erzählung, Karl, stolpert mit oder über Frauen. Woran sein Freund Paul nicht ganz unschuldig ist. Und auch der Wohnungsbesetzer Toni bringt mit eigentlich geringfügigen Aktivitäten den Alltag von Karl ins Trudeln. Karl, Mitte Dreißig, Journalist, nach Beziehungsdesaster verklemmt und häuslich etwas verwahrlost. Paul, Schulfreund und Politiker, eifriger Verkuppler. Und Toni, ein Waschbär, der plötzlich im Wohnzimmer von Karl auf der Couch herumlümmelt. Und bleibt. Eine bizarre Kombination. Und dazu noch ein paar andere schräge Protagonisten.

Kennen Sie das? Gerne würde man einem Gesprächspartner etwas mitteilen. Wenn man denn könnte. Zu viele Gedanken, wie Brei, blockieren. Ein Grundsatzreferat fertig ausgearbeitet im Kopf. Und dann kommt entweder einzig ein mehrdeutiges aber nichtssagendes „Hmm“ oder ein unverständliches Zitat aus dem zurechtgelegten Text, das aber keinen Sinn ergibt. Bestenfalls. Schlimmstenfalls wird dadurch aber etwas ins Rollen gebracht, das gar nicht beabsichtigt war. Das kennen Sie? Karl geht es ähnlich. Er hat hundert Gedanken auf einmal im Kopf. Manches würde er gerne formulieren. Andere Gedanken sollten hingegen lieber unausgesprochen bleiben. So bleibt Karl manchmal stumm oder sagt das Falsche. Und schon gerät alles um ihn herum ins Chaos.

Am allerschrägsten sind jedoch die Überlegungen, Wach- und Schlafträume von Karl. Die möchte ich an dieser Stelle allerdings nicht erwähnen, nähme dies doch jede Überraschung weg. Nur als Beispiel eine meiner eigenen abstrusen Gedanken: Gemeinsam mit einer Freundin habe ich einmal ausgerechnet – sehr kompliziert unter Berücksichtigung von Gewicht, Dichte und Schnittdicke – wie groß die Wandfläche wäre, die man mit unserem Chef bedecken könnte. Blödsinn. Aber schön. Karl hat ähnlich seltsame Fantasien. Doch nur wenige sind schön.

Wer denkt sich eigentlich solchen haarsträubenden Alltag für Karl aus? Wer lässt einen Waschbären mitspielen, der keine tragende Rolle spielt, sondern öfter getragen wird?

Der Periplaneta-Verlag charakterisiert seinen Autor folgendermaßen:

„Marien Loha wurde gar nicht so weit vor dem Mauerfall in Berlin geboren. Mit zarten 6 Jahren begann ein straffer Lebenslauf, der stark nach einem weiteren emsigen Hamster im Laufrad aussieht: Schule bis zur 10. Klasse, Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration, anschließend Arbeit als IT-Systemadministrator, heute selbstständig. Doch das augenscheinlich (system)treudoofe Pelztierchen wurde dankenswerterweise schon immer zum eigenständigen Denken erzogen. Das Hamsterrad kann er wie die meisten zwar nicht verlassen, dreht es aber nur so wenig wie möglich und so schnell wie nötig. Künstlerisch wurde es trotzdem erst recht spät: ab Frühjahr 2011 einen Roman, Kurzgeschichten, Poesie. Zudem wagte er den Tritt auf die Bühnen der Welt (also Berlins), anfänglich durch häufigere Ausnutzung der erfrischend offenen PoetrySlam-Szene, später in der etwas geschlosseneren Lesebühnenszene. Inzwischen ist Marien Loha festes Lesebühnenmitglied bei OWUL.“

In seinem Debütroman beschreibt Marien Loha sehr plastisch die sich ständig neu ergebende Situationskomik, in welche sein Antiheld Karl wiederholt hineintappt. Das Strampeln, um dem Ungewollten zu entkommen, lässt den Leser lachen und schmunzeln. Karl kann einem leidtun. Ein Tollpatsch.

Toni, der Waschbär, der sich so unverhofft auf dem Sofa einfindet – ziert auch das Titelbild des Buchs. Etwas zerrupft, etwas lädiert. Er hat vielleicht – wie Karl – so seine Erfahrungen. Aber Toni sagt nichts.

Ein Buch zum „Fressen“: Es lässt sich nicht mehr aus der Hand legen. Es ist spannend, obwohl es voller Komik und Humor steckt. Eine Erholung für die Seele.

Nun noch der Klappentext:

„Karl ist auf den ersten Blick ein eher schüchterner Zeitgenosse – oder zumindest stiller als seine Mitmenschen. Karl beobachtet, stellt Fragen, viele Fragen, meistens nur sich selbst:

Ist mein bester Freund nun schwul oder nicht?
Warum ist der Bundespräsident in echt kleiner als im Fernsehen?
Kann das nicht einer der Praktikanten machen?
Wie bekomme ich eine Frau wieder los, die nach dem ersten Sex bereits die Namen unserer Kinder festgelegt hat?
Warum hat Natascha unter ihrem Mantel nichts an?
Gott, was hab ich gestern alles getrunken?
Warum ist die Tierärztin eigentlich verheiratet?
Und was will dieser Waschbär auf meiner Couch?

Marien Loha nimmt dich in seinem Debütroman mit in die Gedankenwelt eines liebenswerten Paradiesvogels und gestattet dir einen manchmal etwas anderen Blick auf die höchst amüsant-skurrilen Wirrungen in den Leben seiner und unserer Mitmenschen.“

Buch, Softcover, ca. 205 Seiten
print ISBN: 978-3-943876-73-4
epub ISBN: 978-3-943876-44-4

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