Sprengels Chagall

Bis 11. September 2005

HANNOVER, SPRENGEL MUSEUM

Noch bis zum 11. September können zahlreiche Werke Marc Chagalls im Sprengel Museum Hannover besichtigt werden.

Der am 7. Juli 1887 in Witebsk (Russland) geborene Maler war schon mit acht Jahren von dem Wunsch beseelt zu malen. Ab 1906 war er Lehrling bei dem recht biederen Maler Jehuda Pen in Witebsk, dort fühle sich der junge Künstler aber sehr beengt. Ein Jahr später verschlug es ihn in die Kaiserliche Kunstakademie in Petersburg. Diese war Marc Chagall zu konventionell. Deshalb wechselte er 1908 zur Kunstschule Zwanzerou. Dort traf er das erste Mal auf Impressionisten wie Vincent van Gogh. In Zwanzerou erlernte er die moderne Farbbehandlung und neue plastische Ausdrucksmöglichkeiten, er fand Raum um seinen eigenen Stil zu entwickeln und auszuprobieren. In Paris lernte er ab 1910 viele Künstler kennen und einige seiner Werke wurden in Ausstellungen gezeigt.

Im Jahre 1915, Chagall war nun seit bereits einem Jahr wieder in Russland, heiratete er Bella. 1917 gründete er eine eigene Kunstakademie. Nur zwei Jahre später legte er sein Amt nieder. 1921 unterrichtete er in der Provinz Kriegswaisen im Zeichnen und begann „Mein Leben“, seine Autobiographie. 1923 illustrierte Marc Chagall Gogols „Die toten Seelen“. 1926 fand die erste Ausstellung der Werke Marc Chagalls in New York statt. 1927 versuchte er sich an einer künstlerischen Umsetzung der Fabeln von La Fontaine. Er reiste im Jahre 1931 nach Palästina um sich auf seine Bibelillustrationen vorzubereiten. Seine Bilder aus den 30er Jahren zeigen Liebespaare, Blumen und Motive aus der Zirkuswelt. Ende der 30er Jahre verstärkten sich die dramatischen Akzente in Chagalls Werken. 1941 ging er ins Exil nach New York. Es entstanden vom Krieg gezeichnete Bilder wie „Die Anfechtung“ und „Der Krieg“ (beide 1943). Drei Jahre darauf starb seine Frau.

Im Jahre 1947 zog es ihn zurück nach Paris und er ließ sich ein Jahr später endgültig in Frankreich nieder. Er reiste u.a. nach Israel und Griechenland. Marc Chagall heiratete zum zweiten Mal 1952. Er widmete seine Aufmerksamkeit 6 Jahre später der Arbeit an Kirchen-fenstern. Die Uni Glasgow verlieh ihm 1959 einen Ehrendoktortitel. Später erhielt er einen weiteren Ehrendoktortitel von der Uni Notre-Dame und verzierte weitere Glasfenster. Später entwarf er in den USA Bühnenbilder und Kostüme für Ballette von Tschaikowsky und Strawinsky sowie für Mozarts „Zauberflöte“ an der Metropolitan Opera in New York. Anlässlich seines 80. Geburtstages 1967 wurden viele große Ausstellungen durchgeführt. 1969 arbeitete er an Gobelins für das Parlament in Jerusalem. Bis zu seinem Tode am 28. März 1985 fesselt ihn die Arbeit an Kirchenfenstern.

Bernhard Sprengel erwarb 1949 seine erste Grafik von Marc Chagall. Heute ist die Sammlung auf über 400 schwarz-weiße und farbige Blätter Chagalls gestiegen. Somit besitzt das Sprengel Museum Hannover eine der umfangreichsten Sammlungen der druckgrafischen Werke von Marc Chagall. Die vom 29.Mai bis 11 September laufende Ausstellung „Sprengels Chagall“ zeigt die Entwicklung von den Anfängen bis zum Spätwerk, sowie Druckfolgen, Bilderzyklen und zahlreiche Einzelblätter. Zu den Druckfolgen zählen u.a. „Mein Leben“ (1922 erschienen) und „Bibel“ (1931-39 sowie 1952-56).

Die grafischen Werke von Chagall zeichnen sich durch technische Virtuosität und ganz eigene Bilderwelten aus. Er verschmolz Fauvismus, russische Volkskunst und jüdische Mystik zu einem eigenen Stil. Die Werke sind geprägt von Spontanität und Poesie. Marc Chagall stellte seine Kindheit, seine Familie und die Begegnung mit seiner späteren Frau Bella in „Mein Leben“ dar. Es entstanden Bilder mit dörflichen Szenen. Hähne, Pferde, Kühe, durch die Luft fliegende Liebespaare und sein Violine spielender Onkel waren Elemente der Bilder. Dieser autobiografische Roman ist kubistisch angehaucht. Die Zyklen „Mein Leben“ und „Die toten Seelen“ spiegeln die Sehnsucht nach der russischen Heimat wider.

In den Radierungen zum Alten Testament wollte Chagall die Menschlichkeit biblischer Figuren zeigen, Gefühle wie Trauer und Verzweiflung verleihen. „Die Bibel“ zeigt eine vermehrte Tendenz zu religiösen Themen. Chagall begriff es als Verbindung zwischen seiner jüdischen Herkunft und dem Christentum.

Die Technik der Farblithografie setzte der Russe in den Illustrationen zu vier Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht. Er nannte das Werk „Arabische Nächte“. Hier beweist Chagall seine Fähigkeit im Umgang mit Farbe. Er beschäftigte sich mit Themen wie Liebe und Trennung sowie dem Tod welche er in diesen Blättern umsetzte. Die „Arabischen Nächte“ zeigen, dass Chagalls Bilder immer vom Zauber des Traumes, der Phantasie und der Hoffnung erfüllt sind.

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