Generation Underground

„Generation Underground“ ist eine musikalische Zeitreise in die End-70er- und in die 80er-Jahre, als ein Teil der Jugendlichen sich nach neuen Klängen und Aussagen sehnte und dem oberflächlichen Einheitsbrei der in den Chart platzierten Titel nichts abgewinnen konnte. Als eingefahrene Wege verlassen wurden, Künstler experimentierten und die Plattenaufleger in alternativen Clubs und Discotheken durch ihre Auswahl die Gäste überraschten. Als Gitarrensoli ausgedient hatten, die Blütezeit des Punk sich langsam dem Ende zuneigte und neue Subkulturen und Genres entstanden. Als kreative Musiker die elektronische Klangerzeugung für sich entdeckten. Als der kalte Krieg und die Angst vor Atomkraft Gedanken und Handeln beeinflussten. Als die Compact Disc noch skeptisch beäugt wurde, Internet noch ein Fremdwort und MP3 noch Zukunftsmusik waren. Und als der Underground in gewisser Weise noch unabhängiger war.
„Generation Underground“ ist für ältere Musikliebhaber auch ein Eintauchen in die persönliche Vergangenheit. In eine Zeit der Rebellion gegen eine bunte und oberflächliche Konsumgesellschaft. Eine Zeit der Aufbruchstimmung. Bekannte Klänge, Melodien und Worte lassen Bilder vor dem geistigen Auge entstehen. Erinnerungen an unvergessliche Konzertabende, besondere Erlebnisse und Stimmungen werden geweckt. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Mancher der auf dieser Zusammenstellung zu hörende Künstler ist heute noch aktiv. Der eine oder andere hat aber auch die Bühne des Lebens bereits verlassen. So erinnere ich mich gerne an Auftritte der „Ramones“ (auf der Compilation berücksichtigt mit einer Live-Version von „Somebody Put Something In My Drink“) zurück. Ebenso wie Ofra Haza, die einer Version des Klassikers „Temple Of Love“ (Sisters Of Mercy) ihre Stimme lieh, sind deren prägendste Mitglieder leider verstorben. Ich fühle mich in eine Zeit zurückversetzt, in der man laufend neue Klänge für sich erschließen konnte – sowohl in den Undergrounddiscos als auch in Plattenläden. Zahlreiche der auf diesem Sampler enthaltenen Stücke waren DJ-Pflichtprogramm in dem von mir regelmäßig besuchten Club. „The Passenger“ (Iggy Pop), „51st State“ (New Model Army), „Faith Healer“ (The Bollock Brothers), „Mexican Radio“ (Wall Of Voodoo) oder „Sleeper In Metropolis“ (Anne Clark) – schon damals Klassiker, die die eigene Jugend begleiteten und persönliche Hörgewohnheiten maßgeblich prägten und beeinflussten. Aber auch weniger namhafte Künstler, wie die zumindest mir bisher vollkommen unbekannten „Martha & The Muffins“ (die auch heute noch aktiv sind) und „PigBag“ (mit einem stark vom Jazz beeinflussten Instrumentalstück), sind vertreten. Einzelne Titel hervorzuheben fällt schwer. „Holiday In Cambodia“ (Dead Kennedys) springt mir sofort ins Auge, ebenso wie Songs von „Killing Joke“, „Alien Sex Fiend“, „Tuxedomoon“, „Nitzer Ebb“, „D.A.F.“ und und und…
„Generation Underground“ – eine durchaus gelungene Mixtur aus Punk, Post Punk, Wave, Indie und elektronischen Klängen, die jüngeren Musikliebhabern den Underground der 70er- und 80er-Jahre ein klein wenig näher bringt und ältere in Erinnerungen schwelgen lässt. Als Abrundung und perfekte Ergänzung wäre allerdings ein Booklet mit ausführlichen Informationen zu den Bands und zur damaligen Zeit wünschenswert gewesen. Zumindest die Download-Version enthält einen etwa dreizehnminütigen Kommentar von Thomas Elbern (Ex-Pink Turns Blue, Escape With Romeo), der zusammen mit Rolf Kistenich (Betreiber der Musikkneipe „Blue Shell“ in Köln) „Generation Underground“ zusammengestellt hat.

CD1:

01 Ceremony – New Order
02 Public Image (7“ Version) – Public Image Ltd
03 The Passenger – Iggy Pop
04 51st State – New Model Army
05 Reward – The Teardrop Explodes
06 Turning Japanese (Non Stop Edit) – The Vapors
07 Echo Beach (2002 Digital Remaster) – Martha And The Muffins
08 Suedehead – Morrissey
09 Making Plans For Nigel (2001 Digital Remaster) (2001 – Remaster) – XTC
10 Papa’s Got Brand New Picback (7inch) – Pigbag
11 Glad It’s All Over – Captain Sensible
12 Walk On By (Radio Edit) – The Stranglers
13 I Am The Fly (2006 Digital Remaster) – Wire
14 Mongoloid – Devo
15 Are You Receiving – Killing Joke
16 E.S.T. (Trip To The Moon) – Alien Sex Fiend
17 Talk About The Weather – Red Lorry Yellow Lorry
18 Underneath The Radar (Album Version) – Underworld
19 Faith Healer – The Bollock Brothers

CD2:

01 Temple Of Love – The Sisters Of Mercy
02 Somebody – Escape With Romeo
03 Sleeper In Metropolis – Anne Clark
04 Los Ninos Del Parque – Liaisons Dangereuses
05 Getting Closer – Nitzer Ebb
06 Als Wär’s Das Letzte Mal (1998 Digital Remaster) – D.A.F.
07 Leben Heißt Leben – Laibach
08 Ricky’s Hand – Fad Gadget
09 Bostich – Yello
10 Warm Leatherette – The Normal
11 Ghost Rider – Suicide
12 Nag, Nag, Nag – Cabaret Voltaire
13 Circus Of Death (Fast Version) – The Human League
14 Dark Companion – Tuxedomoon
15 Mexican Radio – Wall Of Voodoo
16 Love Like Anthrax – Gang Of Four
17 Holiday In Cambodia – Dead Kennedys
18 Somebody Put Something In My Drink (Live) – The Ramones

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