Tempers: Live in Berlin

31. Januar 2019

BERLIN, KANTINE AM BERGHAIN

Mit dem im Herbst vergangenen Jahres erschienenen zweiten Album „Junkspace“ im Gepäck machte das New Yorker Duo „Tempers“ zum wiederholten Mal Station in Berlin. Ein von Katja Eichinger produziertes Konzeptalbum, welches sich dem Essay von Rem Koolhaas und dessen Sicht auf die Architektur von Einkaufszentren widmet. Bei einigen Stücken kommt der Niederländer gar zu Wort und spricht über Konsum und die Anforderungen an die entsprechende Architektur. Ein überaus spezieller Ansatz, für den man womöglich eine besondere Begeisterung für Bauwerksgestaltung haben muss. Und obwohl die aktuellste Veröffentlichung nicht die Eindringlichkeit und Eingängigkeit des Debüts aus dem Jahr 2015 zu haben scheint und die neuen Stücke kaum in den Clubs zu hören sind, war das Konzert in der Kantine am Berghain bereits im Vorfeld ausverkauft. Aufgrund der vor vier Jahren veröffentlichten grandiosen Cold-Wave-Titel wie „Hell Hotline“ und „Strange Harvest“ letztendlich nicht verwunderlich. Anders als womöglich befürchtet, fanden die Konzertbesucher genug Platz vor, um sich dem Rhythmus und der Melodie hinzugeben. Die einzelnen Stücke zwischen Kühle und Gefühl erschufen eine wunderbare Atmosphäre. Vorausgesetzt, dass es gelang, das Verhalten einiger Anwesenden auszublenden. Warum Menschen ein Konzert zum verbalen Gedankenaustausch nutzen, wird mir wohl ein ewiges Rätsel bleiben. Ebenso erstaunlich erschien es, dass sich die Reihen schon vor der Zugabe lichteten. So sprang der Funke nur auf einen Teil des Publikums über, der sich jedoch an den schwelgerischen, melancholischen Klangwelten, die Jasmine Golestaneh und Eddie Cooper darboten, sehr erfreute und nach einer knappen Stunde ein zufriedenes Fazit zog.

Fotos: Marcus Rietzsch

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