The Dark Rooms Vertical with Boris Acket: Eine Reise durch künstliche Naturwelten

26. April bis 10. Mai 2024

SECRET LOCATION, BERLIN

Digitale Bilder und virtuelle Erlebnisse prägen den Alltag vieler Menschen. Dabei drängt sich die Frage auf, wie dies die Beziehung zur Natur beeinflusst. Wie authentisch und tiefgründig ist das Foto eines Waldes oder das Video eines Sonnenuntergangs? Der niederländische Künstler Boris Acket lädt die Besucherinnen und Besucher seiner ersten Soloausstellung zu einer Reise durch eine Welt ein, in der er Naturphänomene mit Licht, Klang und Bewegung simuliert. Im Zentrum der Ausstellung mit dem Titel „The Dark Rooms Vertical“ steht die Symbiose von Technologie und Naturillusionen.

Boris Ackets Arbeiten werden als Offenlegung der Widersprüchlichkeit beschrieben, die Menschen gegenüber der Natur empfinden: eine Mischung aus Sehnsucht, Faszination, Macht und Ohnmacht. Die Grenzen zwischen Realität und Illusion verschwimmen zunehmend. Die neun Installationen sollen verdeutlichen, dass unsere Sehnsucht nach Natur oft durch künstliche Darstellungen gestillt wird. Ackets Werke sind jedoch mehr als bloße Simulationen – sie laden dazu ein, die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen und die Verbindung zur Natur zu vertiefen.

Der Eintritt durch eine Schleuse schärft die Sinne und steigert die Aufmerksamkeit. Auch die Bitte, dunkle Kleidung zu tragen, dient dazu, Ablenkungen zu minimieren und den Fokus auf die Installationen zu lenken. Die Gäste werden in einen kleinen, vollkommen abgedunkelten Raum geführt. In absoluter Dunkelheit ertönt die Stimme von Boris Acket, der einige einleitende Worte spricht. Kein Tageslicht dringt ins Innere der sechsstöckigen, bis 48 Stunden vor dem Besuch geheim gehaltenen Location. Inmitten dieser düsteren Umgebung erwachen anschließend bedrohlich wirkende Stürme und tosende Meere zum Leben:

Bei der Installation „Dioptrique“ arbeitet der Künstler mit Licht, Schatten und Reflexionen, um die Illusion einer Meeresoberfläche zu erschaffen. Während funkelnde Details das Glitzern der Sonnenstrahlen imitieren, stellt das Knistern der bewegten Folie und die Sichtbarkeit der Technik hinter dem Werk die Grenzen der eigenen Wahrnehmung in Frage.

„Einder / Wind“ ist eine 30 Meter lange Installation, die eine bewegliche Struktur, dynamisches Licht und Raumklang in einem synchronen Stück vereint. Eine Reihe von Motoren und Ventilatoren versetzt ein großes Stück Stoff in eine nur bedingt kontrollierbare Kinetik. Die Parameter sind steuerbar, aber jede künstlich erzeugte Welle verhält sich anders. Durch Licht, Ton und Bewegung stellt die vertikale Fläche des Stoffs unterschiedliche Wetterbedingungen dar.

Ein Höhepunkt der Ausstellung ist die faszinierende Installation „Hydrosfeer“. Atmosphärisches Rauschen, Donnern, aufflackerndes Licht und abrupte Dunkelheit erschaffen die Simulation eines herannahenden Unwetters, das die Sinne fesselt. Im mehrstöckigen Innenbereich des leerstehenden Industriekomplexes senkt und hebt sich ein riesiges, dünnes Tuch, während Besucherinnen und Besucher Yogamatten ausbreiten, um sich unter die „Gewitterwolken“ zu legen und in die Illusion einzutauchen. Die Installation stellt die drei Stadien eines Gewitters nach: Wachstum, Reife und Zerfall.

Das Heulen des Windes, das Glitzern der Sonne auf einer Wasseroberfläche oder das Tosen eines Sturms über den Köpfen der Besucherinnen und Besucher stehen im Zwiespalt zu den Geräuschen der eingesetzten Motoren und Ventilatoren. Der Blick hinter die Kulissen spielt eine wesentliche Rolle. Ackets Ziel ist es nicht, perfekte Sinnestäuschungen zu erzeugen. Der gewährte Einblick in die Technik erinnert daran, dass es sich bei allen Werken um Illusionen handelt und die Erfahrung der realen Natur nicht zu ersetzen ist.

» The Dark Rooms

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