Welle:Erdball – Chaos Total

Promo-CD in den Player und schon mault in meinen Ohren der typische quäkende C64-Sound. Ich finde ja, man muss das Quartett dazu sehen. Der Gesamteindruck… na ja, ein Gemisch aus 50er und Anfang 60er Jahre. Es passt einfach alles zusammen. Auch die Texte. In Ihnen klingt immer dieses Verwachsen der Menschen mit der Technik durch. Wie auch die Sprache technische Begriffe übernimmt für menschliches Verhalten, fürs Denken, für Gefühle. So witzig das auch oft herüberkommt, so kann der aufmerksame Hörer die Ironie und oft bösen Sarkasmus durchaus herausfiltern. Beispielsweise „Nur tote Frauen sind schön“ – oh nein, es handelt sich in diesem Fall nicht um eine nekrophile Hymne. Die „Stars“ der 50er/60er – waren sooo schön, sooo perfekt… und sind sooo tot. Hier wird das Klischee bedient oder „auf die Schippe genommen“, dass früher sowieso alles besser war. Und diese Frauen erfüllen als Medienfigur so manchen Männertraum. Eine Illusion… Unsere Illusionen – pflegen wir sie. Öfter mal entstauben, kritisch betrachten und gegebenenfalls auch darüber lachen. Ein „Schlager“, der was weiß ich wie viele Wochen den 1. Platz belegte in den „Schlagern der Woche“ und danach noch lange Zeit nach den Placierungen gespielt wurden. Radio hören! Was für eine Zeit! Damals wechselten die Hits noch nicht täglich… hier eine nette Cover-Version von „Poupee de Cire“. Und ich gebe zu, es hat mir gefallen. Aber Welle:Erdball bedient nicht nur unser Spaßbedürfnis… Ernst und Ohnmacht klingen durch, wenn die Kriegsfronten dieser Welt aufgezählt werden: „…wir kämpfen schon lange an der falschen Front…“. Vor langer Zeit gab es mal solchen Spruch wie „Krieg den Palästen“ – daraus sollte man „Krieg den Generälen“ machen. Geräusche einer Stadt – man hört sie täglich real – und nimmt sie doch kaum mehr wahr. Hier als Intro zu einem Song… kann erschrecken „Chaos Total“. Ja, unser Leben, unsere Welt ist ein totales Chaos! Einige Songs von vielen. Was jeder heraushört an Gedanken, Sentenzen mag unterschiedlich sein… aber oberflächlich sind die Texte keinesfalls. Schließen wir aus, dass die Songs dieser CD nun eine „Botschaft an die Welt“ sind – aber Nachdenken ist ja nicht verboten. Vielleicht regt der eine oder andere Text dazu an.

Ach so, wer nun Welle:Erdball nicht kennt – da kommt nichts Düsteres aus der Schwarzen Szene, traurig, elegisch oder mit kratzigen besonders „böse“ klingen Stimmen – sondern eine Band, die auch Nicht-Schwarzen eine Bereicherung im Musik-Konsum sein können. Jetzt alle Texte zu analysieren fühle ich mich nicht berufen. Da muss jeder für sich entnehmen, was passt. Aber Reinhören kann ich „wärmstens“ (bin bei 32 Grad Celsius im Bus unterwegs) empfehlen.

Also dann: man hört sich.

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