28. Oktober 2006
BERLIN, COLUMBIAHALLEAND ONE – sechs riesige dreidimensionale orange Buchstaben im Hintergrund symbolisierten, wem der Abend gehören sollte. Vorher zollte das Publikum den beiden Vorgruppen – Obscenity Trial und Spetsnaz – aber erst einmal den angebrachten Respekt. Die einen bedienten die Fans softerer Klänge – melodiös und gefühlvoll dargeboten – die anderen die härtere Fraktion, welche auf stampfende Beats steht, ehe die Fans anschließend lange Zeit auf die Folter gespannt und eine große Spannung aufgebaut wurde.
Als dekorative Leuchtstäbe – ebenfalls in orange – endlich ihr Licht freisetzten, die Hallenbeleuchtung gelöscht wurde und die drei Musiker von And One die Bühne betraten, konnte man nur erahnen, welch außergewöhnlicher Abend bevorstehen sollte. Eingeleitet wurde dieser mit sanften synthetischen Klängen, ehe Sänger Steve ins Rampenlicht trat und sich einige Mädels die Seele aus dem Leib und meine Trommelfelle fast ins Nirwana kreischten. Im Mittelpunkt stand dann aber doch die Mischung aus rhythmischen Beats, synthetischen Effekten, melodiösen Klängen und dieser unverkennbaren Stimme, welche sofort in seinen Bann zu ziehen weiß. Nach kurzer Zeit musste ich feststellen, dass die Kombination meiner beiden Leidenschaften – Musik und Fotografie – in diesem Fall nicht wirklich konform sind. Zu sehr ergriff die Musik die Macht über den Körper, was ein verwacklungsfreies Ablichten der Musiker unmöglich machte. Die Begeisterung der Anwesenden nahm von Minute zu Minute zu und schien grenzenlos zu sein. And One schöpften aus einem scheinbar unendlichen Repertoire an Klassikern und grandiosen Songs der aktuellen Scheibe: Panzermensch, Traumfrau, Deutschmaschine, Enjoy The Unknown – um nur einige zu nennen. Im Grunde war es aber vollkommen egal, welche Titel gespielt wurden. Nahezu 2500 Kehlen sangen die Texte mit und zauberten ein verschmitztes Lächeln auf das Gesicht des Sängers. Eines der unzähligen Highlights war das phantastische „Wasted“. Für sich gesehen schon ein herausragender Song wurde dieser noch durch ein Zitat von Depeche Modes „Personal Jesus“ garniert und mit kräftiger stimmlicher Unterstützung der Fans dargeboten. …wenn man bei so einem Auftritt überhaupt noch von Höhepunkten sprechen kann, war dieser doch für sich gesehen ein einziges wunderbares Highlight. Mit dem Wissen, dass das Publikum auch seinen Beitrag zu diesem Abend geleistet hat, gab es massenhaft Zugaben. Ein Medley vereinte zahlreiche ältere Songs und sorgte bei alten wie neuen Fans für ausgelassene Feierstimmung. Unbeschreiblich. Das Trio genoss den Jubel sichtlich und schien verständlicherweise die Bühne gar nicht mehr verlassen zu wollen. Irgendwann war man dann aber am Ende aller Kräfte. Steve verabschiedete sich noch mit dem Song „Klaus“ – ohne musikalische Unterstützung.
In Ehrfurcht senke ich meinen Blick und bedanke mich für nahezu 2 ½ schweiß-treibende Stunden, welche sicherlich bei vielen Besuchern ebenso wie bei der Band selbst einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.