27. Oktober 2006
BERLIN, KATO„Hallo, hier spricht Welle: Erdball, Symphonie der Zeit. Aus dem Äther schwingt und schwillt sie in die Ewigkeit!“. Seit Anfang der 90er Jahre sind sie nun schon auf Sendung. Begonnen hat aber alles schon ein Jahrzehnt früher, als der erste Commodore C64 – ein mittlerweile zum Kultobjekt avancierter Computer – das Licht der Welt erblickte und die Grundlage für den minimalistischen Sound von Welle: Erdball legte. Dieses Soundgewand aus treibenden Beats, 80er-Jahre-Flair und sowohl kritischen als auch nostalgischen Texten lockte im Jahre 2006 nicht wenige Menschen in den kleinen Club namens „Kato“ in Berlin/Kreuz-berg. Als Welle: Erdball an diesem Abend auf Sendung gingen, konnte man in dieser Lokalität nur noch wenige Plätze ausfindig machen. Von Beginn an wurde im Zentrum des Raumes kräftig gefeiert und ausgelassen gepogt. Im Vergleich zur fortschreitenden Dauer der Sendung nahm der Sauerstoffgehalt der Luft proportional ab. Der Schweiß floss in Strömen. Nicht nur musikalisch schwelgte man in Erinnerungen. Auch optisch wurde eine Zeitreise in die Jahre des Petticoats unternommen. Die beiden Damen – Frl. Venus und Plastique – sorgten neben einer optischen Untermalung natürlich auch für stimmliche Abwechslung. Schattenspiele der besonderen Art versüßten den einen oder anderen Song: Hinter Paravants, welche rückseitig in rotes Licht getaucht wurden, bewegten sich beiden Damen aufreizend oder entledigten sich langsam ihrer Kleidung, um anschließend in hautengen schwarzen Outfits wieder ins Rampenlicht zu treten. Die Verbundenheit mit der Vergangenheit bewiesen auch die Themen, welche von Sänger Honey angeschnitten und vorgetragen wurden. Nostalgisch blickte man auf den Walkman, den VW Käfer und Super 8 zurück. Nachdenklich und kritisch werden Welle:Erdball bei Themen wie Contergan und Starfighter. Mit wohlgesetzten Worten, einem korrekten „Sie“ und „meine werten Damen und Herren“ wurde das Publikum stilvoll durch das in Optik wie Akustik homogene und perfekte Programm geführt. Sehr am Herzen lag Sänger Honey die ausliegenden Unterschriftslisten des Tierschutzbundes, auf welche er mit Nachdruck hinwies. Irgendwo zwischen der „Neuen Deutschen Welle“, Wave und elektronischer Minimalmusik angesiedelt, brachte die Band den Saal zum Kochen. Ohne sich lange bitten zu lassen, war man offenherzig bereit, die eine oder andere Zugabe zu spielen. Und ehe man sich versah, waren knapp 2 ¼ Stunden vorbei. Der Eindruck einer Überziehung der Sendung kam aber in keinster Weise auf. Zufriedene Gesichter machten sich auf den Weg an die Bar, den Merchandising-Stand oder in die kühle Nacht…