Blood Red Shoes – Live im Berliner Metropol

5. November 2019

METROPOL, BERLIN

In der Hauptstadt war das Interesse am Auftritt der „Blood Red Shoes“ so groß, dass sich die Veranstalter entschlossen, das Konzert vom Columbia Theater ins Metropol in Berlin-Schöneberg zu verlegen. Das zwischen Jugendstil und Moderne gestaltete und 1906 fertiggestellte ehemalige „Neues Schauspielhaus am Nollendorfplatz“ lag fünf Jahre im Dornröschenschlaf, als es erst vor wenigen Wochen wiedereröffnet wurde.

Jener geschichtsträchtige Ort, an dem Theaterstücke, diverse Operetten und Filme aufgeführt bzw. gezeigt wurden, bietet heute über 1000 Personen Platz. Geschichtsträchtig weil u. a. eine Bühnenzeichnung von Georg Grosz („Christus mit der Gasmaske“, 1928/1931) für eine Inszenierung des „Braven Soldaten Schwejk“ ein Gerichtsverfahren wegen Gotteslästerung nach sich zog, Nazischergen im Dezember 1930 die deutsche Erstaufführung des wenige Tage später wegen „Herabsetzung der deutschen Reichswehr“ verbotenen Antikriegsfilms „Im Westen nichts Neues“ massiv gestört haben und Depeche Mode ihr erstes Berlin-Konzert gaben (1981). Auch Hans Albers, David Bowie und U2 standen auf der Bühne der neubelebten Veranstaltungsstätte.

Nachdem der Support „Queen Kwong“ eine halbe Stunde mit teils repetitivem Noise Rock die bereits zahlreich anwesenden Gäste musikalisch eingestimmt hatte, wurde das Publikum auf eine Geduldsprobe gestellt. Etwa 40 Minuten dauerte es, ehe Laura-Mary Carter (Gesang, Gitarre) und Steven Ansell (Gesang, Schlagzeug) die Bühne betraten und einen schweißtreibenden Abend mit „Elijah“ vom Anfang des Jahres erschienenen Album „Get Tragic“ einleiteten. Eine Veröffentlichung, die nach einer schöpferischen Pause und einer schweren Zeit eine Art Neuanfang darstellt. Es folgten zwei weitere neue Stücke, bei denen das englische Duo ebenso wie bei der Konzerteröffnung von der ehemaligen „Grammatics“-Musikerin Lindsay Wilson (Bass) und „Tigercub“-Schlagzeuger James Allix (Elektronik) unterstützt wurde, bevor man das zunehmend euphorisierte Publikum wieder zu zweit auf eine Reise durch die Bandgeschichte mitnahm. Druckvoll und mit reichlich Energie präsentierten „Blood Red Shoes“, deren märchenhaft und doch makaber klingende Name auf die blutig getanzten Füße der Schauspielerin Ginger Rogers zurückgehen soll, dröhnende wie raue Passagen neben eingängigen Melodien. Proportional zur anwachsenden Tanzwut vieler Gäste nahm der Sauerstoffgehalt der Luft ab. Nach und nach war ein Großteil der Konzertbesucher in Bewegung. Einzig auf den beiden Emporen und an den Rändern hielt man sich dezent zurück. Mit einem einprägsamen Refrain, den man herrlich mitsingen bzw. -schreien konnte, bildete „Light It Up” einen gefeierten Ausklang des „Mittelteils“ dieses Konzerts. Anschließend kamen die beiden Gastmusiker zurück auf die Bühne, um das Publikum mit viel Schwung und Leidenschaft zurück in die Gegenwart zu befördern und vier zusätzliche Titel vom letzten Album vorzustellen. Sichtlich zufrieden und dankbar verschwanden „Blood Red Shoes“ nach 17 Songs im Backstage. Natürlich nicht ohne den heftigen Applaus und das Bitten nach Zugaben zu erhören. So kam das Berliner Publikum in den Genuss von drei weiteren Stücken, deren Anzahl im Rahmen der aktuellen Tour offenbar kein Standard ist. Viele der Anwesenden stürzten sich ein letztes Mal ins Getümmel. Nach knapp 85 Minuten entließen die bejubelten „Blood Red Shoes“ viele zufriedene Gesichter in die Berliner Nacht…

Setlist

Elijah
God Complex
Mexican Dress
Cold
Don’t Ask
The Perfect Mess
Lost Kids
This Is Not for You
Red River
Je me perds
An Animal
Black Distractions
Light It Up
Vertigo
Eye to Eye
Howl
Bangsar

Zugabe
It’s Getting Boring by the Sea
I Wish I Was Someone Better
Colours Fade

Fotos: Marcus Rietzsch

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert